Gwen (German Edition)
genauso unschuldig wie Pat und ich. Oder warum sonst hätte die Polizei ihn wieder auf freien Fuß setzen müssen? Er hat sich geopfert, um Pat die Qualen der Haft zu ersparen. Daher hat er ein falsches Geständnis abgelegt.“
„Aus Liebe?“ Die Stimme des Moderator s war eine höhnische Herausforderung.
„Ja, aus Liebe!“ Diszipliniert schaffte es Gwen, die Zähne beim Sprechen nicht zu blecken. „So etwas gibt es tatsächlich, habe ich mir sagen lassen. Und was den täglichen Abwasserausstoß von Statler-Tec angeht …“
Nun verstummte Gwen, ohne dass der Idiot sie unterbrochen hatte. Ihre Stimmbänder waren einfach festgefroren wie ihr ganzer Körper, als sich Dirk Statler einen Weg durch die Umstehenden bahnte.
Was gar nicht so einfach war, da er dabei einen Teil seines Bettgestells mit sich trug. „Hallo allerseits! Komme ich zu spät?“ Er drängte sich an der Regie vorbei und trieb die Kameramänner in die Flucht, die ihre teure Ausrüstung vor dem gut zwei Meter breiten Metallgestell in Sicherheit brachten. Dennoch ging ein Scheinwerfer zu Boden, als Statler das Ungetüm so herumschwenkte, dass er auf dem freien Sessel neben dem Moderator Platz nehmen konnte.
Bevor er sich dort niederließ, durchbohrten seine eisgrauen Augen Gwen wie Stahlpfähle. Das große G glänzte ölig auf seiner nackten Brust. Er setzte sich und legte das Gestell auf seine Oberschenkel. Und die des Moderators. Und Gwens. Wie eine Brücke aus Edelstahl verband es Gwen, Strawback und Statler zu einem absurden Trio. Der unverkennbare Vanilleduft von Corys Massageöl hing in der atemlosen Stille. Drei Kameras fokussierten sich auf die Handschellen, die Statlers Handgelenk noch immer an das Metallgestänge fesselten.
Der Moderator überwand seine Verblüffung am schnellsten. „Hallo, Mr. Statler! Schön, dass Sie noch kommen konnten. Anscheinend wurden Sie …“, mit gar nicht mehr professionellem Grinsen klopfte er auf das Gestell, „… aufgehalten. Gwen äußerte schon den Verdacht, dass Sie doch nicht den Mut aufbringen für das Wortduell mit ihr.“
„Wohl kaum“, knurrte Statler. Gwen hätte schwören können, dass sich sein Zorn wie elektrischer Strom über das Metallgestell ausbreitete und auf ihren Oberschenkeln prickelte. Mit beiden Händen packte sie zu und stieß das Teil von sich herunter. Es federte auf sie zurück, weil Statler dagegen hielt, und zwängte sie ein auf ihrem Sitz. Etwas strich über ihren Nacken. Schweißperlen oder Panik.
Vermutlich beides.
Dabei hatte alles so gut angefangen. Fieberhaft suchten ihre Gedanken nach einer Möglichkeit, sicher zu entkommen, ohne sich vor laufenden Kameras lächerlich zu machen. So unauffällig wie möglich kämpfte Gwen gegen das Gestell, und viel weniger unauffällig drückte Statler das Ding zurück auf ihrer aller Schoß.
„Darf ich fragen“, unbehaglich verlagerte der Moderator sein Gewicht unter dem Bettrahmenteil, „warum Sie uns dieses Monstrum hier mitgebracht haben und warum sie daran gefesselt sind?“
In den Augenwinkeln sah Gwen, wie Statler ihr über den Kopf des Interviewers einen mörderischen Blick zuwarf, gönnte ihm aber nicht die Befriedigung, ihn zu erwidern. „Manche Frauen sind so besitzergreifend im Bett, dass sie einen Mann einfach nicht mehr gehen lassen wollen. Um noch einigermaßen rechtzeitig zu diesem Fernsehduell zu kommen, musste ich mit ein paar Fußtritten mein Bett zerlegen, dann einhändig das Verdeck von meinem Jeep abmontieren und dieses Ding hier …“, er klopfte auf das Bettgestell, „… vor mir quer mit ins Auto legen. Ich hoffe, Sie honorieren diesen Aufwand, den ich getrieben habe, um an dieser Show teilzunehmen.“
Ein Tontechniker presste sich die Hand auf den Mund, der Moderator jedoch ließ seinem L achen freien Lauf. „Und wer war diese Frau, die Sie nicht aus dem Bett lassen wollte?“
„Vielleicht war es ja Gwen O’Connor , die mich durch Sex benebeln wollte, damit ich dieses Fernsehduell hier verpasse.“ Die Handschellen klirrten gegen die Querstrebe, an der sie hingen, als Statler seinen Arm hob, damit die herbeigeeilten Arbeiter mit ihrer Metallsäge drankamen.
Sichtbar erleichtert darüber, dass sich das Niveau seiner Sendung nun doch noch dem absoluten Nullpunkt näherte, drehte sich Dennis Strawback zu Gwen um. „Was sagen Sie dazu, meine Liebe?“
„Was muss ich dazu noch sagen? Es ist doch offe nsichtlich, was Statler mit dieser …“, voller Abscheu haute Gwens flache Hand auf
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