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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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Noch nie hab ich Mae Mobley über irgendwas aus unseren Geheimgeschichten reden hören, außer zu mir. Und das ist ja immer, wenn ihre Mama nicht daheim ist und niemand außer dem Haus was hören kann. Aber jetzt hat sie vor lauter Spiel gar nicht mitgekriegt, dass ihr Daddy zuhört.
    »Okay«, sagt Mae Mobley und hilft dem tapsigen Kleinen
auf den Stuhl. »Ross, du musst hier am Woolworf-Imbiss sitzen bleiben. Nicht aufstehen, verstanden?«
    Ich will was sagen, krieg aber nichts raus. Mae Mobley geht auf Zehenspitzen von hinten an Ross ran und kippt eine Schachtel Buntstifte über seinem Kopf aus. Li’l Man verzieht das Gesicht, aber sie guckt ihn streng an und sagt: »Du darfst dich nicht bewegen. Du musst tapfer sein. Und keine Geh-Wald. « Dann streckt sie ihm die Zunge raus und bewirft ihn mit Puppenschuhen, und Li’l Man schaut sie an, wie wenn er sagen will: Warum mach ich das blöde Spiel mit? Und er jault und klettert vom Stuhl runter.
    »Du hast verloren!«, ruft sie. »Und jetzt spielen wir Hintenim-Bus, und du bist Rosa Parks.«
    »Wer hat dir solche Sachen beigebracht, Mae Mobley?«, fragt Mister Leefolt, und die Kleine fährt rum, mit Augen, wie wenn sie einen Geist sehen würd.
    Ich fühl, wie meine Knochen zu Gummi werden. Alles in mir sagt: Geh da rein. Mach was, dass sie keinen Ärger kriegt, aber ich kann nicht, weil ich kaum atmen kann. Die Kleine schaut mich an, und Mister Leefolt dreht sich rum, sieht mich hinter sich und dreht sich dann wieder zu ihr.
    Mae Mobley starrt jetzt ihren Daddy an. »Ich weiß nicht.« Sie guckt auf ein Brettspiel am Boden, wie wenn sie’s weiterspielen wollt. Ich hab sie das schon oft machen sehen, ich weiß, was sie denkt. Sie denkt, wenn sie sich einfach mit was anderem beschäftigt und ihn gar nicht beachtet, geht er vielleicht einfach weg.
    »Mae Mobley, dein Daddy hat dich etwas gefragt. Wo hast du solche Sachen gelernt?« Er beugt sich zu ihr runter. Ich kann sein Gesicht nicht sehen, weiß aber, dass er lächelt, weil Mae Mobley jetzt so kokett guckt, ganz das kleine Mädchen, das seinen Daddy liebhat. Und dann sagt sie laut und deutlich:
    »Von Miss Taylor.«
    Mister Leefolt richtet sich auf. Er geht in die Küche, und ich
lauf hinterher. Er dreht Miss Leefolt an den Schultern zu sich rum und sagt: »Gleich morgen gehst du in diese Schule und sorgst dafür, dass Mae Mobley in eine andere Klasse kommt. Schluss mit Miss Taylor.«
    »Was? Ich kann doch nicht …«
    Ich halt die Luft an und bet: Doch, Sie können. Bitte.
    »Tu’s einfach.« Und wie Männer so sind, marschiert Mister Leefolt zur Tür raus, wohin, wo er keinem irgendwas erklären muss.
     
    Den ganzen Sonntag dank ich Gott dafür, dass er die Kleine von Miss Taylor wegholt. Danke, Gott, danke, Gott, danke, Gott, geht’s in einem fort in meinem Kopf. Am Montagmorgen fährt Miss Leefolt voll aufgetakelt los, zu Mae Mobleys Schule, und ich lächel in mich rein, weil ich weiß, was sie vorhat.
    Wie Miss Leefolt weg ist, mach ich mich an Miss Hillys Silberbesteck. Miss Leefolt hat es nach dem Luncheon gestern auf dem Küchentisch aufgereiht. Ich spül’s ab und bin die ganze nächste Stunde damit beschäftigt, die Sachen zu polieren. Ich frag mich, wie die einarmige Ernestine das hinkriegt. Grand-Baroque-Muster polieren, mit den ganzen vielen Schnörkeln, ist ein Job für zwei Hände.
    Wie Miss Leefolt zurückkommt, legt sie ihre Handtasche auf den Tisch und macht Tsss. »Ach, ich wollte doch heute Morgen das Silber zurückbringen, aber ich musste ja in Mae Mobleys Schule, und ich weiß genau, sie kriegt eine Erkältung, weil sie den ganzen Morgen geniest hat, und jetzt ist es schon gleich zehn …«
    »Mae Mobley wird krank?«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach.« Miss Leefolt verdreht die Augen. »Oh, ich komme noch zu spät zu meinem Friseurtermin. Wenn Sie das Silber geputzt haben, bringen Sie es gleich rüber zu Hilly. Ich bin nach dem Mittagessen wieder da.«
    Wie ich fertig bin, wickel ich Miss Hillys ganzes Silberbesteck
in das blaue Tuch ein. Ich geh Li’l Man aus seinem Bettchen holen. Er ist grad von seinem Vormittagsschlaf aufgewacht, blinzelt mich an und lacht.
    »Komm, Li’l Man, wickeln.« Ich heb ihn auf den Wickeltisch und mach ihm die nasse Windel ab, und da sind doch bei Gott drei Teile vom Steckbaukasten drin und eine Haarklemme von Miss Leefolt. Zum Glück war in der Windel nur Pipi.
    »Junge«, sag ich lachend, »du bist das reinste Fort Knox.« Er grinst und lacht. Er zeigt

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