Guter Sex Ohne Stress

davon – schlechtes Gewissen und vielleicht noch eine harmlose Infektion. Dieses Glück hat nicht jeder!
    Anke ist 20 Jahre jung und surft für ihr Leben gern. Vor kurzem machte sie einen Kurzurlaub an der Ostsee, um in einem Kurs ihre Surfkünste weiter zu vervollkommnen.
    Eine Woche nach ihrem Wochenendtrip fühlte sie sich auf einmal schlapp, hatte Fieber, Rachenschmerzen und die Lymphknoten am Hals taten ihr weh. Bestimmt eine Grippe, dachte sie sich. Klar, eine Grippe, denke ich auch zuerst, als sie so vor mir sitzt. Ist ja schließlich ganz schön kalt, die Ostsee. Als ich Anke dann untersuche, fallen mir aber die stark geschwollenen Lymphknoten auf, die nicht so recht zum allenfalls leicht roten Rachen passen. Außerdem sehe ich jetzt noch einen leichten Ausschlag auf ihrem Rücken. »Der kommt bestimmt vom Neoprenanzug«, sagt Anke. Aber irgendein Gefühl sagt mir, dass da etwas nicht stimmt. »Sagen Sie mal, haben Sie im Urlaub nur gesurft? Ich meine, haben Sie im Urlaub vielleicht jemanden kennengelernt?«, frage ich sie schließlich nach einem kurzen Zögern. Anke schaut mich verdutzt an: »Ja, ich hab mich über beide Ohren in meinen Surflehrer Björn verliebt. Warum fragen Sie das?!« – »Ich frage das, weil ich mir nicht sicher bin, ob Sie wirklich eine Grippe haben oder eine andere Erkrankung. Hatten Sie mit ihrem Surflehrer auch Sex?« – »Ja, unglaublich tollen Sex …« Anke wird plötzlich bleich. Ich kann förmlich sehen, welche Gedanken ihr durch den Kopf gehen. »… ohne Kondom. Meinen Sie, ich könnte … also er könnte? Das ist doch ein ganz normaler, sportlicher, gesunder Typ?!« – »Ja, ich denke, Sie könnten sich auch mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung angesteckt haben. Ich würde Ihnen dringend zu einem HIV -Test raten.« Danach spreche ich noch lange mit Anke, was der Test für sie bedeuten könnte, wenn er eine HIV -Infektion nachweist. Das Laborergebnis ihrer Blutuntersuchung erhärtet am Folgetag leider den Verdacht auf eine frische HIV -Infektion und auch die Bestätigungstests bringen die traurige Wahrheit ans Licht – Anke ist HIV -positiv. Als ich ihr die Diagnose mitteile, bricht sie in Tränen aus. »Das kann doch gar nicht sein! Ich hab doch erst vor einem Monat bei der Betriebsärztin einen freiwilligen HIV -Test gemacht und der war negativ! Was wird denn jetzt aus meiner Ausbildung zur Krankenschwester? Wie geht es denn nun überhaupt weiter? Was ist mit Björn?«
    Anke ist eine von rund 70 000 Frauen und Männern in Deutschland, die nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes HIV -positiv sind. Die Wissenschaftler nehmen aufgrund ihrer Erfahrungswerte seit der Erstbeschreibung von AIDS 1981 an, dass rund 16 000 Menschen in der Bundesrepublik noch nichts von ihrer HIV -Infektion wissen. Das bedeutet, dass fast jeder vierte Infizierte in Unkenntnis seiner Erkrankung weitere Personen durch ungeschützten Sex anstecken kann. Wie bei Anke treten bei 40 bis 90 Prozent der frisch an HIV Erkrankten grippeähnliche Beschwerden auf, sodass die Infektion im Anfangsstadium auch leicht fehlgedeutet wird. Dank der intensiven AIDS -Forschung stehen heute wirksame Medikamente zur Behandlung der HIV -Infektion und der schweren Verlaufsform der Erkrankung ( AIDS ) zur Verfügung. Dadurch liegt die mittlere Lebenserwartung der 20-jährigen Anke bei optimaler ärztlicher Behandlung bei derzeit 69 Jahren. Dieser große medizinische Fortschritt bedeutet für Menschen mit HIV die Möglichkeit auf ein fast normales Leben.
    Anke schaut nach dem ersten Schock über die Diagnose der Zukunft mittlerweile wieder optimistisch entgegen. Durch die regelmäßige Betreuung in einer HIV -Schwerpunkt-Praxis fühlt sie sich körperlich wohl. Zu Björn hat sie keinen Kontakt mehr, der nach einem gemeinsamen Telefonat mit ihr von seinem Arzt ebenfalls HIV -positiv getestet wurde. Bei der Verarbeitung ihrer Erkrankung hilft ihr neben ihrer Familie und Freunden auch der regelmäßige Kontakt zu anderen Betroffenen. Die wichtigste Botschaft für sie: HIV -positiv mit beiden Beinen im Leben stehen ist machbar. Mittlerweile engagiert sie sich auch aktiv bei Aufklärungs-Kampagnen zum Thema HIV . Sie will ihre Erfahrungen an andere Menschen weitergeben, damit ihnen nicht das Gleiche passiert wie ihr.
    Egal, ob »heiße Flamme« oder »große Liebe«, beim Sex mit einem neuen Partner ist die Benutzung von Kondomen nicht nur Pflicht, sondern auch der Beweis für verantwortungsbewusstes