Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
dem ersten Gymnasialjahr erzählen, denn Sie wissen ja: Schulerlebnisse lassen sich nicht verallgemeinern. Wenn also das Nachbarkind mit dem Englischlehrer überhaupt nicht zurechtkommt, muss das bei Ihrem Kind noch lange nicht so sein.
Lassen Sie sich auch nicht von Schulproblemen verunsichern, die in den Medien für Schlagzeilen sorgen, wie beispielsweise das G8: Natürlich ist vieles an dieser Reform unausgegoren und führt zu zusätzlichen Belastungen der Schüler. Aber Sie tragen nicht zur Verbesserung der Situation bei, wenn Sie sich schon vor dem Übertritt ständig Sorgen machen und diese Sorgen womöglich noch auf Ihr Kind übertragen. Seien Sie stattdessen optimistisch: Ihr Kind wächst mit den Herausforderungen!
Es gibt aber auch noch ganz andere Überlegungen, die Eltern vor dem Übertritt ihres Kindes ans Gymnasium anstellen, wie beispielsweise diese Mutter berichtet: »Ich weiß nicht, ob mein Sohn nicht schon deshalb schlechtere Startchancen im Gymnasium hat, weil ich kein Abitur habe. Von dem, was im Unterricht an seiner Schule gemacht wird, habe ich doch überhaupt keine Ahnung und kann ihm deshalb auch gar nicht helfen, wenn es wirklich mal klemmt.«
Diese Sorge ist verständlich, aber unnötig. Schließlich ist es nicht die Aufgabe der Eltern, den Unterrichtsstoff zu vermitteln – dafür ist die Schule da. Außerdem: Selbst Eltern mit abgeschlossenem Studium sind nicht unbedingt in der Lage, beispielsweise den Mathematikstoff des 9. Schuljahres zu erklären, es sei denn, sie haben zufällig das Fach studiert.
Falls Sie dennoch unschlüssig sein sollten, ob das Gymnasiumfür Ihr Kind wirklich die richtige Schulwahl ist, sollten Sie sich folgende grundlegende Fragen stellen und beantworten:
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Zeigt Ihr Kind konstant gute Leistungen oder schwanken diese eher?
Jeder Schüler hat ab und zu auch mal einen Ausrutscher oder durchläuft eine Phase, in der es ihm schwerfällt, gute Leistungen zu erbringen; bedenklich ist es erst, wenn immer wieder starke Leistungsabfälle, verteilt über das ganze Schuljahr, zu beobachten sind.
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Haben Sie bei der Vorbereitung für die Klassenarbeiten in der letzten Grundschulklasse sehr viel Hilfestellung leisten müssen?
Sie haben mit Ihrem Kind für die Arbeiten geübt – völlig in Ordnung, denn dadurch hat es verstanden, dass Lernen auch sehr viel mit Üben und Wiederholen zu tun hat. Überlegen Sie sich aber genau, ob Sie die nächsten Jahre jeden Nachmittag mit Ihrem Kind so intensiv arbeiten werden – und vor allem: ob Sie das auch wirklich wollen. Sie wissen: Einfacher wird es im Gymnasium sicherlich nicht. Wenn also schon in der Grundschule viel Unterstützung beim Lernen notwendig war, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass es anschließend ganz von selbst geht. Das gilt besonders dann, wenn Ihr Kind in der Grundschule längerfristig Nachhilfeunterricht benötigt hat, damit die Noten für den Übertritt stimmten.
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Müssen Sie jeden Nachmittag Kämpfe austragen, bis Ihr Kind seine Hausaufgaben macht, kapituliert es leicht vor Aufgaben, die ihm schwierig erscheinen, oder ist es motiviert, sich durchzubeißen?
Falls bei Ihrem Kind – wie wahrscheinlich bei den meisten – das wahre Glück nicht darin besteht, sich mit Textaufgaben und Wörterlisten zu beschäftigen, seien Sie beruhigt: Wissensdurst zeigt sich häufig in ganz anderen Bereichen. Beispielsweise bei dem neunjährigen Kirk, der den Computer nicht als Spielzeug, sondern als Arbeitsinstrument versteht, oder dergleichaltrigen Jennifer, die sich brennend für alles interessiert, was mit Tieren zu tun hat. Eltern, die diese Interessen lediglich als Hobby abtun, liegen nicht unbedingt richtig: Hier zeigt sich nämlich, dass ihr Kind zu motivieren ist – eine ideale Voraussetzung für erfolgreiches Lernen.
Wenn Sie also bei Ihrem Kind beobachten, dass es Themen, die auf den ersten Blick nicht mit der Schule zu tun haben, auf den Grund gehen will, dann können Sie optimistisch sein: Ein guter Lehrer wird es verstehen, dieses Potenzial auszubauen.
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Will Ihr Kind aus eigenem Antrieb aufs Gymnasium – oder wollen vielmehr Sie, dass Ihr Kind aufs Gymnasium will?
Natürlich haben Sie recht, wenn Sie jetzt denken: Ich will ja nur das Beste für mein Kind!, wie zum Beispiel eine gute Schulausbildung, um ihm später möglichst vielseitige Berufschancen zu eröffnen. Dazu ist nun einmal in den meisten Fällen das Gymnasium Voraussetzung, und ein Kind in
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