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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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beobachtete:
    »Klang das Geräusch wie das Kratzen eines Tieres?«
    »Ja. Es war, als ob die Krallen eines wilden Tieres an der Tür scharren. Aber sagen Sie mir, großer französischer Meisterdetektiv, warum beschnüffeln Sie diese Tür von allen Seiten?«
    »In meinem Büro, liebe Madame Hoareau, nennt man mich den Öko-Schnüffler. Meine Kollegen nehmen mich immer mit auf den Markt, damit ich die Melonen für sie aussuche. Sind Sie sicher, dass all ihre Spieldosen da sind, außer der mit dem Tiger, der den englischen Soldaten verspeist?«
    »Tipu's Tiger. Die ist verschwunden. Und es passt mir gar nicht, dass sie in diesem Moment jemand anders in der Hand hält.«
    »Hm ... Gut, sehen wir uns mal die Scheibe genauer an.« Von innen war sie fettig vom Küchendunst. Da die Sonne ihn blendete, beschirmte Sénéchal die Augen mit der Hand.
    »Das war kein Kind, das Ihnen einen Streich spielen wollte. Dafür ist sie viel zu hoch ... Außer es wäre auf irgendetwas draufgestiegen.«
    »Vielleicht waren es zwei, und das eine ist auf die Schultern des anderen geklettert.«
    Sénéchal, der jetzt draußen beide Hände wie ein Visier über die Augen hielt, erklärte:
    »Dieser Jemand hat sein Gesicht gegen die Scheibe gepresst. Es gibt schwarze Spuren, die man im hellen Licht kaum erkennen kann. Abdrücke ...« Er näherte seine große Nase dem Glas und schnüffelte wie ein Trüffelschwein. »Hm, riecht wie eine Frau.«
    Er schnupperte weiter.
    »Sie parfümiert sich mit Vetiveröl. Madame Hoareau ... Sie haben keine Ahnung, was diese Frau - wenn es denn eine war - gesagt hat?«
    »Sie redete wirres Zeug. Ich hatte große Angst ...«
    Die üppige Dame erschauerte und machte eine abwehrende Handbewegung. Sénéchal wechselte das Thema.
    »Sagen Sie, könnten Sie für mich die Adresse eines Hi-Fi-Geschäfts in Saint-Denis ausfindig machen, während ich Werkzeug hole, um die Scheibe auszubauen?«
 
    Kurz darauf fuhr er zur Universität von Saint-Paul, wo er eine zuvorkommende junge Frau mit milchkaffeebraunem Teint traf, die ihm sehr aufmerksam zuhörte und darüber hinaus sehr schöne Beine hatte. Sie betrachtete seinen Dienstausweis, dann seine sonderbaren Hosenträger, streifte sich Latexhandschuhe über und nahm ihm behutsam die mitgebrachte Scheibe ab. Bei seinen Erklärungen nickte sie verständnisvoll, machte sich verschiedene Notizen, schaltete auf einem Arbeitstisch das Mikroskop ein und zeigte ihm diverse Apparate, die ihn an das Labor von Lucrèce im Untergeschoss des Umweltministeriums erinnerten. Dann setzte sie sich auf den Hocker vor dem Mikroskop und versprach, ihn so schnell wie möglich anzurufen. Als sie Platz nahm und die Beine übereinanderschlug, war ihr weißer Kittel etwas hochgerutscht und hatte ihre Schenkel enthüllt - ein Anblick, der dem Umweltinspektor eine verräterische Röte ins Gesicht trieb. Er stammelte ein Dankeschön, machte auf dem Absatz kehrt und wäre beinahe mit dem Kopf gegen den Türrahmen des Labors geprallt.

81
 
 
 
    Das ganze Zimmer riecht nach Desinfektionsmittel und Schweiß.
    Edouardo zwirbelt nervös seinen Schnauzbart.
    Er hat es satt. Dieser abgebrühte Muskelprotz, der ihn Zum Besten hält. Ebenso diese stille, abwartende Haltung der beiden Militärs, die im Schatten hinter ihm stehen.
    Hauptmann Thamnir hat sich seit zwei Stunden nicht geregt. Verärgert dreht sich Edouardo um und wirft ihm einen raschen Blick zu. Die einzige Lampe des Verhörraums spiegelt sich in den Gläsern der neuen Brille, die seine Augen verdeckt. Er wirkt wie ein Mann, der an der Straßenecke auf den Bus wartet.
    Hinter ihm steht ein Soldat mit Bürstenhaarschnitt und grüner Uniform in vorschriftsmäßiger Haltung: die Beine leicht gespreizt, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, das Gesicht ebenso undurchdringlich wie das seines Vorgesetzten.
    Edouardo vermeidet es, auf das zu blicken, was er beim Eintreten an der Wand bemerkt hat: einen langen Edelstahltisch, dessen sechs Beine im Boden verankert sind. Am Rand eine Rinne, an der ein Schlauch mit einem Duschkopf befestigt ist. Ein klassischer Autopsietisch, doch dieser hier ist mit abgenutzten Lederriemen ausgestattet. Unter dem Tisch steht eine flache Tasche wie die der Chirurgen. Auf dem Zementboden sieht man braune Flecke.
    Das behagt Edouardo ganz und gar nicht.
    Ein Schweißtropfen rinnt über seine Wange. Er wischt ihn mit dem Handrücken ab, schaltet das Tonband wieder ein und setzt die Befragung fort. Jetzt klingt es, als

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