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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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Sie seinen Namen?«
    »Ich habe ihn sogar getroffen. Er heißt Mahakam. Shafik Mahakam. Ich erinnere mich so genau daran, weil Charles später ständig von diesem Typen geredet hat, der ihn ruiniert hätte.«

79
 
 
 
    Nach einer kurzen Nacht wurde der Umweltinspektor von seinem Handy geweckt. Am Vorabend war er spät nach Hause gekommen und hatte bemerkt, dass die Sturmlampe von Madame Hoareau noch auf ihrer Veranda brannte. Offenbar hatte sie nicht schlafen können und einen kleinen Spaziergang unternommen. Er selbst war todmüde und ging gleich zu Bett.
    Schließlich fand er das Telefon neben seiner Matratze.
    »Edouardo? Sie sind ein Frühaufsteher, um diese nachtschlafende Zeit habe ich nicht mit Ihrem Anruf gerechnet. Was ...«
    »Stellen Sie sich vor, der gute Hauptmann Thamnir hat einige seiner Leute beauftragt, sämtliche Sportgeschäfte von Jakarta aufzusuchen. Vor allem interessierten ihn Läden, die Bergsteigerausrüstungen verkaufen, Kletterseile und so.«
    Sénéchal hatte Mühe, richtig wach zu werden.
    »Ach ja? Will der schneidige Hauptmann einen Ausflug ins Gebirge machen? Und wie ...«
    »Erinnern Sie sich an das Seil, mit dem der junge Mann angebunden war, der am Grund des Tümpels Motorrad fuhr?«
    »Ich erinnere mich, Edouardo.«
    »Es war an einigen Stellen abgenutzt. Obwohl es so lange im Wasser lag, hat man zwischen den Fasern Kieselsäure gefunden. Es handelt sich um ein Seil zum Klettern, eine Sportart, die in Indonesien nicht sehr verbreitet ist. Thamnir ist zu dem Schluss gekommen, dass der Besitzer des Seils ziemlich kräftig sein muss und daher sicher ein Muskel- und Konditionstraining absolviert hat.«
    »Das braucht man bestimmt, wenn man gelegentlich Leute mit einem Brecheisen durchbohren möchte ...«
    »Thamnir hat seinen Männern einen präzisen Auftrag erteilt: Sie sollten auf dem Archipel einen menschlichen Koloss mit hellen Augen und Bürstenhaarschnitt ausfindig machen - das heißt eine Nadel im Heuhaufen suchen, da es hier ja von kräftigen Australiern und Amerikanern nur so wimmelt. Aber sie hatten Glück: Der Hersteller des Kletterseils, den sie ausfindig machen konnten, hat ihnen eine Liste seiner Abnehmer in Jakarta gegeben.«
    »Und ...«
    »Und nichts. Also sind sie auf die Idee gekommen, sich mit einem vagen Phantombild in den Fitnessstudios der Stadt umzusehen.«
    »Und?«
    »Im fünfzehnten Bodybuildingcenter, das von Weißen frequentiert wird, hat der Leiter die abgebildete Person als einen seiner Kunden erkannt: ein Riese mit schleppender Aussprache. Er hat sich erinnert, dass dieser Mann eines Tages mit einem jungen Typen in einem gelben Cabrio gekommen ist. Einmal ... Nur einmal!«
    »Ja, ja, immer diese kleinen Fehler, die einen auf die Spur des Verdächtigen führen ...«
    »Der Kerl ist wie gewöhnlich erschienen, um in aller Seelenruhe zu trainieren, und Thamnirs Polizisten, die ihm auflauerten, haben ihn ohne Schwierigkeiten festnehmen können.«
    »Wer ist der Mann?«
    »Ein Senior Military Instructor. Ein US-Amerikaner, Mitarbeiter der Firma MP Corps, die die Aufgabe hat, die indonesische Armee zu trainieren.«
    »Verstehe. Ein Söldner, der sich offenbar ab und zu ein kleines Zubrot verdient.«

80
 
 
 
    Sénéchal fand seine Vermieterin völlig verstört auf ihrer Veranda vor. Er setzte sich zu ihr und meinte nur:
    »Erzählen Sie, Madame Hoareau.«
    Sie schniefte, strich ihr Blumenkleid glatt, schwieg eine ganze Weile und erzählte ihm dann in einem Zug von ihrer auferstandenen Vogelscheuche und von der schrecklichen Nacht in ihrer Küche, wo sie von der »Stimme« terrorisiert worden war. Dabei zitterte sie am ganzen Leib. Zum Abschluss berichtete sie, dass ihr kleines Häuschen von oben bis unten durchwühlt worden war.
    Da ihre Erzählung mit kreolischen Ausdrücken gespickt war, musste Sénéchal an einigen Stellen nachhaken. Als sie geendet hatte, dachte er angestrengt nach. Dann erhob er sich.
    »Da haben wir beide ja einiges zu tun.«
 
    Der Umweltinspektor ging in die Hocke und untersuchte eingehend die Küchentür von Madame Hoareau. Dann richtete er sich auf, zog sein Fotohandy aus der Tasche und machte einige Aufnahmen von der Klinke und den zahlreichen Kratzern, die rundherum in der verblichenen Farbe zu sehen waren. Schließlich strich er vorsichtig mit der behandschuhten Hand über eine der Stellen. Die Kratzer waren nicht sehr tief. Er fragte seine Vermieterin, die einige Meter hinter ihm stand und ihn neugierig

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