HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
wegschicken.“
„Niemals“, sagte ihre Mutter und streichelte Elissa den Rücken, während sie mit ihr in die Küche ging. „Du bist meine Tochter, Elissa, mein erstgeborenes Kind. Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben. Nichts, was du tun könntest, würde jemals etwas daran ändern.“ Sie seufzte. „Es tut mir leid, dass ich krank geworden bin und dass wir aufgehört haben, dich zu suchen.“
Elissa setzte sich auf einen Küchenstuhl und sah sie an. „Es ist nicht deine Schuld. Es tut mir leid, dass ich damals weggelaufen bin, Mom. Ich bin der Grund, weshalb du krank geworden bist.“
Ihre Mutter setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. „Du warst noch ein Kind. Ich wünschte, ich wäre stärker gewesen. Hätten wir doch nur ein bisschen länger nach dir gesucht, dann hätten wir dich gefunden.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Du hättest immer nach Hause kommen können.“
Nach Hause. Das klang schön. Nur war dies hier nicht mehr ihr Zuhause. Sie hatte ihre eigene Familie, ihr eigenes Leben.
„Ich habe es vermasselt“, sagte Elissa und wischte sich mit ihrer freien Hand über die Augen. „Total vermasselt.“ Sie schluckte. „Ich weiß nicht einmal, wie ich es dir erklären soll.“
„Erzähl einfach von Anfang an.“
Das klang so leicht. Elissa holte tief Luft. „Zoes Vater ist nicht tot. Er ist zurzeit hier in Seattle. Sein Name ist Neil.“
Dann begann sie zu erzählen – angefangen von ihrer Beziehung zu ihm und wie dumm sie damals gewesen war, bis zu seiner Drogensucht, seinen Erpressungsversuchen und wie er sie auf dem Kunsthandwerksmarkt überrascht hatte.
„Er wird mich nie in Ruhe lassen, weil er Geld braucht“, sagte sie. „Ich war schon bei einer Rechtsanwältin, aber das Gespräch hat nichts gebracht. Im Grunde wollte die Frau mich davon überzeugen, dass nichts Falsches daran ist, wenn Neil Zoe sehen will. Aber das werde ich nicht zulassen. Ich darf es nicht. Weißt du, was er ihr antun würde? Welchen Situationen er sie aussetzen würde?“
„Selbstverständlich lässt du ihn Zoe nicht sehen“, sagte ihre Mutter energisch. „Mein Gott, diese Anwältin ist vielleicht dumm. Neil hat kein Interesse an seinen Rechten als Vater. Und kein Mensch darf ein Kind dazu benutzen, die Mutter zu erpressen. Du brauchst einen anderen Anwalt.“
„Das hat Walker auch gesagt“, sagte Elissa. „Er hilft mir, einen zu finden, der die Sache für immer aus der Welt schafft.“ Walker … sie hatte sich vorgenommen, nicht an ihn zu denken – aber wie sollte sie nicht an ihn denken?
„Er war wunderbar zu mir“, murmelte sie. „Er war für mich da, weißt du. Kein anderer Mann hat mir jemals so beigestanden. Er ist stark, liebevoll und wirklich ein ganz erstaunlicher Mensch.“ Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen. „Und das alles klingt wundervoll, nicht wahr? Aber das ist es nicht. Nach all den Losern, mit denen ich mich eingelassen hatte, habe ich mir nämlich geschworen, dass ich nie mehr einen Mann lieben werde. Und jetzt ist es doch passiert, und ich habe mich verliebt. Ich liebe ihn, aber er liebt mich nicht.“
Sie schluchzte und wischte sich wieder die Tränen weg. „Ich weiß, dass er mich mag, aber es ist keine Liebe. Er lässt nicht zu, dass man ihn liebt, weil er sich Dinge vorwirft, die vor langer Zeit passiert sind. Ich verstehe ihn, aber ich glaube nicht, dass ich ihm klarmachen kann, dass es Zeit ist, mit der Vergangenheit abzuschließen. Er glaubt, er sei kein wertvoller Mensch und verdiene es nicht, geliebt zu werden. Aber ich halte ihn für wertvoll. Was er getan hat, ist lange her. Außerdem war er noch sehr jung. Es ist Zeit, dass Walker sich selbst verzeiht. Vielleicht würde er das auch tun, aber da ist diese Naomi. Sie ist schön, schlank und überhaupt die außergewöhnlichste Frau, die man sich nur vorstellen kann. Wie soll ich mit so jemandem konkurrieren?“
Sie begann wieder zu schluchzen. Ihre Mutter rückte näher zu ihr und nahm sie fest in den Arm.
„Das ist alles ein bisschen viel auf einmal, nicht wahr?“
„Ja, wahrscheinlich“, sagte Elissa und spürte, wie sich ihre Augen schon wieder mit Tränen füllten. Wie lange konnte so ein Weinanfall eigentlich dauern?
Doch ihre Mutter ermahnte sie nicht, sich zusammenzureißen, sondern hielt sie einfach im Arm und wiegte sie hin und her.
Als Elissa sich endlich gefasst hatte, richtete sie sich auf. „Und, Mom? Wie geht es dir?“
Beide mussten lachen.
„So wie ich es
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