Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
Gehen Sie hin
Relativ bald nach Beginn des Schuljahres bringt Ihr Kind eine Einladung zum Elternabend (offizielle Bezeichnung: Klassenpflegschaftssitzung) mit nach Hause. Aus seiner Grundschulzeit erinnern Sie sich bestimmt noch gut an diese Abende, denn Sie haben sie jedes Mal mit Engagement besucht. Es war ja meist auch ganz nett, mit anderen Eltern dort im Halbkreis zu sitzen – und vor allem: Die Probleme waren überschaubar. Den Übergang vom Kindergarten zur Schule hatte Ihr Kind gemeistert, Sie fanden die Leistungsanforderungen akzeptabel, und Sie haben gern alles dafür getan, dass Ihr Kind Freude am Lernen hatte.
Im Rückblick war für Sie und Ihr Kind die Grundschulzeit insgesamt doch eine recht entspannte Zeit. (Es sei denn, Sie leben in einem Bundesland, in dem die Gymnasialempfehlung der Grundschule verpflichtend ist; dann haben Sie eventuell ein stressiges Schuljahr hinter sich.) Doch das ist jetzt Vergangenheit.
Die Elternabende im Gymnasium sind anders als in der Grundschule, wie Sie bald feststellen werden. Das zeigt sich häufig schon an der Anzahl der teilnehmenden Eltern. Waren diese Abende in der Grundschule für gewöhnlich noch gut besucht, so wird die Beteiligung mit zunehmender Jahrgangsstufe leider immer geringer. Gelegentlich fallen diese Veranstaltungen in der Oberstufe »mangels Masse« sogar ins Wasser: Drei Lehrer etwa, aber nicht ein einziger Erziehungsberechtigter ergeben logischerweise keinen zufriedenstellenden Elternabend.
Fragt man nach den Gründen für das geringe Interesse, führen Eltern hauptsächlich an: »Tut mir leid, aber ich habe gerade an dem Abend keine Zeit.« – »Hab ich alles schon mal gehört. Ich habe schließlich noch zwei ältere Kinder, da wurde das schon mal durchgekaut.« – »Was soll ich da? Wenn’s Probleme gibt, ruf ich den Lehrer an. Da brauch ich doch keinen Elternabend. Ich finde den direkten Draht zum Lehrer immer noch am besten.«
Solche Aussagen sind teilweise berechtigt, besonders dann, wenn es die Einladung zum Elternabend nicht geschafft hat, die Bedeutung dieses Abends zu veranschaulichen. Trotzdem gilt: Präsenz zu zeigen und damit den taktisch richtigen ersten Schritt zu tun, ist jetzt wichtig – auch und gerade für Eltern, die Angst davor haben, etwa weil das Gymnasium Neuland für sie ist.
► Mit Ihrem Erscheinen setzen Sie vor allem das Signal: Ich demonstriere mein Interesse am schulischen Weiterkommen meines Kindes.
Am Elternabend bekommen Sie nicht nur einen Eindruck von den Lehrern, sondern auch von der Atmosphäre, die an der Schule herrscht, und zwar jenseits des »Tags der offenen Tür«, an dem sich Schulen selbstverständlich so positiv darstellen, dass man am liebsten selbst noch mal Kind sein möchte: Im Chemiesaal wird mit flüssigem Stickstoff leckeres Himbeereis fabriziert, um die Welt der Naturwissenschaften begreifbar zu machen. In den Klassenzimmern zeigen hochmotivierte Schüler, vielleicht in kurzen Sketchen, wie viel Spaß Unterricht an dieser Schule bereitet. In der improvisierten Cafeteria im Klassenzimmer gibt es frisch gepresste Säfte, Kaffee und selbst gebackenen Kuchen – und überall sind nette Lehrer unterwegs, die Buttons am Revers tragen mit der einladenden Aufschrift: »Sie können mich alles fragen!«
Der tagtägliche Schulbetrieb ist verständlicherweise anders. Und um herauszufinden, wie das Klima an einer Schule tatsächlich ist, bedarf es keiner aufwändigen Evaluation (wie siegerade so in sind, vor allem im Internet, wie beispielsweise in schulradar.de), sondern nur eines verlässlichen Bauchgefühls – und das haben Sie gewiss.
Also fragen Sie sich, wenn Sie beim Elternabend in der Schule sind: Wie gepflegt wirkt das Gebäude innen wie außen? Ist das Klassenzimmer so, dass man sich dort gern einen Schulvormittag lang aufhalten möchte? Wie ist der Pausenhof gestaltet? Macht die Schule insgesamt einen schülerfreundlichen Eindruck? Wenn Sie das Gefühl haben, einiges könnte verbessert werden, dann sollten Sie das beim Elternabend ansprechen, denn in einem einladenden Umfeld macht Kindern das Lernen mit Sicherheit mehr Freude.
Darüber hinaus können Sie sich jetzt aus eigener Anschauung ein genaueres Bild von den Lehrern machen. Ihr Kind hat Ihnen von der Schule erzählt, vielleicht über manchen Lehrer geschimpft, andere wiederum »ganz toll« gefunden – jetzt können Sie das selbst überprüfen.
Umgekehrt bekommen auch die Lehrer einen Eindruck von Ihnen,
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