Hab ich selbst gemacht
glücklicher.
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Tag 1
Es geht los. Nur: Womit anfangen?
Ich reibe mir am Morgen die Augen, strecke mich, und erst mal ist nichts anders als im letzten Jahr. Bis auf einen kleinen Silvesterkater fühlt sich alles normal an.
Allerdings stellt sich nun die Frage: Womit fange ich an? Ich liege in einem Bett, das ich nicht gebaut und dessen Matratze ich nicht gestopft habe. Die Bettwäsche genäht oder Decke und Kissen gefüllt habe ich auch nicht. Hieße das in meinem Selbermachjahr, ich sollte so bald wie möglich in einen Baumarkt und in einen Stoffladen gehen, um genau das zu tun: Mir meine Schlafstätte mit den eigenen Händen zu erschaffen?
Unsinn. Ich habe ja ein Bett, ein zweites würde nur störend in der Gegend herumstehen.
»Sag mal«, sage ich und drehe mich zum Mann, der neben mir noch Schlaf simuliert, obwohl der Wecker schon vor sieben Minuten geklingelt hat, »sag mal, wo fang ich denn jetzt an?«
»Hm?«, brummt der Mann, »fang damit an, leise zu sein und noch ein bisschen zu schlafen.«
»Ich meine, was soll ich denn jetzt als Erstes machen? Und was soll ich überhaupt alles selber machen? Ich kann ja nicht wirklich alles selber machen.« Vielleicht ist dieser Wunsch,etwas mit den Händen zu erschaffen, nett und gut und nachvollziehbar, aber auch ein kleines bisschen idiotisch? Eine sentimentale Sehnsucht nach einem einfachen, geerdeten Leben? »Es kommt nicht in Frage, dass ich in einen Wald umziehe, eine Hütte baue und von dem lebe, was ich durch Sammeln und Jagen zusammenbekomme. Das wäre ja totaler Quatsch.«
»Ja, Quatsch, ne.« Okay, der Mann ist keine große Hilfe.
So also nicht.
Aber wie dann?
Ich könnte gleich heute meinen Tag gründlich in Augenschein nehmen: was ich benutze, verbrauche, anziehe, esse, mit mir herumtrage. Ein Protokoll der nächsten 14 Stunden müsste mir doch weiterhelfen bei der Frage, was ich in Zukunft selber machen statt kaufen kann.
Ich stehe auf und schubse den Mann noch mal an: »Hey, aufwachen, der Tag wartet!« Dann suche ich mir einen Zettel und einen Stift und lege sie im Laufe des Tages kaum noch aus der Hand:
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Ein paar Liter heißes Wasser, ein Klecks Shampoo, ein Klecks Duschgel, etwas kaltes Wasser, ein Frotteehandtuch, eine Handvoll Bodylotion, ein Klecks Gesichtscreme, zwei Wattestäbchen, ein Kamm, etwas Haarpflege.
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Eine Unterhose, ein Unterhemd, eine Strumpfhose, ein T-Shirt, ein Rock, eine Bluse, eine Strickjacke, ein Paar Hausschuhe.
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Ein halber Liter Wasser, ein Wasserkocher, ein Teelöffel schwarzer Tee, ein Tee-Ei, ein großer Teebecher, ein Schluck Sojamilch. Ein Brotmesser, ein Brett, zwei Scheiben Brot. Ein Messer, ein Teller, etwas Butter,eine Schere, eine Handvoll Kresse, ein Käsemesser, eine Scheibe Käse, ein Klecks Marmelade. Ein Obstmesser, ein halber Apfel. Eine Wochenzeitung.
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Eine Zahnbürste, ein Klecks Zahnpasta, eine Haarbürste. Etwas Haarwachs.
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Ein Rucksack, ein Geldbeutel, eine Packung Taschentücher, Halsbonbons, Lippenpflege. Ein Paar Schuhe, ein Anorak, ein Schal, eine Mütze, Handschuhe. Ein Schlitten.
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Ein Teller, eine Gabel, ein Löffel, Spaghetti, Tomatensoße, Reibekäse, etwas Salz, ein Glas Wasser, eine Serviette.
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Ein Buch. Wasser, zwei Teelöffel Kaffee, ein Schluck Sojamilch, eine Kaffeetasse, ein paar Kekse.
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Ein Telefon. Ein Computer.
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Eine Pfanne, ein Herd, zwei Eier, etwas Salz, Schnittlauch, ein Rührlöffel, ein Teller, zwei Scheiben Brot, zwei Scheiben Käse, ein Messer, eine Gabel, ein Glas Wasser.
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Ein Paar dicke Socken, ein Sofa, eine Decke, ein Fernseher, eine Fernbedienung. Eine Kanne Tee, ein großer Teebecher.
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Eine Zahnbürste, ein Klecks Zahnpasta, etwas Gesichtsreiniger, ein Handtuch, Gesichtscreme, eine Haarbürste.
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Ein Schlafanzug, ein Bett, eine Bettdecke, ein Laken.
Als ich mir die Liste abends im Bett anschaue, finde ich: gar nicht so schlecht. Da ist einiges dabei. Klamotten, Brot, Butter, Kresse, Strickwaren, Nudeln und Kekse auf der Liste bekommen ein dickes Kreuz. Das alles lässt sich selber machen, vermutlich ohne Grundlagenstudium. Anders sieht es ausmit dem Computer oder dem Sofa. Die lassen sich nicht so problemlos ins Experiment einbeziehen.
Und dann gibt es da die sehr interessanten Fälle, die irgendwo zwischen »Easy, kein Ding!« und »Lass ma lieber« liegen: Eier zum Beispiel. Klar könnte ich mir ein Huhn halten. Ein kleiner Stall im Hinterhof – vielleicht ließe sich der mit sehr viel Glück
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