Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
auf sein Gitterbett, und ich geh rüber und such das Bettzeug durch, und prompt sind da ein Lockenwickler, ein Messlöffel und eine Stoffserviette. Gott, da müssen wir wirklich was machen. Aber nicht jetzt. Jetzt muss ich zu Miss Hilly rüber.
Ich schnall Li’l Man im Sportwagen fest und schieb ihn die Straße lang, zu Miss Hillys Haus. Draußen ist es sonnig und still. Wir gehen ihre Einfahrt rauf, und Ernestine macht die Haustür auf. Sie hat einen dünnen, braunen Armstummel, der aus dem linken Ärmel guckt. Ich kenn sie nicht gut, weiß nur, dass sie gern redet. Sie geht in die Methodistenkirche.
»Hey, Aibileen«, sagt sie.
»Hey, Ernestine, Sie haben mich wohl schon kommen sehen.«
Sie nickt und schaut auf Li’l Man runter. Er starrt den Armstummel an, wie wenn er Angst hätt, der würd ihn gleich packen.
»Ich wollt rauskommen, eh sie’s tut«, flüstert Ernestine und sagt dann: »Sie haben’s ja wahrscheinlich schon gehört.«
»Was?«
Ernestine guckt sich um, beugt sich dann runter. »Die weiße Lady von Flora Lou, Miss Hester? Heut Morgen hat sie’s Flora Lou gegeben!«
»Sie hat sie gefeuert?« Flora Lou hatte paar schlimme Geschichten zu erzählen. Sie war wütend. Miss Hester, die alle Leute für so sanft und nett halten – die hat Flora einen speziellen
»Händereiniger« gegeben und gesagt, sie soll ihn jeden Morgen benutzen. Wie sich rausgestellt hat, war’s reine Chlorbleiche. Flora hat mir die Ätznarben gezeigt.
Ernestine schüttelt den Kopf. »Miss Hester hat das Buch rausgeholt und geschrien: ›Bin ich das? Haben Sie das über mich geschrieben?‹ Und Flora Lou hat gesagt: ›Nein, Ma’am, ich hab kein Buch nicht geschrieben. Ich hab nicht mal die fünfte Klasse fertig gemacht‹, aber Miss Hester ist richtig durchgedreht und hat gebrüllt: ›Ich wusste nicht, dass Clorox die Haut verätzt, ich wusste nicht, dass der Mindestlohn einen Dollar fünfundzwanzig beträgt, und wenn Hilly nicht überall herumerzählen würde, dass es nicht Jackson ist, würde ich Sie schneller feuern, als Sie Piep sagen können‹, und da drauf hat Flory Lou gesagt: ›Heißt das, ich bin nicht gefeuert? ‹, und Miss Hester hat gekreischt: ›Gefeuert? Ich kann Sie nicht feuern, weil die Leute sonst wissen, dass ich die in Kapitel zehn bin. Sie werden wohl oder übel für den Rest Ihres Lebens hier arbeiten.‹ Und dann hat Miss Hester den Kopf auf den Tisch gelegt und Flora Lou gesagt, sie soll fertig abwaschen.«
»Gott im Himmel«, murmle ich, und mir ist ganz schwindlig. »Ich hoff … es geht bei allen so gut ab.«
Drin im Haus schreit Miss Hilly nach Ernestine. »Ich würd mich nicht drauf verlassen«, flüstert Ernestine. Ich halt Ernestine das schwere Tuch mit dem Silber hin. Sie streckt ihre Hand danach aus und, aus reiner Gewohnheit, schätz ich, auch den Armstummel.
Am Abend gibt’s ein Mordsgewitter. Donner kracht, und ich sitz schweißnass an meinem Küchentisch. Ich zitter, während ich meine Gebete zu schreiben versuch. Flora Lou hat Glück gehabt, aber was kommt als Nächstes? Es ist einfach zu viel, nichts zu wissen und die ganze Zeit nur Angst zu haben und …
Poch poch poch. Jemand klopft an meine Vordertür.
Wer ist das? Ich schreck hoch. Auf der Uhr überm Herd ist es fünf nach halb neun. Draußen regnet’s und stürmt’s. Jeder, der mich gut kennt, wär an die Hintertür gekommen.
Ich schleich nach vorn. Es klopft wieder, und ich fahr zusammen.
»Wer … wer ist da?«, frag ich. Ich guck, ob auch wirklich abgeschlossen ist.
»Ich bin’s.«
Gott. Ich lass den Atem raus und mach die Haustür auf. Da steht Miss Skeeter, nass und zitternd. Unter ihrem Regenmantel hat sie die rote Büchertasche.
»Heiliger …«
»Ich konnte nicht zur Hintertür. Der Garten ist ein einziger Sumpf.«
Sie ist barfuß und hat ihre matschverklebten Schuh in der Hand. Ich mach schnell die Tür hinter ihr zu. »Es hat sie doch keiner gesehen, oder?«
»Da draußen sieht man die Hand vor Augen nicht. Ich hätte ja angerufen, aber durch das Gewitter ist das Telefon ausgefallen. «
Mir ist klar, dass irgendwas passiert sein muss, aber ich bin so froh, sie noch mal zu sehen, eh sie nach New York geht. Wir haben uns schon ein halbes Jahr nimmer leibhaftig gesehen. Ich drück sie erst mal.
»Jetzt lassen Sie mal Ihr Haar sehen.« Miss Skeeter zieht sich die Kapuze runter und schüttelt ihr langes Haar aus. Es geht ihr bis über die Schultern.
»Schön«, sag ich und mein’s
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