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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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mit dir sprechen!“
    Nach einer Weile bildete sich im Mondlicht ein weißer, durchsichtiger Nebel, der sich bewegte und Gebilde wie Arme und Beine nach allen Seiten ausstreckte.
    Monika kniff die Augen zusammen und riß sie wieder auf: „Gespenst, bist du das?“
    Aus dem beweglichen Nebel bildete sich eine Gestalt, ein Junge, der ziemlich genau dem alten Ölbild glich, das unten im Erker der Wohndiele hing. Er trug einen kleinen Frack aus glänzender hellblauer Seide und darunter ein weißes Hemd mit Rüschen und Spitzen vorne im Ausschnitt und an den Ärmeln. Die Hosen endeten mit großen Schnallen unter den Knien über weißen Strümpfen. Sein Gesicht unter den weißen Locken war sehr hell mit weit auseinander stehenden Augen, deren Iris ein klares Blau zeigte.
    Monika saß bewegungslos und staunte über die Verwandlung, die nicht von einer Sekunde auf die andere, sondern ganz allmählich vor sich ging. Endlich sah er aus wie ein hübscher Junge, der sich für ein Maskenfest kostümiert hat — nein, doch nicht ganz so, denn seine Wangen waren nicht rosig, und auch in seinen Lippen war kein Blut. Er wirkte durchscheinend, obwohl Monika die Dachsparren, die hinter ihm gewesen waren, jetzt nicht mehr sehen konnte.
    Doch das Mondlicht schien durch ihn hindurch, und er warf keinen Schatten.
    Jetzt zupfte er sich mit einer ganz menschlichen Bewegung die Ärmel seines blauen Fracks zurecht, machte eine kleine Verbeugung und erklärte: „Ich heiße nicht Gespenst, sondern Amadeus!“ Seine Stimme war ein singendes heiseres Flüstern.
    „Aber du bist das Gespenst?“ fragte Monika.
    „Was ist das?“
    „Du weißt nicht, was ein Gespenst ist?“
    „Nein.“
    „Dann will ich es dir erklären . . Monika hatte wirklich die Absicht, wurde sich erst während sie sprach darüber klar, daß sie es selbst nicht recht wußte. „Du bist doch jedenfalls derjenige, der nachts hier Krach macht, der uns die Decken wegzieht, nicht wahr?“

    „C’est possible“, sagte Amadeus.
    „Was heißt das?“ wollte Monika wissen.
    „Daß es möglich wäre. Sprichst du denn nicht Französisch?“ fragte Amadeus hochnäsig. „Jeder gebildete Mensch spricht doch Französisch.“
    „Bist du denn ein Mensch?“
    „Zweifelst du daran? Bloß weil ich ein paar Fähigkeiten mehr habe als du?“
    Monika wollte Amadeus nicht verärgern und verzichtete deshalb darauf, ihm zu widersprechen. „Jedenfalls wäre meine Mutter beinahe in Ohnmacht gefallen, weil du die Kartoffeln die Kellertreppe hast hinaufgehen lassen!“ sagte sie vorwurfsvoll.
    Amadeus war gar nicht betroffen. „Hui, die hat fein geschrien!“
    „Warum tust du so was?“ fragte Monika.
    „Weil es Spaß macht!“
    „Die Leute erschrecken?“
    „Du solltest es mal versuchen.“ Amadeus kam näher und setzte sich, die Beine übereinandergeschlagen, auf eine andere Kiste.
    Monika dachte nach. „Man kann nicht alles tun, was Spaß macht“, erklärte sie dann.
    „Ich schon.“
    Darauf war schwer etwas zu sagen, Monika versuchte es anders herum. „Hör mal“, schlug sie vor, „könntest du deine Späße nicht anderswo machen?“
    „Warum?“
    „Weil meine Mutter fast einen Herzschlag bekommen hätte, darum.“
    „Das war aber schön dumm von ihr.“
    „Amadeus, bitte, hör mir jetzt einmal ganz vernünftig zu. Ich habe dich nicht bloß aus Neugier gerufen, sondern weil ich dir unbedingt etwas sagen muß. Du kennst uns doch inzwischen alle schon, meinen Vater, meine Mutter, Peter, Liane und mich. Aber du weißt nicht, wo wir herkommen. Aus München nämlich. München ist eine große Stadt, eine schöne Stadt, aber eben doch eine Stadt. Die Wohnungen sind klein, jedenfalls für Leute, die nicht furchtbar viel Geld haben. Deshalb hatten wir uns schon lange gewünscht, aufs Land zu ziehen. Das Haus hier ist für uns alle ein Traumhaus, verstehst du? Es ist sogar ein Stall für ein Pferd da. Und jetzt müssen wir hier weg... deinetwegen!“
    „Meinetwegen? Aber ihr stört mich doch gar nicht.“
    „Aber du störst uns!“
    „Bloß weil ich ein bißchen Spaß mache?“
    „Weil du uns keine Nacht durchschlafen läßt! Amadeus, glaub mir... ich würde ja bleiben. Ich habe ja keine Angst vor dir, weil ich weiß, daß du uns nichts tust. Du warst es doch, der mich damals vom Balkon gerettet hat, nicht wahr?“
    „Hat auch Spaß gemacht“, behauptete Amadeus ein bißchen verlegen, so als müßte er sich einer guten Tat schämen.
    „Es war wundervoll, Amadeus, und deshalb

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