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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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das Rohrgestell, „… dieser billigen Effekthascherei bezwecken will. Er will nur von meinen Argumenten ablenken, weil er genau weiß, dass er nichts dagegen zu setzen hat. Das bringt mich wieder zurück zum Abwasserausstoß, der täglich … “
    Unwirsch unterbrach Statler sie: „Ich werde gleich noch mehr ausstoßen als nur ein paar Ab wässer!“
    „Was meinen Sie damit?“, stürzte sich Strawback gleich auf die unverholene Drohung.
    Statlers Aggressionen schienen die Luft aufzuwi rbeln. „Es könnte sein, dass ich gleich einen kleinen, sommersprossigen Arsch versohlen werde, sobald ich von dem Ding hier befreit bin.“
    Interessiert beu gte sich der Moderator zu ihm. „Einen Hintern, für dessen Besitzerin Sie Gerüchten zufolge hunderttausend Dollar Kopfgeld zahlen wollten?“
    Statler schnaubte abfällig. „Wie kann ein Mann, der noch alle Tassen im Schrank hat, freiwillig für so eine verdammte Nervensäge auch nur einen Cent springen lassen?“ Er und der Moderator teilten kumpelhaftes Männerlachen.
    Als Statler beim Sprechen gestikulierend die Hand hob, die das Bettgestell die ganze Zeit über nach unten gedrückt hatte, nutzte Gwen die Gelegenheit, um es mit aller Kraft von sich zu stoßen und zur Seite zu springen. „Wenn irgendwann einer in diesem Raum vorhaben sollte, auf sachlicher Ebene mit mir zu diskutieren, lassen Sie es mich wissen! Bis dahin ist mir meine Zeit zu schade. Einen schönen Tag noch!“ Rasch griff sie ihre Tasche, schlängelte sich durch das Heer der Fernsehtechniker und Statler-Angestellten nach draußen und rannte die Treppe hinunter.
    Gwens Ängste pulsierten im Rhythmus ihrer hektischen Schritte. Was, wenn Brenda in der fa lschen Toilette wartete? Was, wenn Brenda nicht rechtzeitig gekommen war? Was, wenn …
    Sie riss die Tür zur Damentoilette auf und wurde überschwappt von einer Woge aus Reinigerduft und Verzweiflung, als niemand dort war. Dann kam Brenda aus einer der Klokabinen, und Gwen hätte beinahe vor Erleichterung aufgeschluchzt. Das Mädchen hatte dieselbe Kleidung an wie Gwen und die rote Perücke auf. Sogar an aufgemalte Sommersprossen hatte sie gedacht.
    Sie tauschten die Taschen. „Jetzt beeil dich, Brenda!“
    Doch das Mädchen legte einen Arm um Gwen und betrachtete sich mit ihr im Spiegel über dem Waschbecken. „Wow, Jackie, wir sehen echt gleich aus! Gleich groß, gleich rothaarig, gleich sommersprossig, gleich langweilig.“
    „Verschwinde endlich, Brenda!“ Gwen schob das Mädchen zur Tür. „Und denk daran! Nicht durch die Demonstranten gehen! Man soll dich sehen. Aber fahr schnell, damit dich niemand einholt! Wo hast du das Fahrrad?“
    „ Auf dem Parkplatz. Und ich zieh mich im Klo vom Doughnut King wieder um, ich weiß, ich weiß!“
    Gwen öffnete die Tür. Wie ein kleines Kind, das seinen Mut bei einem Streich erprobte, kicherte Brenda kurz und rannte davon. Gwen schloss sich in eine der Klokabinen ein und lehnte sich gegen die Tür.
    Nachdem sich ihre Atmung etwas beruhigt hatte, stellte sie Brendas Tasche auf den Toilettendeckel. Weit davon entfernt, sich hier sicher zu fühlen, zog sie sich um, setzte Corys schwarze Wuschelperücke auf und trug großzügig Makeup auf Arme, Hals und Gesicht, um die Sommersprossen zu überschminken. Gleichzeitig war sie jeden Moment darauf gefasst, dass Statlers Karatefußtritt die Tür ihres Verstecks zum Bersten brachte.
    Mindestens zehnmal kontrollierte sie sich in ihrem Handspiegel, bis sie sicher war, wie eine fremde Frau auszusehen. Wie Jackie. Wenigstens war die Kabine groß genug, um sich einige rmaßen frei zu bewegen. Die in Marmor gewandete Eleganz der Örtlichkeit vermittelte diese für Statler-Tec so typische Geld-spielt-keine-Rolle-Aura, die selbst vor dem Toilettenpapier nicht Halt machte. Auf dreilagiger Weichheit in Pastellgelb waren die drei Rauten des Firmenemblems aufgedruckt.
    Natürlich war es kein Recyclingpapier.
    Jähes Erschrecken durchzuckte Gwens Eingeweide, als sie hörte, wie sich die Außentür öffnete. Doch es waren Frauenschritte, flott und hochhackig. Die Frau benutzte die Nachbartoilette, wusch sich die Hände und verschwand wieder. Gwen nutzte den Schwung ihrer Erleichterung, um nach draußen zu schlüpfen.
    Männer in braunen Overalls trugen Kisten die Treppe hinunter. Gwen befahl sich, ihr Schritttempo zu unauffälligem Gehen zu drosseln. Keiner beachtete sie, als sie das Bürogebäude verließ und sich unter die Demonstranten mischte. Dass auch David sie nicht

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