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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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ich auch überprüft. Ich schicke dir die Details. Doch es existieren vier Tarnfirmen, die geschickt die feinen Verästelungen eines riesigen Baumes kaschieren.«
    »Und wissen wir, um wen es sich handelt?«
    »Die Firma MIND ist nur ein kleiner Ableger der Takenushi Corporation Unlimited ... Na, was sagst du nun, Alter?«

100
 
 
 
    Sénéchal rief Xi Ping Zhu an, doch man teilte ihm mit, der Generaldelegierte sei beruflich unterwegs und auf gar keinen Fall zu erreichen.
    Erschöpft legte sich der Unweitinspektor auf seine Matratze, ließ seine Gedanken schweifen und döste ein.
    Ein Anruf von Edouardo riss ihn aus seinem Schlummer. Das Gespräch war kurz: Dem Profi war ein kapitales Wild vor die Flinte gelaufen.

101
 
 
 
    Im Zollbüro des Flughafens Saint-Denis saß Sénéchal an einem mit Akten und sichergestellten Gegenständen überhäuften Tisch. Er breitete offizielle Dokumente, beglaubigte Bescheinigungen und diverse Faxe vor fünf Männern in Uniform aus, die ihn mit finsteren Blicken musterten. Einer der Zöllner, der besonders erbost wirkte, sagte:
    »Und die Kollegen da drinnen? Der Dienststellenleiter wird einen Aufstand machen, wenn er erfährt, dass ...«
    Zur allgemeinen Überraschung schlug der Umweltinspektor mit seiner riesigen Pranke flach auf den Tisch, sodass alle Anwesenden zusammenfuhren. Mit einem Mal wirkten seine Schultern noch ein bisschen breiter, und das Funkeln in seinen Augen verhieß nichts Gutes.
    Augenblicklich herrschte Stille, die lediglich vom Surren des Ventilators gestört wurde. In eisigem Ton hielt Sénéchal folgende manierierte Ansprache:
    »Die hiesige Polizei, eine Elitetruppe, deren herausragende Fähigkeiten bei Ermittlungen gar nicht genug gewürdigt werden können, wird schnellstmöglich durch meine Dienststelle, die des Präfekten oder die des Papstes - ganz gleich welche - über die Exfiltration eines unserer Agenten in Kenntnis gesetzt. Und zwar sobald sie durch uns abgeschlossen wurde.«
    Einer der Zöllner wagte die Frage: »Was? Die Ex...filtration?«
    Der Inspektor streifte ihn mit einem zerstreuten Blick: »Lieber Mann, seien Sie so gut und teilen Sie Ihrem direkten Vorgesetzten mit«, er wies mit dem Kinn auf einen der Beamten, »dass die kleinste undichte Stelle eine Untersuchung nach sich ziehen wird ... Es handelt sich um eine Art automatische Mausefalle: Die Maus berührt das Käsestück, das sich im Gleichgewicht befindet ...«
    Abermals schlug er heftig auf den Tisch, sodass die Platte wackelte: »Und zack! Die Falle schnappt zu!«
    Er verstaute die Papiere wieder in seiner großen Tasche und meinte:
    »So, können wir gehen? In etwa zwanzig Minuten trifft unser Mann mit dem Flugzeug aus Jakarta ein. Er wird den Zoll durch diesen kleinen Hintereingang passieren. Sie haben nichts gehört und nichts gesehen und vergessen meinen Höflichkeitsbesuch!«
 
    Der Neuankömmling war Mitte sechzig. Über seinem Bäuchlein spannte sich ein weißes Hemd mit offenem Kragen. Um den Hals trug er eine feine Goldkette. Sein kariertes, sehr enges Jackett hatte zu lange Ärmel, die teilweise seinen Handrücken bedeckten. Aus einem davon lugte ein blaues Taschentuch hervor. Die tränenden Schlitzaugen in seinem zerknitterten Gesicht waren ständig in Bewegung. Er wirkte erschöpft und verängstigt. Sein braunes, etwas zu langes Haar klebte an der hohen schweißüberströmten Stirn, und seine eingefallenen Wangen waren mit Bartstoppeln übersät. Er stellte seinen Koffer ab und sagte:
    »Guten Tag, Monsieur Sénéchal, mein Name ist Suleiman Rhaddiaunir. Ich bin überglücklich, hier zu sein.«

102
 
 
 
    Der Umweltinspektor hatte beschlossen, die Befragung des Wissenschaftlers in seinem kleinen Häuschen bei Madame Hoareau vorzunehmen. Während der Fahrt von dem unauffälligen Hotel, das Sénéchal für ihn aufgestöbert hatte, bis zu dem Quartier des Inspektors sprach der nunmehr frisch eingekleidete und rasierte Mann kein einziges Wort. Er begrüßte höflich Madame Hoareau, die auf ihrer Veranda saß und Hüte fertigte. Sénéchal musste grinsen, als sie den Mann kokett aufforderte, einen aufzuprobieren. Rhaddiaunir lehnte ihr Angebot in erstaunlich flüssigem Französisch sanft ab.
    Als der Inspektor ihm die Tür zu seiner Unterkunft öffnete, meinte er:
    »Sie sprechen ausgezeichnet Französisch, Monsieur Rhaddiaunir.«
    »Ich lese und spreche es leidlich. Wie auch einige andere Sprachen.«
    Der Blick des Indonesiers wanderte über die Matratze am Boden,

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