Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Habe ich dich schon mal geküsst?

Habe ich dich schon mal geküsst?

Titel: Habe ich dich schon mal geküsst? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Banks
Vom Netzwerk:
sonderlich wählerisch bist, was die Frauen angeht, mit denen du ins Bett hüpfst.“
    Eigentlich hätte er auf die Beleidigung etwas antworten müssen, doch er war zu abgelenkt. Bryony war einfach hinreißend in ihrem Zorn. Ihre Augen sprühten geradezu Funken.
    „Das Problem ist doch, dass eine Frau damit durchkommt, wenn sie sexuelle Erregung vorspielt“, fuhr sie fort. „Wir können alles Mögliche vortäuschen. Aber Männer? Es ist wohl doch etwas schwierig, so zu tun, als fände man eine Frau attraktiv, wenn ein gewisser Körperteil nicht kooperiert.“
    „Verflixt“, murmelte er. „Ich denke, wir haben inzwischen zweifelsfrei geklärt, dass ich mich zu dir hingezogen fühle. Was auch immer ich in der Vergangenheit über meine Vorlieben in Bezug auf Frauen angenommen habe, scheint auf dich nicht zuzutreffen.“
    „Also bist du bereit einzugestehen, dass du mit mir geschlafen hast und dass das Kind, das ich bekomme, deins ist?“
    „Ja“, brachte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Ich bin bereit einzugestehen, dass es möglich ist, aber wirklich überzeugt bin ich erst, wenn ich entweder mein Gedächtnis wiedererlangt oder einen Vaterschaftstest gemacht habe.“
    Seine Aussage machte sie noch wütender, doch dann holte sie einmal tief Luft. „Solange du bereit bist, die Möglichkeit einzuräumen, kann ich damit leben.“
    „Warst du schon immer so … charmant zu mir?“
    Sie hob eine Augenbraue. „Was soll das heißen?“
    „Nur, dass ich lieber Frauen mag, die ein wenig …“
    „Dumm sind?“
    Er warf ihr einen entrüsteten Blick zu.
    „Schwach? Verschüchtert? Unterwürfig?“, fuhr sie fort. „Oder magst du es vielleicht am liebsten, wenn man einfach nickt und zu allem Ja und Amen sagt?“
    Empört schüttelte sie den Kopf und betrachtete ihn, als wäre er ein lästiges Insekt, das man zerdrücken sollte.
    Rafael entschied, dass Schweigen jetzt wohl die beste Variante war, um nicht noch tiefer in ihrer Gunst zu sinken.
    Sie hatte ihre Gabel zur Seite gelegt und musterte ihn mit Tränen in den Augen. Verdammt. Er hatte sie nicht schon wieder aufregen wollen. Solch ein Mistkerl war er nun auch wieder nicht.
    „Ist dir eigentlich klar, wie schwer das für mich ist?“, fragte sie mit Anspannung in der Stimme. „Weißt du, wie schwer es ist, dich wiederzusehen, ohne dich berühren, dich umarmen oder küssen zu können? Ich bin hergekommen, weil ich einen Mann zur Rede stellen wollte, der mich auf übelste Weise betrogen hat. Danach wollte ich nichts mehr mit dir zu tun haben. Aber dann erzählst du mir diese verrückte Geschichte über deinen Gedächtnisverlust … und was soll ich nun tun? Ich muss in Betracht ziehen, dass du mich doch nicht angelogen hast, aber es macht mir schreckliche Angst, daran zu glauben. Die Gefahr, wieder enttäuscht zu werden, ist so groß. Ich befinde mich in einer Warteschleife, bis du deine Erinnerungen zurückhast, und das nervt, denn ich weiß nicht, was ich empfinden soll.“
    Rafael sah sie an und fühlte sich entsetzlich unbehaglich.
    „Ich kann nicht einfach weggehen. Das ist das, was ich dir vorgeworfen habe, und ein Teil von mir denkt, was ist, wenn er die Wahrheit sagt? Was ist, wenn er morgen sein Gedächtnis wiederfindet und sich daran erinnert, dass er dich liebt? Was ist, wenn das alles ein furchtbares Missverständnis ist und wir die Chance haben, das wiederzuerlangen, was wir auf der Insel hatten?“ Sie schob ihren Teller zur Seite und bemühte sich darum, ihre Fassung wiederzuerlangen. „Aber was ist, wenn ich recht hatte?“, flüsterte sie. „Was ist, wenn ich mich als noch größerer Dummkopf erweise, indem ich noch immer hoffe? Ich muss auch an das Kind denken.“
    Ehe er darüber nachdenken konnte, was er tun oder sagen sollte, streckte Rafael die Arme nach Bryony aus. Es war schier unmöglich, sie nicht zu berühren, sie nicht zu trösten. Der Schmerz, der sich auf ihrem Gesicht abzeichnete, war zu real.
    Er zog sie in die Arme und lehnte sich auf der Couch zurück. Einen Moment lang versteifte Bryony sich und blieb so still, dass er sich fragte, ob sie die Luft anhielt.
    Er atmete den Duft ihres Haares ein und war enttäuscht, als sich keinerlei Erinnerungen regten. Lösten Düfte nicht am ehesten Erinnerungen aus?
    Langsam entspannte sie sich, legte die Hände an seine Brust, während sie die Wange an seine Schulter schmiegte.
    Er senkte den Kopf, um einen Kuss auf ihr Haar zu pressen, hielt aber im letzten Moment inne.

Weitere Kostenlose Bücher