Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall
Das hört eine Frau, die jeden Abend um 18 Uhr von ihrem Manne mit den Worten begrüßt wird: »Was gibt es zu essen, Schatz?« natürlich gern. Nach den Worten von Blub sollte sie also sagen: »Ach, Liebling, was soll das Essen, nimm mich auf der Herdplatte.« Tolle Idee, nicht wahr? Nach kurzer Zeit wird Manne sich wünschen, einmal ein ganz normales Leberwurstbrot zu bekommen, statt sich durch die ganze Einbauküche bumsen zu müssen und danach mit Gyros vom Pakistani gegenüber abgespeist zu werden.
»Das Playmate des Monats ist keine Bedrohung - den Appetit holen wir uns gern mal woanders, aber am liebsten essen wir zu Hause.« Also doch zu Hause essen? Na klar - das Playmate ist natürlich keine Bedrohung. Aus dem einfachen Grund: Unsere liebenden Ehegatten würden das Spielteil des Monats auch gar nicht bekommen. Aber gleich der nächste Hammer: »Für uns sind Sex und Liebe nicht dasselbe. Wir wissen, ein Seitensprung ist nicht die feine Art« (ach, tatsächlich), »doch meistens ist es nur der Sex, kein Funke Liebe. Verzeiht uns!« Wie bitte? Nur zu Hause essen, aber eigentlich auch nicht, und wenn der Appetit überhandgenommen hat, auch noch Beifall klatschen? Entweder wollte der Autor damit jemand ganz Besonderem (seiner Ehegattin?) etwas ganz Besonderes sagen (bitte laß mich nicht länger im Treppenhaus schlafen), oder diese Punkte, zu denen sich noch sechs mehr oder wenige r dreiste hinzugesellen, sind ein gezielter Angriff zur Verwirklichung der Volksverdummung. Die restlichen drehen sich um Themen wie »Geht zärtlich mit unserem besten Stück um, seid offener für Experimente, wir mögen nicht nur immer Liebe im Dunkeln.« etc. Wenn diese neun Tips auch nur einem Paar in Zukunft berauschende Liebesnächte beschert haben, dann können Sie, werter Leser, sinnliche Leserin, jetzt, sofort und an dieser Stelle dieses Stück Fast-Literatur verbrennen oder als Untersatz für Ihren Wasserhocker benützen. Aber, im Vertrauen, tun Sie's nicht.
Das war jetzt nur ein kinkerlitzchenkleines Beispielchen für die Macht der Medien über unsere Betten und was sich in ihnen abspielt. Denn nicht nur für Frauen öffnen sich Abgründe, auch Männern wird ganz übel, wenn sie mal eine Weile die aktuellen Tips und Ratschläge in den angesagten Frauenmagazinen verfolgen. Mindestens sechs Liebhaber braucht die Frau, steht da meinetwegen. Oder auch »die neue Treue«. Oder wie es mit jüngeren, älteren, reichen, armen, brutalen, sanften, großen, kleinen, dicken, schwulen, schwarzen oder grünen Männern ist und wie toll, wie empfehlenswert, wie aufregend. Irgendein Magazin erhebt bestimmt die Hundestellung zum Favoriten des Jahres, im nächsten Monat wird die geruchslose Liebe proklamiert. Und dann kommen noch die guten Psychoonkel und Esoteriktanten, die uns erzählen wollen, wie wir eine Trennung verschmerzen, Rache nehmen, den Mann der besten Feindin ausspannen, den Bauch wegkriegen usw. Nichts gegen Psychoonkel und Esoteriktanten; meist hat ein geschickter Redakteur die richtigen Fragen gestellt und die Antworten passend nach seinem Motto umgeschrieben. Es gibt schätzungsweise zwanzig Frauenmagazine am Markt und zwanzig andere Magazine, die sich ebenfalls dann und wann (also jedesmal, wenn es auch nur ein Achtzeiler ist) mit dem Thema Sex, Erotik oder Sinnlichkeit beschäftigen. Jeden Monat neue, andere Erkenntnisse, und das schon seit Jahrzehnten!
Aber eigentlich - das wissen Sie, das weiß ich, das wissen die bedauernswerten Verleger und Chefredakteure - ist es ein einziger Aufguß, eine Umformulierung längst bekannter Fehlinformationen und eine Zusammenwürfelung von den üblichen Begriffen, die auch ein Zufallsprogramm hätte erstellen können. Das kann sich eigentlich nur die Bravo erlauben, weil dort die unwissenden Generationen immer wieder nachwachsen. Aber was erzähle ich Ihnen, Sie wissen es selbst am besten.
Eigentlich müßte es uns allen doch verdammt gutgehen, bei diesen zahllosen unfehlbaren Ratschlägen, die uns unter die Nase gehalten werden. Sogar die nächsten Anverwandten sparten in unserer Jugend nicht damit. Ich zitiere meine Großmama, wohlwissend, daß sie alles dementieren wird: »Wenn du was von einem Mann willst, dann halte ihn hin. Lasse ihn nicht merken, daß du an ihm interessiert bist. Entzieh dich, und geh auf keinen Fall in den ersten zwei Monaten bis zum Äußersten.« Und was hatte Opa dazu zu sagen? »Junge, wenn du dich ernsthaft für eine Frau interessierst - und damit meine
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