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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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hat sich irgendeine Negerin aus den Fingern gesogen …«
    Ich hör einen Stuhl schrappen und weiß, Miss Leefolt kommt gucken, wo ich steck. Ich kann’s nicht länger rausschieben.

    Ich mach die Tür auf, den Eisteekrug in der Hand. Wie ich um den Tisch rumgeh, schau ich die ganze Zeit auf meine Schuh.
    »Ich habe gehört, diese ›Betty‹ könnte Charlene sein«, sagt Miss Jeanie mit großen Augen. Neben ihr starrt Miss Lou Anne vor sich hin, wie wenn sie das alles gar nicht interessieren würd. Ich wollt, ich könnt ihr auf die Schulter klopfen. Ich wollt, ich könnt ihr sagen, wie froh ich bin, dass sie die weiße Lady von Louvenia ist, aber ich weiß, es geht nicht. Und Miss Leefolt kann ich gar nichts ansehen, weil sie nur mit gerunzelter Stirn dasitzt, genau wie immer. Aber das Gesicht von Miss Hilly ist so blaurot wie eine Pflaume.
    »Und das Dienstmädchen in Kapitel vier?«, redet Miss Jeanie weiter. »Sissy Tucker hat gesagt …«
    »Das Buch ist nicht über Jackson!«, schreit Miss Hilly regelrecht, und ich fahr zusammen, während ich grad Eistee eingieß. Ein Tropfen fällt versehentlich auf Miss Hillys leeren Teller. Sie guckt mich an, und wie von einem Magnet gezogen, geht mein Blick in ihre Augen.
    Leis und kalt sagt sie: »Sie haben gekleckert, Aibileen.«
    »’tschuldigung, ich …«
    »Wischen Sie’s weg.«
    Zitternd wisch ich’s mit der Serviette weg, mit der ich den Henkel vom Krug gehalten hab.
    Sie starrt mir ins Gesicht. Ich muss weggucken. Ich fühl das brennende Geheimnis zwischen uns. »Holen Sie mir einen neuen Teller. Einen, den Sie nicht mit Ihrem dreckigen Tuch berührt haben.«
    Ich bring ihr einen neuen Teller. Sie inspiziert ihn, schnaubt laut. Dann dreht sie sich zu Miss Leefolt und sagt: »Diesen Leuten kann man Sauberkeit nicht mal beibringen.«
     
    An dem Abend muss ich bis spät für Miss Leefolt babysitten. Wie Mae Mobley schläft, hol ich mein Gebetsheft raus
und mach mich an meine Liste. Ich freu mich ja so für Miss Skeeter. Heut Morgen hat sie mich angerufen und gesagt, dass sie den Job angenommen hat. In einer Woche zieht sie nach New York! Aber, Gott im Himmel, ich fahr jedes Mal zusammen, wenn ich ein Geräusch hör, weil ich denk, gleich kommt Miss Leefolt rein und sagt, sie weiß alles. Wie ich heimkomm, bin ich zu nervös zum Schlafengehen. Ich geh durchs Stockdunkel zu Minnys Hintertür. Sie sitzt an ihrem Tisch und liest die Zeitung. Das ist die einzige Zeit am Tag, wo sie nicht rumrennt und irgendwas putzt, für irgendwen kocht oder irgendwem Manieren beibringt. Es ist so still im Haus, dass ich schon denk, da stimmt was nicht.
    »Wo sind denn alle?«
    Sie zuckt die Achseln. »Im Bett oder auf der Arbeit.«
    Ich rück einen Stuhl vor und setz mich hin. »Ich will einfach wissen, was jetzt passiert«, sag ich. »Ich weiß, ich sollt froh sein, dass mir bislang noch nicht alles um die Ohren geflogen ist, aber die Warterei macht mich verrückt.«
    »Es wird was passieren. Bald genug«, sagt Minny, wie wenn wir drüber reden würden, welche Sorte Kaffee wir trinken.
    »Wie kannst du so ruhig sein, Minny?«
    Sie guckt mich an und legt die Hand auf ihren Bauch, der in den letzten zwei Wochen richtig rund geworden ist. »Du kennst doch Miss Chotard, die, bei der Willie Mae arbeitet? Sie hat Willie Mae gestern gefragt, ob sie auch so schlimm zu ihr ist wie die schreckliche Frau in dem Buch da.« Minny gibt einen schnaubenden Lacher von sich. »Willie Mae hat ihr gesagt, sie könnt sich noch bessern, aber so schlimm wär sie gar nicht.«
    »Das hat sie wirklich gefragt?«
    »Und dann hat ihr Willie Mae erzählt, wie die anderen weißen Ladys zu ihr waren, die guten und die schlechten Sachen, und Miss Chotard hat ihr zugehört. Willie Mae sagt, sie ist jetzt siebenunddreißig Jahre dort und das war das erste Mal, dass sie zusammen an einem Tisch gesessen haben.«

    Außer dem mit Louvenia ist das die erste gute Nachricht. Ich versuch’s zu genießen. Aber es schmeißt mich gleich wieder ins Jetzt zurück. »Und was ist mit Miss Hilly? Mit dem, was Miss Skeeter gesagt hat? Bist du denn gar kein bisschen nervös, Minny?«
    Minny legt die Zeitung hin. »Hör zu, Aibileen, ich will dir nichts vormachen. Ich hab Angst, dass Leroy mich umbringt, wenn er’s rauskriegt. Ich hab Angst, dass Miss Hilly mein Haus anzündet. Aber …« Sie schüttelt den Kopf. »Ich kann’s nicht erklären. Ich hab einfach so ein Gefühl. Dass vielleicht alles grad so läuft, wie’s laufen

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