Habgier: Roman (German Edition)
war mir schlecht, und ich war total durcheinander, ich war... Es ergab alles keinen Sinn. Warum war Roseanne, wenn sie sofort zurück nach San Jose musste, überhaupt erst nach Hause gekommen? Aber dann fiel mir der Streit ein, und dass er vielleicht der Grund war...«
Noch mehr Tränen.
»Ich war zu überwältigt, um Marinas Geschichte zu hinterfragen. Irgendwie klang sie plausibel. Ich konnte Roseanne nicht erreichen, und jetzt sagte Marina, sie war an Bord dieses Flugzeugs.«
Tränen strömten über sein Gesicht.
»Lange danach war ich immer noch benommen. Ich ging nicht ins Büro, ich ging nicht aus, ich rief niemanden an und ging auch nicht ans Telefon. Ich trank zu viel, weil ich am Ende war.« Er schüttelte den Kopf. »Ich war ein Zombie.«
»Sicher«, sagte Decker, »und Sie tun mir wirklich leid. Aber uns bleibt immer noch das Problem mit dem Auto, Ivan. Warum ist Roseannes Blut im ganzen Auto verteilt?«
»Ich weiß es nicht!«, protestierte Dresden. »Wirklich!«
»Sie sagen, Roseannes Auto war verschwunden, als Sie an dem besagten Morgen auf den Parkplatz kamen.«
»Ja.«
»Wie gelangte es dann dorthin zurück?«
Bei dem Versuch, sich zu erinnern, runzelte Dresden die Stirn. »Ich glaube... ich... warten Sie. Genau, so war’s. Ein paar Tage später, oder vielleicht auch nur einen Tag später – nachdem der Flughafen wieder geöffnet war – kam Marina mit Roseannes Auto an und meinte, sie hätte mir den Gefallen getan und es für mich am Flughafen abgeholt, denn sie wolle nicht, dass ich mich um so etwas Triviales kümmern müsse.«
»Wie kam sie in den Besitz der Autoschlüssel, Ivan?«
» Keine Ahnung, es sei denn, sie hatte sie von Roseanne.«
Bingo , dachte Decker.
»Aber warum sollte ich das denken? Ich glaubte ja immer noch, Roseanne sei bei dem Crash ums Leben gekommen.«
»Das Auto brachte Marina also ein paar Tage später zu Ihnen?«
»Nein... nein... warten Sie...« Er dachte einen Moment lang nach. »Nein, Marina sagte, sie habe das Auto. Dann fragte sie, ob sie es sich eine Weile ausleihen könnte. Erst sagte ich, nein und dass es eine Schnapsidee von ihr sei, das Auto zu fahren. Es würde ja ziemlich komisch wirken, wenn meine Freundin das Auto meiner Frau ein paar Tage nach ihrem Tod fuhr. In diesem Moment erzählte sie mir, sie habe das Auto nach dem Absturz schon am Flughafen abgeholt, und es würde stinken... dass Essensreste drin schimmeln und sie es in ein Waschcenter bringen würde, für eine professionelle Reinigung oder so was. Ich glaube, ich hab sie gefragt, wo das Auto denn jetzt sei, und sie sagte, vor ihrem Apartment. Also gab ich ihr zu verstehen, es mir, sobald es wieder sauber sei, sofort zurückzubringen. Und ich sagte ihr, man sollte uns nach Roseannes Tod besser nicht zusammen sehen. Mann, die war sauer! Ich wollte sie ja gar nicht loswerden, sondern brauchte nur ein bisschen Zeit für mich.«
»Selbstverständlich. Und wie genau hat sie reagiert, als Sie ihr sagten, es mal eine Weile ruhiger angehen zu lassen?«
»Ich erinnere mich nicht wortwörtlich, jedenfalls ritt sie darauf herum, sie würde jedem von unserer Affäre erzählen, dass ich die reinste Zeitverschwendung sei und dass sie mich ruinieren würde. Irgendwann hab ich sie dazu gebracht, die Klappe zu halten, weil ich ihr was von dem Versicherungsgeld versprochen habe, sobald die Sache durch ist.«
»Hat sie sich beruhigt?«
»Ein bisschen, vielleicht.« Er rieb sich die Stirn. »Das Auto brachte sie, glaube ich, erst nach einem Monat zurück. Es stank nach Schimmel. Als ich fragte, was zum Teufel denn passiert sei, meinte sie, es tue ihr furchtbar leid, sie hätte das Verdeck im Regen offen gelassen. Aber dann gab sie mir zweitausendfünfhundert Dollar in bar und sagte, ich solle das Auto nach meinem Geschmack neu ausstatten lassen. Sie schickte mich zu Jim Franco, der würde das bestens erledigen, und nach allem, was ich durchgemacht hätte, stünde es mir zu, dass ich mal an mich denke.«
»Kam Ihnen das nicht komisch vor?«
»Mann, zu der Zeit konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich hatte mich einen Monat freistellen lassen und tat nichts anderes als trinken... rauchen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Schon verstanden.«
»Marina gab mir also die zweitausendfünfhundert und schickte mich los, den BMW reinigen zu lassen, und ich fand, sie hatte da mal eine richtig gute Idee. Ich hab alles am Auto auswechseln lassen – die Karre war total im Eimer – und danach keinen
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