HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
aber es ist so.“
„Für dich Ersatz zu finden ist schwer.“
„Dass du das sagst, ist ja richtig rührend.“ Sie seufzte. „Mein Mann und ich haben noch einiges aufzuarbeiten, aber wir sind überzeugt, dass wir es schaffen. Außerdem werden wir ein kleines Mädchen aus China adoptieren. Der Antrag ist schon gestellt, und wir sind sehr zuversichtlich, dass es klappen wird.“
Naomis Sohn war gestorben, und Walker wusste, dass sie seinen Tod lange Zeit nicht verkraftet hatte. „Das freut mich für euch.“
„Hast du Ashley gefunden?“
Walker war der Gedanke, dass er Bens Freundin vielleicht nie finden würde, unerträglich. Doch er hatte sich eingestehen müssen, dass die Ashleys auf seiner Liste immer weniger wurden. „Noch nicht. Langsam glaube ich, dass sie gar nicht existiert.“
„Doch, das tut sie, und du wirst sie finden“, sagte Naomi überzeugt. „Hab Vertrauen.“
„Damit sieht es momentan nicht gerade rosig aus.“
„Das sollte es aber.“ Sie sah ihm in die Augen und nahm ihn an den Händen. „Du bist ein guter Mensch, Walker Buchanan. Einer der besten Männer, die ich kenne – und ich kenne viele. Gib die Hoffnung nicht auf, gib dich selbst nicht auf, und hör nicht auf, Menschen – und besonders dir selbst – das Leben zu retten.“
„Ich habe niemanden gerettet“, sagte er schroff. Zwar glaubte er selbst nicht, was er gerade gesagt hatte, aber zu viele Gefühle wollte er im Moment nicht aufkommen lassen.
„Mich hast du gerettet“, sagte Naomi schnell. „Du hast mir mein Leben gerettet – du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr du mir geholfen hast.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. „Um der alten Zeiten willen, was zum Teufel das auch bedeuten mag.“
Er streichelte ihr über die Wange. „Ich freue mich, dass du deinen Weg gefunden hast.“
„Ich mich auch. Ich wünschte, du könntest …“ Sie unterbrach sich und fluchte. „Verdammt. Da ist eine attraktive Frau Mitte zwanzig, die mich anstarrt, als wäre ich der Teufel höchstpersönlich. Ich schließe daraus, dass sie dir nicht ganz unbekannt sein dürfte.“
Walker unterdrückte ein Stöhnen, als er sich umdrehte und Elissa kaum zwei Meter entfernt stehen sah. Sie war offensichtlich schon zu Hause gewesen und hatte sich umgezogen, denn sie trug nicht mehr ihre Schürze mit dem Huhn. Außerdem sah sie nicht besonders glücklich aus.
Er trat einen Schritt von Naomi zurück und wusste sofort, dass es dafür etwas zu spät war und dass er Elissa eine Erklärung schuldete. Ehe er überlegen konnte, was er ihr sagen sollte, ließ Naomi seine Hände los und ging auf Elissa zu.
„Hallo, ich bin Naomi“, sagte sie und lächelte freundlich. „Ich bin eine alte Freundin von Penny und eine Freundin der Familie. Das ist die Wahrheit. Ich habe sogar schon Cal einmal nackt gesehen, was, wie Sie mir glauben können, ein faszinierender Anblick ist. Übrigens bin ich glücklich verheiratet. Walker hatte außerdem nie Interesse an mir, wobei ich zugeben muss, dass ich mich ziemlich ins Zeug gelegt habe.“
So genau wollte ich es gar nicht wissen , dachte Elissa. Die Situation war ihr peinlich. Sie kam sich vor, als hätte sie bei etwas sehr Persönlichem gestört. Außerdem gefiel ihr die Rolle der Außenseiterin nicht.
„Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte sie und hoffte, dass ihr gezwungenes Lächeln freundlich und nicht schockiert wirkte. Sie wusste, dass Walker Schwächen hatte, doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass andere Frauen zu küssen dazugehörte.
„So, ich sehe jetzt erst mal nach Penny“, sagte Naomi und schlenderte davon.
Elissa sah ihr nach. Diese Frau hatte alles, was sie nicht hatte. Sie war groß, elegant, selbstbewusst und schön. Das Schlimmste daran war, dass Elissa sich Naomi mit Walker zusammen sehr gut vorstellen konnte. Die beiden wären ein umwerfendes Paar – zwei außergewöhnliche Menschen mit einer starken erotischen Ausstrahlung.
„Elissa“, sagte Walker unsicher. „Naomi und ich sind Freunde, mehr nicht.“
„Jetzt vielleicht“, murmelte Elissa. Sie merkte, dass sie gegen eine aufsteigende Übelkeit ankämpfen musste. „Früher war es mehr als das.“
„Wir hatten keine Liebesbeziehung“, sagte er. „Mir ist wichtig, dass du das weißt.“
„Aber du hattest etwas mit ihr.“
Das hatte sie nicht gewollt. Es war ihr einfach herausgerutscht.
Er schwieg. Schließlich sagte er: „Ein Mal.“
Na toll.
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