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gute freunde - boese freunde

gute freunde - boese freunde

Titel: gute freunde - boese freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Reichart
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gelassen. Sie sind sowieso nicht so weit wie ich. Nur der Freund aus der Community ließ nicht locker. Er beschimpfte mich in der Community und verstand leider gar nicht, dass ich jetzt lieber Hockey spiele. Ist mir jetzt auch egal. Ich habe viele neue Freunde. Und wenn ich später mal ein Mädchen treffe, das ich mag (die Schwester meines Schulfreundes hat wunderschöne Augen!), dann habe ich hoffentlich alles, was ich mal zum Thema Sex gesehen habe, wieder vergessen.

    Vielleicht wäre es in der »härtesten« Zeit ganz gut gewesen, mit jemandem zu sprechen. Aber mit wem? Wer vertraut schon seine geheimen Wünsche und Nöte einem anderen Menschen an? Aber noch bevor mich mein Freund zum Hockey überredete, habe ich von irgendwem gehört, dass es im Internet auch individuelle Beratung gibt. Unter www.kids-hotline.de loggte ich mich ein und fragte alles, was ich wissen wollte. Dort habe ich auch erfahren, wie und warum Sexfilme hergestellt werden. Es gibt tatsächlich eine Menge Leute, die für solche Filme sehr viel Geld ausgeben. Das ist halt ein Markt, wo die Produzenten von solchen Filmen auch viel Geld verdienen können. Bei den »Schauspielerinnen und Schauspielern« bleibt dabei nicht viel hängen. Oft werden |213| wohl gerade die Frauen dazu gezwungen oder machen das, weil sie ein bisschen Geld zum Überleben brauchen. Wundert einen so gesehen dann auch nicht mehr, was die alles mit sich machen lassen. Wahrscheinlich machen das auch die meisten anderen Menschen nicht so hart. Vieles von dem, was man dort sehen kann, ist in Deutschland tatsächlich auch illegal. Was ich gar nicht geahnt hatte, ist, dass die Betreiber von solchen Seiten auch Protokolle darüber führen, wer auf den Seiten surft. Zu Hause an meinem PC habe ich den Pornomodus eingestellt. Da wird der Surfverlauf immer schön gelöscht, wenn ich den Browser zumache. Aber auf den Servern mit den Pornos kann die Adresse meines Computers gespeichert werden. Eigentlich gut zu wissen, aber ich bin da jetzt eh nur noch ganz selten unterwegs und wenn, dann schaue ich mir harmloses Zeug an. Von den anderen Sachen lasse ich jetzt lieber die Finger. Die Sachen dort waren schon crazy, aber es ist ja alles gut gegangen. Mit meiner Mutter geht es übrigens auch wieder besser.

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    elke reichart

    |215| Schulfreunde

    »Liebe Frau Buhrmester« , stand auf der Karte mit den Glückskäferchen, »das Jahr mit Ihnen war für uns eine sehr große Freude. Wir wünschen Ihnen viel Glück und Erfolg auf der neuen Schule.« Dazu gab es zum Abschied von der 10. Klasse einen Strauß Blumen für die Lehrerin. Und von einigen der Teenager noch ein ganz besonderes Geschenk – die Freundschaftsanfrage: »Können wir Ihre Facebook-Adresse haben?«
    Die junge Lehrerin gab ihren Code-Namen weiter und hat seither ein paar Kontakte mehr auf ihrem Facebook-Account. Sie erfährt von neuen Lieben und alten Problemen, und manchmal bekommt sie auch Hilferufe ihrer ehemaligen Schüler, meist am Wochenende: »Wir müssen bis Montag eine Lyrik-Analyse abliefern! Frau Buhrmester! Können Sie helfen?« Dann schreibt die 2 8-Jährige zurück: »Deutschbuch Seite 39, Grundwissen!! Habt Ihr denn alles vergessen, was ich Euch beigebracht habe?« Aber der Ärger ist nur gespielt – die Freude über die Chat-Freunde überwiegt.

    Die Schüler der Gymnasiallehrerin sind mit dem Internet aufgewachsen, sind »Digital Natives«. Katharina Buhrmester selbst ging erst mit 18 Jahren ins Netz, heute gehört der Laptop ganz selbstverständlich in ihre Mappe und die Internet-Recherche zum Unterrichtsstoff. Strenge ist trotzdem geboten: Keine Rechtschreibprogramme zum Beispiel. »Außerdem werde ich immer misstrauisch, wenn die Schüler mich mit unschuldigem |217| Blick anschauen, die Hände im Schoß gefaltet.« Wenn sie dann auffordernd die Hand aufhält, bekommt sie fast immer ein Handy hineingelegt. »Ich will das nicht!«, schimpft Katharina Buhrmester dann, »ich habe hier einen schönen Unterricht für dich vorbereitet, da ist es doch wohl selbstverständlich, dass du aufpasst.« Keine Diskussion.

    Bis auf das eine Mal, in einer sechsten Klasse. Mitten in einer sehr konzentrierten Unterrichtsphase klingelte ein Handy, noch dazu mit extrem penetrantem Klingelton. Strenge Ermahnung. Zwei Minuten später klingelte es wieder, und gleich darauf noch einmal. »Schluss, aus jetzt! Das Handy kommt in den Schultresor und deine Mutter kann es abholen.« Der Schüler brach in Tränen aus und war

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