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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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soll.«
    »Ehrlich?«
    Minny sagt mit so einer Art Lachen: »Gott im Himmel, ich kling langsam schon wie du, oder? Muss dran liegen, dass ich alt werd.«
    Ich stups sie mit dem Fuß. Aber ich versuch zu verstehen, was in Minny vorgeht. Wir haben was Mutiges und Gutes gemacht. Und vielleicht will Minny sich ja einfach nichts von dem nehmen lassen, was damit einhergeht, dass man was Mutiges und Gutes macht. Auch nicht das Schlimme. Trotzdem kann ich ihre Ruhe nicht nachfühlen.
    Minny guckt wieder auf ihre Zeitung, aber nach einer Weile merk ich, dass sie nicht liest. Sie starrt nur auf die Wörter und denkt an was anderes. Nebenan schlägt eine Autotür zu, und Minny fährt zusammen. Und da seh ich die Angst, die sie verbergen will. Aber warum? Warum verbirgt sie das vor mir?
    Je länger ich sie anguck, umso klarer wird mir, was los ist, was Minny gemacht hat. Ich weiß nicht, warum ich’s jetzt erst kapier. Minny hat uns dazu gebracht, die Kuchengeschichte ins Buch reinzuschreiben, weil sie uns hat schützen wollen. Nicht als Schutz für sich selbst, sondern als Schutz für mich und die anderen Dienstmädchen. Sie hat gewusst, dass es sie erst recht in Teufels Küche bringt, mit Miss Hilly. Aber sie hat
es trotzdem gemacht, für alle anderen. Und jetzt will sie nicht, dass irgendjemand sieht, wie groß ihre Angst ist.
    Ich lang rüber und drück ihre Hand. »Du bist ein feiner Mensch, Minny.«
    Sie verdreht die Augen und streckt die Zunge raus, wie wenn ich ihr einen Teller Hundekuchen vorgesetzt hätt. »Ich hab ja gewusst, du kriegst langsam den Altersschwachsinn«, sagt sie.
    Wir lachen beide. Es ist spät, und wir sind so müd, aber sie steht auf, gießt sich Kaffee nach und macht mir einen Becher Tee, und ich trink ihn langsam. Wir reden bis spät in die Nacht.
     
    Am nächsten Tag, Samstag, sind alle im Haus, die ganzen Leefolts und ich. Sogar Mister Leefolt ist heut daheim. Mein Buch liegt nimmer auf dem Nachttisch. Eine Weile weiß ich nicht, wo sie’s hingetan hat. Dann seh ich Miss Leefolts Handtasche auf dem Sofa, und das Buch steckt drin. Heißt, sie hat es irgendwohin mitgehabt. Ich lins genauer hin und seh, dass das Lesezeichen nimmer drinsteckt.
    Ich will ihr in die Augen gucken, rauskriegen, was sie weiß, aber Miss Leefolt bleibt die meiste Zeit in der Küche, um einen Kuchen zu machen. Will mich nicht reinlassen, damit ich ihr helf. Sagt, es ist kein Kuchen, wie ich ihn mach, er ist nach einem schicken Rezept aus dem Gourmet -Magazin. Sie gibt morgen einen Luncheon für Leute aus ihrer Kirche, und das ganze Esszimmer steht voll mit Partygeschirr. Sie hat sich drei Wärmeplatten von Miss Lou Anne geborgt und acht Garnituren Silberbesteck von Miss Hilly, weil vierzehn Leute kommen und es natürlich ganz unmöglich wär, dass von den Leuten aus ihrer Kirche jemand eine stinknormale Metallgabel benutzen muss.
    Li’l Man ist in Mae Mobleys Zimmer und spielt mit ihr. Und Mister Leefolt tigert im Haus rum. Ab und zu bleibt er vor dem Zimmer von der Kleinen stehen, wandert dann weiter
auf und ab. Wahrscheinlich denkt er, er müsst mit den Kindern spielen, weil ja Samstag ist, aber er weiß wohl nicht wie.
    Also bleiben mir nicht viele Plätze, wo ich hinkann. Es ist erst zwei Uhr, aber ich hab schon das ganze Haus geputzt, die Bäder gemacht, die Wäsche gewaschen. Ich hab alles gebügelt bis auf die Falten in meinem Gesicht. Weil ich ja aus der Küche verbannt bin und nicht will, dass Mister Leefolt denkt, ich mach nichts wie mit den Kindern spielen. Schließlich fang ich auch an rumzuwandern.
    Wie Mister Leefolt grad mal im Esszimmer rumtigert, guck ich in Mae Mobleys Zimmer und seh, dass sie ein Blatt Papier in der Hand hat und Ross irgendwas Neues beibringt. Sie spielt gern Schule mit ihrem kleinen Bruder.
    Ich geh ins Wohnzimmer und mach mich dran, die Bücher zum zweiten Mal abzustauben. Heut werd ich wohl nicht dazu kommen, mich für alle Fälle von der Kleinen zu verabschieden, bei dem Menschenauflauf im Haus.
    »Jetzt machen wir ein Spiel«, hör ich Mae Mobley zu ihrem Bruder sagen. »Du sitzt an der Imbisstheke, du bist nämlich beim Woolworf und du bist farbig. Und du musst da sitzen bleiben, egal, was ich mach, weil du sonst ins Gefängnis kommst.«
    Ich geh, so schnell ich kann, zu ihrem Zimmer, aber Mister Leefolt ist schon da und guckt zur Tür rein. Ich stell mich hinter ihn.
    Mister Leefolt verschränkt die Arme über seinem weißen Hemd. Legt den Kopf schief. Mein Herz rast wie wild.

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