Guten Tag, ich bin das Hausgespenst
den Stall. Sie hatte Zeit genug dazu, denn gegessen werden würde erst, wenn die größeren Geschwister aus der Stadt zurück waren.
Zwar war der Stall wahrscheinlich früher für Kühe bestimmt gewesen, aber er eignete sich auch für die Haltung eines Pferdes.
Der Fußboden lag so hoch, daß Regenwasser nicht einfließen und die Stallflüssigkeit abfließen konnte. Er bestand aus gebrannten Ziegeln, war nicht zu warm und nicht zu kalt und ließ sich gut desinfizieren.
Monika hatte schon mit dem Vater besprochen, daß sie die Box, in der Bodo stehen sollte, mit einer Lehmschicht weich und warm machen wollten. Außerdem mußte ein Teil des Stalles für die Aufbewahrung des Futters, ein anderer als Geschirrkammer abgeteilt werden. Eine Jaucherinne war vorhanden, sie lief auch hinaus. Aber ein Jauchekanal und eine Jauchegrube fehlten. Die mußte erst noch ausgehoben werden, ehe Bodo kommen konnte.
Monika holte einen Zollstock aus dem Handwerkskasten im Haus und maß die Höhe des Stalles: 3,70 Meter. Das war sehr gut. Sie maß auch die Fläche für die Box aus, für die sie vier Quadratmeter festlegte, damit Bodo genügend Bewegungsfreiheit hatte. Mit Kreide machte sie Striche auf den Ziegelboden.
Stundenlang hätte sie sich so beschäftigen können, den es gab ihr das Gefühl, etwas für ihr Pferd zu tun. Sie vergaß darüber die Zeit und sogar ihren Hunger. Es war Peter, der sie, ziemlich grob, zum Essen rief.
Am Nachmittag kam endlich der Elektriker, und die Schmidts gingen mit dem inständigen Wunsch zu Bett, daß nichts mehr passieren sollte. Aber sie sprachen nicht miteinander darüber, sondern taten so, als wäre alles in Ordnung.
Tagsüber, umgeben von Wiesengrün und Vogelgezwitscher, mitten im hellen Sonnenschein, war es schwer, sich den nächtlichen Schrecken auch nur vorzustellen.
Aber dann geschah es doch wieder. Monika wachte auf. Über ihr auf dem Dachboden war ein Geräusch wie von schlurfenden Schritten, dazu ein unheimliches Klopfen und Pochen.
Doch diesmal sprang sie nicht aus dem Bett, im Gegenteil, sie zog sich die Decke ganz fest über die Ohren und versuchte rasch wieder einzuschlafen.
Eine ganze Weile geschah gar nichts, und sie hoffte schon, daß die anderen es genau wie sie gemacht hätten. Nach einer Weile lüftete sie vorsichtig die Decke. In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und das Licht kam herein. Monika hatte ganz schnell die Augen wieder geschlossen.
„Hier ist sie!“ rief die Mutter.
Monika hielt es jetzt doch für besser zu blinzeln. „Was ist denn? Ich schlafe!“
„Hast du denn nichts gehört?“
Hinter der Mutter drängten sich Peter und Liane ins Zimmer.
„Du hast gerufen!“
„Es hat gepoltert und gekracht!“ verkündete Liane.
„Schon wieder?“ fragte Monika unschuldsvoll.
„Du bist’s gewesen!“ behauptete Peter. „Gib’s schon zu! Und dann bist du ganz schnell wieder ins Bett zurück! Deshalb war der Spuk so schnell wieder vorbei!“
„Von Spuk will ich ein für alle Male nichts hören!“ verkündete der Vater von draußen. „Ins Bett mit euch! Morgen Nacht wird es keinen Krach mehr geben, das verspreche ich euch!“
Herr Schmidt hatte einen Plan, den er am nächsten Abend, mit dem Einverständnis seiner Familie, auch wirklich durchführte. Er schloß die Zimmer, in denen Monika, Liane und Peter schliefen, von außen ab, legte die Schlüssel in seinen Nachttisch und den, mit dem er das Elternschlafzimmer von innen verschlossen hatte, dazu.
„Heute nacht werden wir Ruhe haben“, versprach er.
„Du meinst also wirklich, Max, daß es eins von unseren Kindern war?“ fragte seine Frau.
„Wer denn sonst? Glaubst du etwa an Gespenster?“
„Natürlich nicht!“
Auch Peter und Liane waren sicher, daß es in dieser Nacht stillbleiben würde. Sie hatten alle beide Monika in Verdacht. Liane hatte, nachdem der Vater die Schwester eingeschlossen hatte, noch schnell einen Stuhl unter die Türklinke gestellt, so daß sie auf keinen Fall herauskommen konnte.
Nur Monika begann allmählich an einen Spuk zu glauben, denn sie wußte ja, daß sie es nicht gewesen war, die gespenstert hatte. Liane war schon zu erwachsen, um so etwas zu tun, und auf Peters Linie lag es auch nicht.
Also mußte doch mehr hinter den nächtlichen Geräuschen stecken. Auch Ingrids Erzählung hatte sie beeindruckt. Sie hatte sehr überzeugend geklungen.
Niemand wünschte so sehr wie Monika, daß alles mit rechten Dingen zugegangen war. Aber sie konnte es kaum
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