H2O
in welcher Beziehung stehen Sie zu der Firma, Monsieur Rhaddiaunir?«
Der Physiker wirkte überrascht. »Ich war jahrelang für die Takenushi Corporation tätig. Als Berater. Wussten Sie das nicht? Mit Längs Hilfe habe ich versucht, Akira Takenushi zu kontaktieren. Über sein kleines Funkgerät.«
»Wie, über Lang?«
»An der Universität in Depok gibt es einen Klub von Amateurfunkern. Auf diese Weise blieb ich mit dem Jungen in Kontakt. Ich wollte, dass Lang Akira kontaktiert. Akira ist sehr mächtig. Er hätte mich aus Indonesien herausholen können.«
»Hat er es versucht?«
»Ich weiß es nicht. Ich bin geflohen, als Sie bei Madame Mahakam Ihre Nachforschungen anstellten, denn ich fürchtete, dass Sie mich entdecken würden. Ich misstraute jedem ... Verstehen Sie?«
»Wer hat Sie vor meiner Ankunft gewarnt?«
»Madame Mahakam. Sie erhielt einen Anruf von Monsieur Xi Ping Zhu, der ihr den Besuch eines westeuropäischen Detektivs ankündigte.«
»Also, Monsieur Rhaddiaunir, Ihre Fähigkeiten als hochrangiger Physiker haben es Ihnen ermöglicht, Chemieklos für eine japanische Firma zu entwickeln?«, fragte der Inspektor mit betont ernster Miene.
Der Indonesier lächelte.
»Das amüsiert Sie, Monsieur Sénéchal. Aber ich habe auch andere Dinge für Take gemacht. Nicht für die Firma, sondern für Akira Takenushi persönlich.«
»Was zum Beispiel?«
Rhaddiaunir rieb seine Handflächen aneinander, als wisse er nicht, wo er anfangen sollte.
»Sie sind Akira begegnet, Monsieur Sénéchal. Das hat zumindest Monsieur Edouardo erzählt. Er sagte mir auch, dass Sie ihn verdächtigen, Jagd auf das seltenste Tier der Welt zu machen.«
»Was denken Sie persönlich darüber?«
»Ach, das ist eben seine Marotte! Aber ich glaube, er will diesem merkwürdigen Tier nichts Böses antun.«
»Das ist eine der möglichen Sichtweisen. Er möchte dieses Tier klonen, um es zu einem Jahrmarktsgeschöpf zu machen.«
»Sie haben ihn vermutlich als Sonderling empfunden. In Wahrheit ist er ein Visionär. Ein Visionär und zugleich ein gewiefter Geschäftsmann, täuschen Sie sich da mal nicht.«
»Inwiefern ist Takenushi ein Visionär?«
»Ich dachte, Sie hätten ihn verstanden!«
»Ich fürchte nein.«
Wieder lächelte der Indonesier.
»Monsieur Sénéchal, Akira hegt zweifellos eine sonderbare Leidenschaft für diesen außergewöhnlich seltenen Vierfüßer. Doch es gibt etwas, das ihn stets mehr interessiert hat als dieser Fisch.«
»Und das wäre?«
»Das, was den Quastenflosser umgibt, Monsieur.«
»Ich verstehe nicht.«
»Nun ja, ganz einfach ... Wasser!«
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Sénéchal runzelte die Stirn.
»Wasser? Takenushi interessiert sich mehr für Wasser als für den Quastenflosser? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Erklären Sie mir das bitte!«
»Haben Sie schon mal vom Erdsimulator gehört? Nun, dieser Superrechner hat zwei wichtige Tendenzen aufgezeigt. Einerseits steht uns ein explosionsartiger Anstieg der Weltbevölkerung um mindestens zwei Milliarden Menschen bis zum Jahre zweitausendfünfzig bevor. Und andererseits ein Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur um mehrere Grad.«
»Überbevölkerung und Klimawandel, daraus ist der Höllencocktail der Zukunft gemixt ...«
»So ist es. Die Auswirkungen der Erderwärmung werden dramatisch sein: Die Meeresspiegel steigen beträchtlich an, und Dürreperioden verwandeln riesige Landstriche in Wüsten. Wenn man die Auswirkungen der Erderwärmung zusammenrechnet, kommt man zu dem Ergebnis, dass weit vor Ende dieses Jahrhunderts drei Milliarden Menschen an Trinkwassermangel leiden werden. Heute sind es bereits zwei Milliarden. Nun ist aber die weltweit verfügbare Wassermenge konstant. Man kann Wasser nicht produzieren. Dennoch verunreinigen wir ständig mehr davon, weil wir es im Haushalt, in der Industrie, in der Landwirtschaft und so weiter verwenden. Und anders als bei Erdöl gibt es keinen Ersatz dafür. Darüber hinaus sind lediglich 0,3 Prozent des Süßwassers auf unserem Planeten erneuerbar und für den Verbrauch des Menschen geeignet.«
»Ich verstehe, Monsieur Rhaddiaunir. Und was spielen Sie dabei für eine Rolle? Und welche der Visionär Takenushi?«
Der dickliche Mann zog ein blaues Taschentuch aus dem Ärmel und wischte sich damit über die Stirn. Er schielte begierig auf den kleinen Kühlschrank in der Ecke des Raums.
»Das will ich Ihnen sagen ... Es ist heiß hier, finden Sie nicht auch? Hätten Sie was zu trinken für mich? Einen
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