Gute Nacht, Peggy Sue
Shradick standen an der Empfangstheke. »Wir haben Ihre Nachricht gekriegt, M. J ….«, sagte Beamis.
Sein Blick schweifte zu dem Mann an ihrer Seite. Grenzenlose Überraschung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
»Mr. Quantrell! Was suchen Sie denn …« Plötzlich schwenkte sein Blick wieder zu M. J.
»Es war seine Telefonnummer, Lou«, sagte M. J. »Aber Mr. Quantrell behauptet, die Frau nicht zu kennen.«
»Reden Sie mit Dr. Novak, Lieutenant«, meinte Adam.
»Vielleicht können Sie sie davon überzeugen, daß ich nicht ›Jack the Ripper‹ bin.«
Beamis lachte. »Hat die Novak Ihnen so hart zugesetzt?«
»Da Sie beide sich offenbar bereits gut zu kennen scheinen«, unterbrach M. J. gereizt, »nehme ich Mr. Quantrell einfach beim Wort.«
»Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen«, sagte Adam. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen …« Er nickte M. J. kurz zu.
»Dr. Novak … es war … interessant.« Er wandte sich zum Gehen. »Verzeihen Sie, Mr. Q.?« rief Beamis hinter ihm her. »Auf ein Wort!«
Als die beiden Männer in einer abgelegenen Ecke der Halle stehenblieben, fing M. J. Adams Blick auf. Er sagte deutlich:
Das hat nichts mit Ihnen zu tun.
»Wir treffen dich dann unten, Lou«, erklärte Shradick. Dann gab er M. J. einen leichten Klaps. »Kommen Sie schon! Haben Sie noch mehr von Ihrem scheußlichen Kaffee?«
Sie verstand die Anspielung. Als sie und Shradick zum Lift gingen, sah sie über die Schulter zurück. Die beiden Männer standen noch immer in der Ecke und unterhielten sich gedämpft. Adam schaute halb in ihre Richtung. Über den Kopf des kleineren Beamis hinweg fing er ihren Blick auf und erwiderte ihn kühl und abschätzend. Die Anspannung war aus seinen Zügen gewichen. Er hatte sich wieder in der Gewalt.
Im Lift sagte sie: »Okay, Vince. Wer ist der Mann?«
»Sie meinen Quantrell?«
»Nein, den König von Siam.«
»Was ist heute bloß los mit Ihnen? Probleme?«
»Wer ist Adam Quantrell?«
Shradick zuckte mit den Schultern. »Besitzt ein pharmazeutisches Unternehmen. Heißt Cyrus oder so ähnlich.«
»Cygnus? Ihm gehört die Cygnus Company?«
»Ja, richtig. So heißt der Laden. Er taucht andauernd in den Klatschspalten auf. Ist ständig auf irgendwelchen Gesellschaften oder Veranstaltungen zu bewundern. Bin überrascht, daß Sie nie von ihm gehört haben.«
»Die Klatschspalten lese ich nicht.«
»Sollten Sie aber. Gerade erst wurde Ihr Ex erwähnt. Er hat an irgendeiner Wahlkampfveranstaltung für den Bürgermeister teilgenommen. Mit einer hübschen Blondine im Arm.«
»Das ist genau der Grund, warum ich die Gesellschaftsnachrichten nicht lese.«
»Oh!«
Sie stiegen aus dem Lift und gingen zu M. J.s Büro. Die Kaffeemaschine machte an diesem Tag Überstunden. Der Glasballon war bereits zweimal geleert worden. Was jetzt noch darin blubberte, sah aus wie pures Gift. Sie schenkte einen Becher davon ein und reichte ihn Shradick.
»Woher kennt denn Lou unseren Gesellschaftshai?« fragte sie. Shradick starrte stirnrunzelnd auf das üble Gebräu in seinem Kaffeebecher. »Ist eine Privatsache. Quantrell hat Lou um polizeiliche Unterstützung gebeten. Hat was mit seiner Tochter zu tun.«
»Quantrell hat eine Tochter?«
»Soviel ich weiß, ja.«
»Kam mir nicht wie der väterliche Typ vor. Nicht der Mann, der klebrige Kinderhände an seinem Kaschmirmantel dulden würde.«
Shradick trank einen Schluck aus dem Becher und verzog das Gesicht. »Ihr Kaffee wird immer besser.«
»Und welche Art von Unterstützung hat Lou ihm gewährt?«
»Oh … das Mädel ist offenbar verschwunden … Irgend so was. Da müssen Sie schon Lou fragen. Ist schon ’ne Weile her … War, bevor wir Partner geworden sind.«
»Gehörte South Lexington zu seinem Revier?«
»Ist jahrelang dort Streife gefahren. Da ist auch sein Partner umgekommen. Schüsse aus einem vorbeifahrenden Wagen. Dann habe ich meinen Partner in Watertown verloren, und Lou hat mich als Partner gekriegt. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.« Er trank einen weiteren Schluck Kaffee.
»Adam Quantrell wohnt nicht mal in der Nähe von South Lexington.«
Shradick lachte. »Soviel ist sicher.«
»Warum also hat er einen South-Lexington-Cop um Hilfe gebeten?«
»Keine Ahnung. Warum fragen Sie nicht Lou?« Shradicks Pieper meldete sich. Er warf automatisch einen Blick auf die Nummer auf dem Display. »Weshalb zum Teufel piepen die mich jetzt an?«
»Mein Telefon steht Ihnen zur Verfügung.«
»Danke.«
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