gute freunde - boese freunde
unabhängig voneinander dasselbe beschrieben, dann wurde gesendet.« Mit der Zeit bildete sich im Iran eine stille Gemeinschaft der Informanten, die immer besser verstanden, was die Journalisten in der Grotte brauchten.
»Sie drehten die Straßenschilder mit oder hielten Zeitungen |185| vor ihre Handy-Kameras, damit wir das Datum sehen konnten. Sie schickten richtig gute Bilder, und sie vertrauten uns, weil sie wussten, dass wir sie niemals in Gefahr bringen würden.« Das Grotten-Team arbeitete rund um die Uhr, in ganz schwierigen Fällen auch – ansonsten eher unüblich – mit den Kollegen der BBC Persia oder von CNN zusammen. Auf dem Höhepunkt der Protestwelle schränkten die Mullahs den Zugriff auf Twitter, Internet und das Mobiltelefonnetz ein. Die Vernetzung der Demonstrierenden kollabierte, der Aufstand erstarb. In der ZD F-Zentrale in Mainz wurde die Grotte geschlossen.
|185| »Diese neue Art des journalistischen Arbeitens ist eine große Herausforderung«, bilanziert Marina Kunke. »Wir werden in Zukunft noch größer und professioneller werden müssen: mehr Leute, mehr Informanten, mehr Vernetzung, der Kontakt muss auch in Nicht-Krisenzeiten gehalten werden, damit wir in chaotischen Zeiten sofort auf uns vertraute und zuverlässige Informanten zurückgreifen können.«
Zum Schluss erzählt die Journalistin noch einen Witz, der in der »Grotte Ägypten« die Runde machte und selbst in schwierigen Zeiten für lautes Lachen sorgte: »Nach ihrem Tod sitzen Nasser, Sadat und Mubarak zusammen und berichten, wie sie ums Leben gekommen sind. Nasser: Gift. Sadat: Attentat. Und du, Mubarak? Verbitterte Antwort: Facebook.«
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lucas behrendt
|187| Gedanken über Freundschaft – Facharbeit 2011
»Was ich Gutes haben mag, ist durch einige wenige vortreffliche Menschen in mir gepflanzt worden, ein günstiges Schicksal führte mir dieselben in den entscheidenden Perioden meines Lebens entgegen, meine Bekanntschaften sind auch die Geschichte meines Lebens ...«
So schreibt Friedrich Schiller an Charlotte von Schimmelmann am 23. November 1802. Wenn sich so bedeutende Personen, wie Friedrich Schiller oder andere berühmte und herausragende Persönlichkeiten ihrer Zeit, mit dem Thema Freundschaft befassen, dann zeigen alle deren Gedichte, Romane und andere literarischen Texte die nie abnehmende Aktualität und Bedeutung dieses Phänomens. Die Freundschaft erscheint doch als eine der wichtigsten zwischenmenschlichen Kontaktformen, weil, wie Schiller schreibt, Begegnungen, Auseinandersetzungen und Gespräche mit Menschen unsere Persönlichkeitsentwicklung und unseren Lebensweg im positiven wie negativen Sinne mitbestimmen können.
Grundlegende Aspekte, wie eine perfekte Freundschaft auszusehen hat, wer überhaupt zum Freund geeignet ist, etc. all das sind elementare Fragen. Jeder Mensch lebt intuitiv mit seinen Mitmenschen zusammen. Es entwickeln sich Freundschaften bzw. man hat seine Peergroup, seine Identifikationsgruppe, innerhalb der man sich außerhalb der Familien orientiert. Doch die |189| Entscheidungen für einen Menschen als Freund oder eine Gruppe als Freundschaftsgruppe geschehen zunächst spontan, sind im Wesentlichen von äußeren Kriterien abhängig, weil man erst im Verlauf des Zusammenlebens mit Freunden in ihr Wesen vordringen und dann also erst Maßstäbe an die Werthaftigkeit dieser Beziehung anlegen kann: Ist sie nur von Nutzen für einen temporären Abschnitt unseres Lebens oder von tieferer, tragenderer Bedeutung.
Das Thema Freundschaft hat auch heute nichts von seiner aktuellen Brisanz verloren. Man könnte sogar die These wagen, dass es an Bedeutung gewinnt. Denn mit dem neuen Hauptmedium Internet und der damit einhergehenden Schaffung eines sogenannten Social Networks wandelt sich die Bedeutung und Definition von Freundschaft. Auf Internetseiten wie Facebook oder Twitter haben viele Menschen mehr als 200 »angebliche« Freunde. Man muss jedoch sagen, dass ein Mensch niemals in der Lage sein kann, 200 intensive Beziehungen mit seinen Mitmenschen zu führen, sei es hinsichtlich des zeitlichen Aufwandes und der logistischen Bewältigung. Der wahre Wert eines wirklichen und guten Freundes kann damit nicht geschaffen und gelebt werden. So bieten »Social Networks« sicherlich eine zeitgemäße und unkomplizierte Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten, Kontakt zu halten und Verabredungen zu vereinbaren, da sie inzwischen das Hauptkommunikationsmedium darstellen, doch
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