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hinzukamen. Einen Moment später waren sie unter den Seerosen verschwunden. Der Umweltinspektor richtete sich wieder auf und fragte seinen Führer:
»Was sind denn das für Fische, die Licht abgeben?«
Der Kurzbeinige blickte in die Ferne, er schien es eilig zu haben. Sénéchal bestand nicht auf einer Antwort, und sie gingen schweigend weiter.
Der Weg führte um einen Felsen herum, der dem glänzenden Rücken eines Nilpferds glich. Sénéchal bemerkte ein altes japanisches Haus mit unterteilten Wänden in einem hübschen Ockergelb. Er bewunderte das Stufendach aus geflochtenem Stroh, auf dem hier und da Moosplatten zu sehen waren. Auf der Außentreppe, die durch den Dachüberhang geschützt war, stand als einziger Schmuck eine ebenfalls bemooste Steinvase, auf der eine langstielige Holzkelle lag. Nur das Rascheln der Blätter über den Köpfen der beiden Männer störte die Stille des Ortes.
Vor der Tür deutete der Leibwächter auf Sénéchals Schuhe.
»Ziehen Sie sie bitte aus. Nehmen Sie sich die Sandalen, die drinnen links vom Eingang stehen.«
Er wiederholte: »Bitte.«
Dann entfernte er sich.
In der Mitte eines Raums mit dünnen weißen und beigefarbenen Papierwänden, durch die schwaches Licht drang, saß Akira Takenushi im Lotussitz vor einem niedrigen Lacktisch. Er trug einen reinweißen Kimono, der seinen mageren Körper umhüllte. Sein Gesicht wirkte undurchdringlich. In einer lackierten Tonschale neben ihm erhob ein Ahorn-Bonsai seine rotbraunen Blätter.
Sénéchal verbeugte sich und trat einen Schritt vor. Aus der Tiefe des Raums kam etwas am Boden auf ihn zugeschossen und bremste unmittelbar vor seinen Füßen: ein Apparat auf Gummirädern, der die Größe eines kleinen Hundes hatte. Auf dem Kopf des Roboters fixierten einige Miniaturkameras den Detektiv. Ein rötliches Licht flammte in einem der Objektive auf und erlosch wieder. Unvermittelt machte der Roboter kehrt und fuhr weiter rastlos über den Teppichboden. Er schien in dem Raum zu patrouillieren.
Takenushi ließ sich mit seiner krächzenden Stimme vernehmen:
»Willkommen, Monsieur Sénéchal, willkommen. Wundern Sie sich nicht, und schenken Sie dieser Maschine ganz einfach keine Beachtung.« Er lächelte. »Sie sind hier im Teezimmer. Wir nennen es auch den Raum der Leere. Er ist für den Geist sehr erholsam. Aber dieses hier hat ... etwas Besonderes. Sie befinden sich in einem Panic Room.«
Sénéchal ging auf den Alten zu.
»Einen Panic Room?«
»Man hat mehrfach versucht, mich zu entführen. Deshalb gibt es diesen Panic Room. Wände und Dach des Hauses sind gepanzert, Telefon- und Stromleitung können von außen nicht durchtrennt werden, es gibt einen verborgenen unterirdischen Schutzraum, und die Tür schließt automatisch, sobald eine mögliche Gefahr erkannt wird.«
Mit dem Kinn deutete er auf die kleine Maschine.
»Der Roboter, den Sie dort sehen, ist sozusagen darauf dressiert, jeglichen Eindringling aufzuspüren und ›Haltet den Dieb!‹ zu schreien. Natürlich in meiner Sprache. Über Kurzwellen alarmiert er meine Wachen. Amüsant, nicht wahr? Er kann noch viele andere nützliche Dinge, etwa versteckte Wanzen in einem Raum aufspüren oder ein betäubendes Gas freisetzen. Die Takenushi Corporation verkauft derzeit viele dieser Geräte in Japan, wo es gerade modern ist, wohlhabende Leute wie mich zu entführen, um hohe Lösegelder zu kassieren. Hier fühle ich mich sicher. Aber ich rede zu viel und bitte Sie, mein Greisengeschwätz zu entschuldigen, Monsieur Sénéchal. Sie wollten vor Ihrer Abreise vielleicht noch mit mir sprechen?«
»Hm. Mir sind diese Fische draußen in dem Teich aufgefallen. Sie leuchten von innen. Haben Sie sie mit Glühbirnen gefüttert?«
»Bevor ich Ihnen antworte, darf ich Sie darauf hinweisen, dass die Tomate, die Sie eingesteckt haben, nicht zum Verzehr geeignet ist. Sie ist voller gesundheitsschädlicher Pestizide.«
Der alte Mann entblößte sein weißes Gebiss.
»Meine Kameras, Monsieur Sénéchal.«
»Ich werde sie weitab von jeder menschlichen Behausung wegwerfen ... Seltsam, Tomaten im Gewächshaus zu ziehen, um sie dann, wenn sie reif werden, drei Meter weiter verfaulen zu lassen, oder?«
Takenushis Gesicht blieb unbewegt, doch erneut blitzte ein belustigtes Lächeln in seinen schmalen Augen auf.
»Oh, das sind Experimente mit Varietäten, Kreuzungen, Hybriden ... Eine meiner Leidenschaften.«
»Das Kreuzen von Tomatensorten ist sicher ein angenehmer Zeitvertreib. Ich habe
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