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gute freunde - boese freunde

gute freunde - boese freunde

Titel: gute freunde - boese freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Reichart
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muss man sich immer bewusst machen, dass solche Kommunikationsformen eine echte und reale zwischenmenschliche Begegnung nicht ersetzen können. Man kann Wertmaßstäbe des Umgangs miteinander sicher auch im virtuellen Kontakt zueinander berücksichtigen, doch viele Beispiele zeigen leider auch, dass gerade die Anonymität dieses Mediums den Werteverlust und Missbrauch erleichtern.

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    ida pöttinger institut für medienpädagogik

    |191| Wenn ich Lehrer wäre oder Wie ich mir interessanten Unterricht vorstelle

    Das JFF – Institut für Medienpädagogik
beschäftigt sich sowohl mit Forschungsfragen rund um den Umgang von Jugendlichen mit Medien als auch mit der konkreten Förderung von Medienkompetenz. Die hier aufgeführten Berichte geben nicht authentische Aussagen einzelner Jugendlicher wieder, sondern hier werden Aussagen, Wünsche und pädagogische Ratschläge zusammengefasst. Aus pädagogischer Sicht sind es Empfehlungen, die Jugendlichen ihren Schulen geben würden.

    Neulich im Sozialkundeunterricht wäre ich fast eingeschlafen. Da ging es um die Objektivität in Nachrichten. Herr Zerwick zeigte uns Zeitungsausschnitte, die auf Folien kopiert waren. Auf den Folien, die er auf seinen Overheadprojektor legte, waren die Bereiche Information, Kommentar, Glosse farbig markiert. Ich glaube, dass er die Kopien bereits seit über 20 Jahren zeigt, jedenfalls handelte es sich um Ausschnitte aus Zeitungen, die kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands erschienen sind. Ich döste vor mich hin und dachte daran, dass ich sowieso keine Zeitungen lese. Dabei bin ich sogar – im Gegensatz zu meinen Freunden – an Neuigkeiten interessiert. Aber ich schaue am Nachmittag in meinem Laptop nach, was es Neues gibt. Wenn ich Nachrichten lese, sind die Berichte aus der Zeitung schon längst veraltet. |192| Außerdem sind dann gleich ein paar Blogs von Leuten dabei, die mir was zu sagen haben, die so denken wie ich. Als Nächstes würde ich nachsehen, was die Freundinnen und Freunde meiner Community so denken. Aber von all dem hat Herr Zerwick keine Ahnung. Nachrichten stehen für ihn auf Papier. Basta.

    Meine Gedanken fingen an zu kreisen: Was macht dieser Mann falsch? Warum bereitet er uns nicht auf das wirkliche Leben vor? Ist doch eigentlich seine Aufgabe, oder? Ich würde alles anders machen, aber wie? Erst einmal würde ich einen Laptop an einen Beamer anschließen und mal zeigen, wie heute Informationen weiterverbreitet werden. Das ganze Journalistengedöns ist ja zweitrangig geworden. Jetzt schreibt jeder und jede die Nachrichten selbst, und sie sind wesentlich glaubwürdiger oder zumindest authentischer. Oder etwa nicht?

    Dann würde ich mal vergleichen, was die Leute so schreiben und wie sie schreiben. Irgendwie sollte es mich interessieren und auch ansprechen. Klar, es gibt einige, die nur Mist schreiben. Brauch ich aber nicht lesen. Ich halte mich an meine Communities.
    |193| Ich Lars (15). Mein Thema: Orientierung auf dem Communitymarkt

    Ich bin in drei Communities: Über Twitter bekomme ich mit, was so in der Welt passiert, über SchülerVZ tausche ich mich mit meinen SchulkameradInnen aus – wir machen die Hausaufgaben zusammen und helfen uns bei der Vorbereitung von Klassenarbeiten. Ich bin eigentlich nachmittags permanent online. Das hat sich mit der Zeit so entwickelt. Und gegen Abend schaue ich bei Facebook, was meine anderen Freunde so treiben. Wo gibt es eine gute Party? Wer gräbt gerade wen an? Ist die Blonde mit den langen Wimpern jetzt mit Jo zusammen oder noch zu haben – so was eben. Die Flatrate hat sich bei mir längst rentiert. Das haben sogar meine Eltern eingesehen.

    Ich gebe zu, dass das mit den Nachrichten aus der Politik wenig zu tun hat. Aber die wichtigsten Sachen bekomme ich mit. Die Diskussion damals in Bezug auf die Abschaffung des verpflichtenden Wehrdienstes wurde auf Twitter diskutiert. Das hätte mich zwei Jahre später betroffen, deshalb interessierte es mich. Wie Rumänien gewählt hat – muss ich das wissen?

    Zum Beispiel fände ich es gut, wenn wir mal alle Communities vergleichen würden. Meistens ist man ja mehr oder weniger durch Zufall in dieser oder jener Community. Und dann bleibt man hängen. Ich spiele E-Bass in einer Band. Für mich wäre eigentlich MySpace absolut interessant. Ein Kumpel von mir hat mit seiner Band dort eine Seite. Die bekommen darüber mittlerweile auch schon Anfragen für Konzerte und sind dort tatsächlich mit Ben Harper und

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