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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wußte, daß sie wußte, daß er gelogen hatte. Es war nötig gewesen, die Wahrheit zu verschleiern, aber es beunruhigte ihn trotzdem. Und es machte ihm Sorgen, daß Dr. Novak ihn jetzt als einen unredlichen Mann betrachten mußte, dessen Wort man nicht trauen konnte.
    Warum kümmert mich das? Ich sehe die Frau sowieso nie wieder.
    Jedenfalls hoffte er, sie nie wiederzusehen. Der Ausflug ins Leichenschauhaus war keine Erfahrung, die er unbedingt wiederholen wollte. Er fragte sich, wie sie das aushielt … jeden Tag auf Tuchfühlung mit dem Tod zu verbringen, den Inhalt dieser gespenstischen Kühlfächer zu analysieren. Wie konnte man mit solchen Bildern leben? Er selbst hatte schon Probleme, mit einer einzigen Erfahrung dieser Art fertig zu werden, mit dem Anblick der Toten, mit der er vor gut einer Stunde konfrontiert worden war … mit jener toten Frau, die das Streichholzheftchen in ihrer Hand gehalten hatte.
    Gott sei Dank war es nicht Maeve gewesen.
    Er griff nach dem Autotelefon, wählte die Nummer seines Büros und sagte Greta, daß er nicht mehr kommen würde. Sie klang überrascht. Es sah ihm nicht ähnlich, die Arbeit zu schwänzen, nicht einmal für einen Tag. »Hal soll die Stellung halten«, sagte er. Wozu waren stellvertretende Direktoren schließlich da?
    Draußen fuhr langsam ein Streifenwagen der Polizei vorbei und die South Lexington entlang. Kinder, die gerade aus der Schule kamen, rannten über den Gehsteig und spielten Fußball mit zerbrochenem Glas. Adam sagte Greta, daß er am nächsten Morgen wieder im Büro sein würde, und legte auf. Dann lehnte er sich mit grimmigem Gesicht in die Polster zurück und beobachtete weiter die Straße.
    Dr. Davis Wheelock, der Leiter der Gerichtsmedizin und amtlicher Leichenbeschauer der Stadt, hatte sein Büro im vierten Stock, in einem entlegenen Teil des Gebäudes. Es lag so weit wie nur irgend möglich von dem grausigen Tagesgeschäft des Leichenschauhauses im Keller entfernt und doch im selben Gebäude. Das Messingschild an seiner Tür war ein Geschenk seiner Frau, die von der billigen Plastikversion, die die Stadt Albion zur Verfügung gestellt hatte, entsetzt gewesen war. Wenn man schon sein Geld als Beamter verdienen mußte, so lautete ihr Wahlspruch, dann wenigstens mit Stil.
    Dr. Wheelock teilte die Ansicht seiner Frau. Sein Büro war das Abbild seines teuren und elitären Geschmacks. An verschiedenen exponierten Stellen hingen kenianische Masken, ägyptische Papyri, Statuetten der Inkas, allesamt Reisesouvenirs. Die Fenster des Büros gingen nach Osten zum Fluß hin. An diesem bewölkten Tag war es ein erbarmungslos deprimierender Ausblick. Das graue Licht, das durchs Fenster fiel, schien Wheelock und all seine Schätze exotischer Kunst in kollektive Düsternis zu hüllen.
    »Drogentote gehören in dieser Stadt zum Alltag«, sagte Wheelock. »Wir können nicht alle Fälle aufklären. Es sei denn, Sie sind sicher, daß es etwas Neues ist. Ich weiß nicht, weshalb wir uns aufregen …«
    »Aber das ist der Punkt«, sagte M. J., als sie sich ihm gegenüber hinsetzte. »Ich weiß nicht, ob es etwas
Neues
ist. Trotzdem sollten Sie den Bürgermeister unterrichten. Und vielleicht auch die Presse.«
    Wheelock schüttelte den Kopf. »Jetzt übertreiben Sie aber.«
    »Davis, in den vergangenen vierundzwanzig Stunden haben sie mir zwei solche Leichen gebracht. Junge Frauen, ohne Anzeichen von Gewalteinwirkung. Beide wurden in der Gegend der South Lexington Avenue gefunden. Da sie beide Narben an den Armen und frische Nadeleinstiche aufwiesen, habe ich sie als Drogentote deklariert.«
    »Heroin?«
    »Da liegt das Problem. Ich kann die Droge nicht identifizieren. Ich habe Blut-, Urin- und Augenflüssigkeit zur Analyse ins staatliche Labor geschickt. Aber die Ergebnisse kriege ich erst in einer Woche.«
    »Was für Tests haben Sie hier durchgeführt?«
    »Gaschromatographische Untersuchungen und eine Dünnschichtchromatographie. Bei Opfer Nummer eins war der Äthanoltest positiv. Opfer Nummer zwei hatte Salizylsäure im Blut. Stammt allerdings vermutlich nur von Aspirin. Bei beiden war die Kurve der gaschromatographischen Untersuchung identisch … sieht mir nach einem Narkotikum aus.«
    »Da haben Sie Ihre Antwort.«
    »Da liegt das Problem. Die Kurve weist einen biphasischen Gipfel auf. Das Zeug ist also nicht ganz Opiat und nicht ganz Kokain. Ist mir bisher noch nie untergekommen.«
    »Unreinheiten. Jemand hat zwei Drogen

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