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zukommen lassen - über einen Strohmann, da er nicht selbst in Erscheinung treten wollte. Aber ich denke, er wollte alles unter Kontrolle haben.«
»War Designe der Strohmann?«
»Ja. Der Alte hat ihn Ziegler aufgezwungen. Designe sollte sein Geld verwalten, denn der gute Hans galt als Verschwender, und Take hat ihm nicht vertraut.«
»Außerdem war Designe Meister in der Kunst, Geld in diversen Steuerparadiesen anzulegen, nicht wahr?«
»Genau. Er sagte, er wäre eine Zeit lang Takes Finanzberater gewesen.«
»Was wäre geschehen, wenn Sie ihm einen lebendigen Quastenflosser gebracht hätten?«
»Sobald wir ihn gehabt hätten, hätte der Alte ein Spezialflugzeug geschickt und das Tier zehn Tage behalten. Danach hätten wir es an der Stelle wieder ausgesetzt, wo wir es gefunden hatten. In derselben Tiefe.«
»Sagen Sie, Monsieur Phibes, haben Sie schon einmal einen Quastenflosser gesehen?«
Der Rotschopf lächelte verträumt.
»Ja, vor fünf Jahren. Ein schwieriger Tauchgang mit einem Kameramann vor der Küste Südafrikas. Ich hatte das Versteck des alten Vierfüßers in weniger als hundertfünfzig Metern Tiefe ausgemacht. Ein unglaublicher Anblick! Magisch! Der alte Akrobat schwamm in aller Ruhe vor uns her, den Kopf nach unten. Wir hätten ihn fast berühren können. Der Film ist in alle Welt verkauft worden.«
Sénéchal drehte den Artikel mit der Überschrift Film von einer Begegnung mit dem Vorjahren der Menschheit um, damit sein Gegenüber das Foto sehen konnte. Der Rotschopf betrachtete es voller Stolz.
»Wissen Sie, Takenushi hat mich engagiert, weil ich der Beste auf diesem Gebiet bin. Da können Sie jeden Fachmann fragen.«
»Das glaube ich Ihnen gerne. Was ist auf der indonesischen Insel Manado Tua passiert?«
Phibes unterdrückte ein nervöses Kichern.
»Hans und Charles haben Mist gebaut! Vor allem Charles.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Manado Tua, die Insel vor Sulawesi! Verdammte Geschichte ... Wir haben angefangen in der Gegend von Manado Tua zu jagen, weil Take ja einen Manado-Quastenflosser wollte. Hans und Charles haben großspurig Flugblätter drucken lassen, die für jeden Hinweis auf das Tier eine Belohnung versprachen, sie haben die Fischer auf der Insel befragt, auf Biting, auf Manado Tua, auf Morotai und Halmahera ... Sie haben stundenlang mit ihnen geredet, ihnen Belohnungen versprochen ... Kurz, sie wurden überall im Sektor gesichtet. Dabei hatte ich ihnen dringend geraten, sich diskret zu verhalten, damit wir nicht eines Tages Probleme mit der indonesischen Polizei kriegen. Aber Charles war das offenbar egal.«
»Was ist dann passiert?«
»Ich hatte ein Versteck des Vierfüßers aufgespürt. Das war schon viel. Hans und ich sind eines Nachts mit dem Tauchboot und der Platinsonde runtergegangen. Charles blieb auf dem Boot, er hat schon mal die Druckkammer ins Wasser gelassen. Als wir mit leeren Händen wieder auftauchten, waren zwei Schnellboote der indonesischen Wasserpolizei da. Überall auf dem Schiff Scheinwerfer und Polizisten und Charles, der herumbrüllte. Die Sache hätte glimpflich abgehen können, aber dieser Idiot hat sie erst beleidigt und wollte sie dann bestechen. Er ist derart ausgerastet, dass der Einsatzleiter seinen Vorgesetzten aus dem Bett geholt hat. Der hat dann mit Jakarta telefoniert. Ergebnis: Wir wurden alle verhaftet, die Jacht wurde beschlagnahmt, und am nächsten Tag war die Sache eine Staatsaffäre.«
Sénéchal wedelte mit einem Din-A4-Blatt.
»Das ist die Schlagzeile einer indonesischen Zeitung aus dieser Zeit: Ein schöner Fang Zwischen Biting und Manado Tua. Der schöne Fang ist natürlich das Schiff der Abyss Foundation, nicht der Quastenflosser ... Die Bildunterschrift lautet: Unter dem Deckmantel ozeanografischer Forschung sind Fremde dreist in unsere Gewässer eingedrungen, um Indonesien einen seiner größten wissenschaftlichen Schätze Zu stehlen. Auf dem Foto erkennt man sehr gut den verstorbenen Charles Designe, Ziegler und Sie selbst. Sie ziehen alle lange Gesichter.«
»Wir hätten mit einer geringen Strafe und ein paar diskreten Schmiergeldzahlungen davonkommen können, aber einige von den Eierköpfen in Jakarta hatten großartige Pläne für einen Aqua-Park vor Manado Tua, um den alten Vierfüßer zu schützen. Der Leiter dieses Projekts, er arbeitete beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen in Jakarta, hat uns wegen Verstoßes gegen das internationale Gesetz zum Schutz gefährdeter Arten angezeigt.«
»Wissen
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