Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
H2O

H2O

Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
Vom Netzwerk:
die mit Reißzwecken an der Wand befestigten Karten und den offenen Koffer voller zerknitterter Hemden zu dem überfüllten Tisch mit Laptop, Telefon und sorgfältig sortierten Unterlagen. Lose, mit der breiten Handschrift Sénéchals bedeckte Blätter lagen kunterbunt durcheinander. Dann entdeckte er mit sichtbarem Unbehagen das große Gewehr in der Nähe des Tisches. Am Doppellauf waren verschiedenfarbige Patronen mit Gummibändern befestigt.
    »Monsieur Rhaddiaunir ... Ich bin verpflichtet, Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt den indonesischen Behörden zu übergeben. Doch zuvor sollten wir beide uns unterhalten. Anschließend ...«
    »Ja?«
    »Kommen wir erst einmal zu dem Thema, das uns beide interessiert. Am besten, Sie erzählen mir alles, was Sie über Shafik Mahakam und diese ganze Geschichte wissen. Zunächst, warum sind Sie verschwunden, Monsieur Rhaddiaunir?«
    »Ich hatte Angst um mein Leben, Monsieur Sénéchal. Ich wurde bedroht.«
    »Und von wem?«
    »Das weiß ich nicht. Ich hatte mehrere Anrufe auf meinem Handy erhalten, in denen ich aufgefordert wurde, mich nicht mehr mit Shafik zu treffen. Andernfalls würde mir etwas zustoßen. Über diese Warnung sollte ich weder mit ihm noch mit der Polizei sprechen. Es war eine verstellte Stimme ... Ich habe Shafik dennoch weiter gesehen. Wir mussten zusammenarbeiten, das war wichtig.«
    »Sie haben ihm nichts gesagt?«
    Der Indonesier zögerte.
    »Nein. Dann habe ich einen Zettel auf dem Autositz meines abgeschlossenen Wagens gefunden. Darauf stand: keine Polizei. Eines Abends, als ich zu Fuß über eine kleine, verlassene Straße nach Hause ging, raste ein Wagen auf mich zu. Ich bin schon älter und kann nicht mehr laufen wie ein Zwanzigjähriger ... Im letzten Moment hat das Fahrzeug gebremst und fuhr dann blitzartig im Rückwärtsgang in eine Gasse, um zu wenden. Doch ich hatte genügend Zeit, mir den Mann am Steuer anzusehen. Er trug eine Schirmmütze, hatte ein breites Gesicht und athletische Schultern. Seine großen Hände sind mir aufgefallen ... Komisch, nicht wahr? An solche Dinge erinnert man sich später. Doch ich habe überhaupt nicht daran gedacht, mir das Kennzeichen zu notieren ... Seine Hände auf dem Lenkrad waren riesig.«
    Sénéchal öffnete seine Pranken und hielt sie Rhaddiaunir unter die Nase.
    »Solche Hände etwa?«
    »Ja. Ich vermute mal, dass er Ihre Statur hat, Monsieur. Und ich bin sicher, dass er ebenfalls ein Weißer ist.«
    »Was haben Sie nach diesem Vorfall gemacht?«
    »Ich habe Shafik davon erzählt.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Er sagte: ›Suleiman, es geschehen bedrohliche Dinge, aber ich verstehe sie nicht.‹ Dann hat er etwas vor sich hin gemurmelt und das Zimmer verlassen. Damals war er schon sehr krank. Sein Geist war verwirrt.«
    »Wissen Sie noch, was er gesagt hat?«
    »Ich glaube, er hat von Chimären gesprochen. Ich sah, dass auch er Angst hatte.«
    Sénéchal schwieg einen Moment. Dann fragte er:
    »Warum sind Sie geflüchtet, als ich Lang und meinen Kollegen Edouardo zu Ihnen ans Flussufer bei der Müllhalde geschickt habe?«
    »Ich bekam Panik. Ich kannte diesen Mann ja nicht.«
    »Und die Dokumente, die Monsieur Edouardo in Mahakams Gartenhaus gefunden hat?«
    »Ehrlich gesagt, waren sie völlig wertlos. Ich hatte sie Shafik zur Ansicht überlassen ...«
    »Aber was hat es mit diesen Plänen für Sanitäranlagen auf sich?«
    »Das ist leicht erklärt ... Japan liegt auf einem Archipel vulkanischen Ursprungs. Dort wird das Wasser maximal recycelt. Das Wasser für die Toilettenspülungen und Löscheinsätze ist nicht das gleiche wie das für den täglichen Bedarf ... Für jedes neue Gebäude, dessen Nutzfläche dreißigtausend Quadratmeter übersteigt, verlangt die Stadt Tokio - wie viele andere Kommunen auch - den Bau einer eigenen Recyclinganlage. Das in diesen Unterlagen beschriebene System ist eine Filteranlage für Brauchwasser. Es arbeitet mit besonderen Bakterien, die das Abwasser innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder in sauberes Wasser verwandeln.«
    »Alle Achtung.«
    »Es ist sauberes Wasser, aber kein Trinkwasser und wird hauptsächlich für die Klospülung verwendet und für ...«
    »Danke, danke ... Aber was hat Takenushi mit dem Ganzen zu tun? Auf dem Briefkopf war das Emblem seiner Firma.«
    »Natürlich, denn diese Anlage ist ein Patent der Takenushi Corporation, das für teures Geld verkauft wird. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, dass die Geschäftszahlen ...«
    »Schon gut. Aber

Weitere Kostenlose Bücher