Guten Morgen, meine Schoene
viertürige Garage hatte ebenfalls kein Obergeschoss.
Konnte es sein, dass Sarahs Mutter eine Wohnung im Herrenhaus hatte?
»Er ist liebenswert und zuverlässig, und«, vernahm er plötzlich von oben eine ihm wohlbekannte weibliche Stimme. Wie vom Donner gerührt blieb Jed stehen.
»Und er ist ein ganz und gar wundervoller Mann!« hör-te er Sarah zornig rufen. »Und ich…«
Den Rest konnte er nicht mehr verstehen, doch das war jetzt auch gar nicht mehr wichtig. Er hatte sie gefunden!
Kaum zu glauben, aber Sarah war hier in diesem Haus!
Aber wo genau?
Er blickte nach oben und bemerkte ein offenes Fenster.
Nun vernahm er eine kalte weibliche Stimme, die rief: »Du lieber Gott! Haben denn deine schlechten Erfahrungen dich nichts gelehrt?«
Ganz offensichtlich stritt Sarah sich mit einer anderen Frau, bei der es sich vermutlich um ihre Mutter handelte.
Obwohl es unfein war zu lauschen, hörte er noch weiter zu und bekam mit, dass ihre Mutter ihr die Kinder wegneh-men wollte.
Nur über meine Leiche! dachte er grimmig. Diesem Dra-chen würde er gründlich die Meinung sagen. Er eilte am Haus entlang, entdeckte eine Tür und hämmerte dagegen.
Eine Frau mittleren Alters in schwarzem Kleid und weißer Schürze öffnete ihm mit einem gequälten Gesichtsausdruck.
»Mein Name ist Jed Morgan«, sagte er ohne Umschweife und war bereit, den Fuß in die Tür zu stellen, falls sie sie zuschlagen wollte. »Ich möchte zu Sarah.«
Die Frau zögerte. »Ich muss erst Mrs. Hallston fragen…«
»Was, verdammt noch mal, geht es Mrs. Hallston an, wenn ich Sarah…«
»Sind sie Chance’ Bruder?«
Jed runzelte die Stirn. »Ja, so ist es.«
Die Frau blickte nervös über die Schulter und flüsterte dann:
»Sie möchte nicht, dass Sarah nochmals Kontakt zu Ihrer Familie aufnimmt.«
Erst in diesem Augenblick fiel bei Jed der Groschen.
»Heißt das, dass Sarah eine… Hallston ist?«
»Ja, natürlich.«
»Und ihre Mutter…?«
»Mrs. Hallston ist die Eigentümerin von JD Electronics.«
Jed war wie vor den Kopf geschlagen. Nie hatte Sarah auch nur mit einem Wort ihre reiche Herkunft erwähnt.
»Hat Sarah früher… hier gewohnt?«
»Sie ist hier geboren und auf gewachsen«, bestätigte die Frau leise. »Sie ist ganz nach ihrem Vater geraten. Er war ein sehr beliebter Mann, auch in der Firma. Sarah hat seinen Tod nie verwunden. Irgendwie schien sie immer etwas zu… suchen.«
Liebe und Zuneigung. Die Geborgenheit einer Familie.
Jed wusste das alles nur zu gut und verspürte heftige Gewissensbisse, als er daran dachte, dass er sie bei ihrer ersten Begegnung nicht besser behandelt hatte, als es jetzt ihre Mutter tat.
»Mr. Morgan, warum wollen Sie Sarah sehen?« fragte die Haushälterin.
»Ich möchte ihr etwas geben, wonach sie schon lange sucht.«
Die Haushälterin begann zu strahlen. Sie trat zur Seite und winkte ihn in die Küche. »Vielleicht kostet es mich meinen Job, aber wenn Sie Sarah glücklich machen, ist es mir das wert.«
Sie lotste ihn von der Küche in eine kostbar möblierte Halle und wies auf die elegant geschwungene Marmortrep-pe, die zu einer Galerie hinaufführte. »Sarah ist oben«, flüsterte sie. »Gehen Sie rechts den Korridor entlang. Ihr Zimmer liegt ganz hinten.«
Sie tätschelte ihm aufmunternd den Arm. »Viel Glück.«
Weder auf der Treppe noch auf dem mit Teppich ausge-legten Korridor begegnete ihm jemand. Die hinterste Tür war nur angelehnt.
Er klopfte leise, und da niemand antwortete, schwang er sie auf. Hinter einer Tür war das Geräusch laufenden Wassers zu hören, und dann drang noch ein anderer Laut an Jeds Ohr.
Das leise Glucksen eines Babys.
Erst jetzt entdeckte er den hohen Korbwagen mit dem weißen Tüllvorhang, der neben dem Bett in einer Ecke des Zimmers stand.
Jed blieb fast das Herz stehen. Sarah hatte ihr Baby bekommen. Einen Moment lang stand er einfach nur da und genoss das Gefühl unsäglicher Freude.
Dann schlich er auf Zehenspitzen und mit angehaltenem Atem über den dicken Teppich zu dem Korbwagen und spähte hinein.
Decke und Kissen waren rosafarben, ein erster Hinweis, dass es sich um ein Mädchen handelte. Und als er nun die Kleine betrachtete, sah er, dass ihre Wangen ebenfalls rosig angehaucht, das kleine Gesicht rund und ihre Haut zart wie Seide waren. Sie sah ihn aus großen dunklen Augen an.
War dieses kleine Geschöpf nicht ein Wunder? Hingerissen bewunderte Jed den rosigen kleinen Mund, die winzigen Fingernägel, die zierlichen Ohren und den
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