HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
blieb es – wie derzeit – oft ohne Unterbrechung wochenlang heiß und sonnig. Leider hatten die meisten Häuser keine Klimaanlage, weil niemandem die Anschaffung für die paar Wochen im Jahr lohnenswert erschien.
Und das bedeutete, dass es in Elissas Wohnung nicht nur stank, sondern dass es auch extrem stickig war.
Der Gestank war so abscheulich, dass sie glaubte, sie würde ihn nie mehr aus ihrem Haar bekommen. Rasch öffnete sie alle Fenster in ihrer Wohnung und dann in der von Mrs. Ford. In allen Waschbecken und beiden Badewannen kam dreckiges Wasser aus den Abflüssen.
Das Gleiche war passiert, kurz nachdem sie eingezogen war. Der Klempner hatte damals mit entsprechendem Werkzeug die verstopften Rohre im Handumdrehen gereinigt und nur jede Menge Dreck hinterlassen. Elissa hatte das ungute Gefühl, dass es diesmal nicht so schnell erledigt sein würde.
„Elissa?“
Es war Walker, der sie rief. Sie ging der Stimme nach und fand ihn in ihrer Küche.
„Hi“, sagte sie. „Willkommen in unserer Nachbarschaft. Wären Sie wohl so freundlich, die Toilettenspülung nicht mehr zu betätigen und den Wasserhahn nicht mehr aufzudrehen?“
Da Walkers Wohnung nicht im Erdgeschoss lag, war zwar sein Abfluss nicht verstopft, aber wenn er oben das Wasser aufdrehte, staute es sich in ihren Abflussrohren unten.
„Mrs. Ford hat gesagt, sie glaubt nicht, dass die Leute von der Service-Hotline sich sonderlich bemühen, einen Klempner aufzutreiben“, erwiderte er als Antwort.
„Offenbar ist der Mann, der sonst immer zu uns kommt, nicht erreichbar. Ich wollte gerade bei dieser Hotline anrufen und ein ernstes Wörtchen mit denen reden. Wahrscheinlich sind die Wurzeln der Bäume an der Verstopfung schuld. Unser Hauptrohr verläuft unter der Straße und geht bis zu der Baumgruppe an der Ostseite des Grundstücks. Letztes Mal zumindest lag die Verstopfung an diesen Wurzeln.“
Walker sah sich den Abfluss in der Spüle genau an. „Wissen Sie, wo das Hauptrohr ist?“, fragte er.
„Sicher.“
Sie führte ihn nach draußen. Zoe hüpfte auf sie zu und sah Walker mit großen Augen an. „Du kannst den stinkenden, bösen Abfluss reparieren?“
Elissa verkniff sich das Lachen. Sie würde später erklären, dass der Abfluss an sich nicht der Übeltäter war.
„Ich versuche es“, sagte er.
Zoes Augen wurden noch größer. „Das kannst du wirklich?“
„Warten wir’s ab.“
Elissa zeigte ihm den Hauptabfluss.
„Ich werde eine Feder besorgen“, sagte er. „Mal sehen, ob es damit funktioniert.“
„Bitte machen Sie sich wegen uns keine Mühe“, sagte sie, obwohl sie wusste, dass sie besser den Mund halten sollte. Denn mit Walkers Hilfe wären sie bestimmt viel schneller fertig, als wenn sie nun erst mit der Service-Hotline streiten und dann noch herumsitzen und auf einen Klempner warten müssten.
„Wofür braucht man denn eine Feder?“, fragte Zoe. „Die ist doch viel zu flaumig für ein Abflussrohr.“
„Es ist eine andere Art Feder“, erklärte Elissa ihr. „Es ist eine Rohrreinigungsfeder, ein Werkzeug.“
Walker lächelte. „Ich zeig sie dir, wenn ich zurück bin.“
„Okay …“ Zoe wirkte nicht ganz überzeugt.
„Ich sollte die Sache in einer Stunde repariert haben“, sagte Walker zu Elissa. „Warum geht ihr drei Damen in der Zwischenzeit nicht etwas essen? Es ist zu heiß, um im Freien herumzustehen, und ins Haus wollt ihr bei diesem Gestank sicher auch nicht.“
Er hatte recht. Mrs. Fords Gesicht war von der Hitze schon leicht gerötet.
„Ich lasse die hintere Tür offen, falls Sie in die Wohnung müssen“, sagte Elissa.
„Danke.“
Fünf Minuten später saßen sie in einem herrlich kühlen Fast-Food-Restaurant. Während Zoe die Speisekarte studierte und versuchte, sich für ein Kindermenü zu entscheiden, stieß Mrs. Ford Elissa mit dem Ellenbogen in die Rippen.
„Er wäre doch was für dich“, flüsterte sie.
Elissa grinste. „Ich weiß. Wer kann schon einem Mann widerstehen, der sich so gut mit Rohren auskennt?“
Drei Stunden später waren die Abflüsse wieder frei, und das ärgste Chaos war beseitigt. Elissa hatte darauf bestanden, dass Mrs. Ford trotz des Durcheinanders ihren Film nicht verpasste, den sie sich mit Freunden im Kino ansehen wollte.
Nachdem sie die Badewanne drei Mal geschrubbt hatte, schüttete sie noch großzügig Bleichmittel hinein. Trotzdem würde sie darauf achten, dass Zoe in den nächsten Tagen nur duschte – bis wirklich kein Rückfluss mehr
Weitere Kostenlose Bücher