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gute freunde - boese freunde

gute freunde - boese freunde

Titel: gute freunde - boese freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Reichart
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Sinn, sich den rauszusuchen, der als potenzieller fester Freund infrage käme. Die Kategorien waren: Aussehen, Kleidung, Gespräche, Sportliche Leistung, Feiern können, Küssen, Höflichkeit, Frechheit, Intelligenz. Dafür konnte man Punkte von 1 bis 10 eintragen. Dafür brauche ich aber nur die Summenformel einmal quer. Maximale Punktzahl 90. Wer die meisten Punkte hat, den nehme ich.

    |197| Ich tat es. Ich legte die Tabelle ordentlich an. Ich war richtig stolz und postete sie bei Facebook. Denn so konnten meine Freundinnen auch ihr Voting abgeben. Schließlich hatte ich noch nicht alle geküsst. Da war man auf den Rat einer guten Freundin schon mal angewiesen. Und wenn dann ein Junge draufguckt … Nee, wie soll er denn? Poste ich ja nur für meine Freundinnen. Aber wenn eine meiner Freundinnen, sagen wir mal Tini, ihrem Freund die Liste zeigt – oh Gott, wie stehe ich dann da? He, das versprach trotzdem lustig zu werden. Besonders meine engsten Freundinnen Larissa, Lena und Betty sollten ihren Spaß dran haben. Ich freute mich schon auf das ganze Hin und Her, auf die Chats und Testfeten …

    Zwei Wochen später kam die Katastrophe: Erst hypte meine Tabelle, ging überall rum. Alle Freundinnen wollten Jungs voten, alle, die noch nicht Excel im Unterricht durchgenommen hatten, wollten unbedingt Excel lernen, um ihre eigenen Tabellen erstellen zu können. Wir verfeinerten das System immer mehr, nahmen neue Kategorien auf, voteten in den Minusbereich hinein – minütlich bekam ich Mails und mein Freundeskreis stieg in einer Woche um 45 an. Und dann – dann kamen plötzlich ganz andere Angebote: Vorschläge für Dates, Briefe von Leuten, die mir es mal »richtig besorgen« wollten, Fotos von Penissen in allen Größen und Formen – mir wurde richtig schlecht. Anfangs fanden wir das noch lustig, aber als wir immer mehr Freundschaftsangebote von Typen bekamen, die ganz etwas anderes als wir wollten, wurde uns mulmig. Larissa, die Sensibelste von uns, brach regelrecht zusammen. Lena, die Mutigste, wollte sich mit einem Typen treffen und ihm richtig Bescheid sagen. Wir gingen alle mit zu dem Treffen – zum Glück, denn es war ein widerlicher Zuhältertyp. Irgendwas hatten wir in der Einstellung des Profils falsch gemacht. Jetzt weiß ich, was ich hätte machen müssen, und wenn ich |198| mir es recht überlege, dann wären diese Informationen im Fach ITG tausendmal wichtiger gewesen als alle Excel-Tabellen zusammen. Aber wie reagierte unsere IT G-Lehrerin , als sie von unserem Missgeschick peinlicherweise Wind bekam? »Ich habe euch ja gleich gesagt, dass Communities Mist sind! Lasst die Finger davon!« Aber muss man denn auf jeden Spaß verzichten, bloß um total sicher zu sein? Mit Sicherheit nicht!

    Was wir übersehen hatten, war wohl, wie leicht unsere Posts von Freundin zu Freundin und dann immer irgendwann von Freund zu Freund wandern. Irgendwo auf dem Weg muss jemand mal andere Privatsphäre-Einstellungen gehabt haben als wir. Bei Larissa und Lena bin ich mir eigentlich noch sicher. Die achten ganz genau darauf, wer was von ihnen erfährt. Aber es reicht ja auch, wenn eine die Excel-Datei offen ins Netz stellt. Und so praktisch der Like-Button bei Facebook ist, schon sehen natürlich alle, wer noch gern Jungs votet.

    Es könnte natürlich auch sein, dass Betty dahintersteckte. Sie hat mir schon mal einen Strich durch die Rechnung gemacht, als sie Max verraten hat, dass ich ihn ganz süß finde. Sie nutzt jede Gelegenheit, um mich bloßzustellen. Kann gut sein, dass sie das an die große Glocke gehängt hat. Dann nutzt natürlich die beste Privatsphäre-Einstellung nichts mehr. Außerdem haben wir jetzt herausgefunden, wie man sich gegen so was wehren kann. Wir haben die schlimmsten Bilder bei Facebook gemeldet. Die Penisbilder haben die dann wenigstens gelöscht und die Profile von den Typen gleich mit. In einem Fall haben sie sogar die Polizei eingeschaltet. Gegen die, die uns nur verbal angemacht haben, wollte Facebook aber nichts unternehmen. Bei denen aber hat es geholfen, sie zu blockieren. Es hat zwar ein bisschen gedauert, bis man uns wieder in Ruhe gelassen hat, aber gut.
    |199| Trotzdem würde ich allen in ITG ganz genau erklären, wo sie die Privatsphäre-Einstellungen in den wichtigsten Communities finden. Das ist schon mal das Erste. Meine sind jetzt fast wasserdicht, die könnte ich gut herzeigen. Ich habe meine Freundinnen und Freunde in Gruppen aufgeteilt und dann entscheide ich genau, wer

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