Habgier: Roman (German Edition)

schrecklichen Taten fähig. Aber aus dem, was mein Mann sagt, was die Zeitungen schreiben, und aus dem, was die sagen, die damals dabei waren, aus all dem schließe ich, dass Beth und Manny ein liebevolles, verheiratetes Paar waren. Ich persönlich kann mir Belize als Täter viel eher vorstellen als Manny.«
    »Wir werden es niemals wissen, außer er gesteht, und das ist unwahrscheinlich, solange er nicht auf seinem Totenbett liegt.« Sandras Gesichtsausdruck war bekümmert. »Und das erlebe ich nicht mehr!« Sie keuchte und nahm einen Finger in den Mund – sie hatte sich mit dem Messer geschnitten. »Ich bin so ein Tollpatsch.«
    »Wer oft kocht, schneidet sich oft. Mir passiert das andauernd.« Rina öffnete einen Küchenschrank und nahm Pflaster heraus.
    Sandra klebte das Pflaster über den Schnitt und arbeitete schweigend weiter. Ein paar Minuten später sagte sie: »Ich denke, wir lassen die Überreste meines Schwiegersohns nach Hause bringen und geben ihm ein ordentliches Begräbnis.« Sie nickte. »Wir werden ihn neben Beth begraben, denn dort sollte er sein.«
    Rina spürte einen Kloß im Hals. »Ein Mann und seine Frau sollten nebeneinander begraben sein.«
    »Das finde ich auch.«
    Rina hörte männliche Stimmen aus dem Wohnzimmer. Einen Augenblick später standen die beiden Peters in der Küche. Ihr wurde sofort leicht ums Herz.
    »Danke, dass du sie eingeladen hast, Rina. Das ist die einzige Möglichkeit, sich bei Tia Sandra für das leckere Essen in Santa Fe zu revanchieren.«
    »Ach, woher denn!«, protestierte Sandra.
    »Meine Frau ist eine hervorragende Köchin, genau wie ihre Mutter. Sie werden sie in ungefähr... fünf Minuten kennenlernen. Wie lange ist es noch bis zum Sabbat?«
    »Eine halbe Stunde.«
    »Dann werde ich mal schnell duschen und mich rasieren...«
    Devargas räusperte sich, und alle sahen ihn an. »Aber bevor Sie irgendetwas machen, möchte ich mich für unser Aufkreuzen hier entschuldigen.«
    »Das ist völlig in Ordnung, Peter«, sagte Decker, »wirklich.«
    »Nein, es ist nicht in Ordnung. Es gehört sich nicht, wir wissen das beide. Aber Sie kennen mich ja mittlerweile ein bisschen, Lieutenant Decker, und nur um nett zu sein, wäre ich nicht gekommen. Wir sind hier, weil wir leider ein Problem haben.«
    Sandra stupste ihm wieder einen Ellbogen in die Rippen. »Nein, wir haben kein Problem.«
    »Doch, wir haben eins«, insistierte Devargas.
    Sandra bedachte ihn mit einem eindringlichen ›Sei still‹-Blick. »Nein, wir haben kein Problem.«
    Niemand sagte etwas.
    »Ich dachte, wir hätten eins.« Devargas sah seine Frau verwirrt an. »Jetzt wohl nicht mehr.«
    »Nein«, wiederholte Sandra laut und bestimmt. »Wir haben überhaupt kein Problem mehr.«
    Erneut schwiegen alle. Da klingelte es an der Tür.
    »Ich geh schon«, sagte Decker.
    »Nicht«, widersprach Devargas, »das ist meine Aufgabe.« Er sah Rina an. »Stimmt doch, oder?«
    »Stimmt genau.«
    »Dann gehe ich.« Er verließ kopfschüttelnd die Küche.
    »Peter«, sagte Rina, »warum siehst du nicht nach, ob das meine Eltern sind. Ich denke mal, Mr. Devargas und Papa werden sich gut verstehen.«
    »Wahrscheinlich.« Decker ging ebenfalls hinaus.
    Zu Sandra gewandt sagte Rina: »Vielen Dank für die Früchteplatte. Wir reichen sie zum Dessert.«
    »Ich hätte einen Kuchen gebacken, aber die überstehen eine lange Reise schlecht.«
    Rina lachte. »Für Kuchen ist meine Mutter zuständig. Bestimmt hat sie ein paar mitgebracht. Sie werden sie mögen.«
    »Stehen Sie sich nahe?«
    »Ja, sehr.«
    »Das ist schön«, meinte Sandra, ohne Tränen in den Augen, »Mütter und Töchter... Das ist sehr, sehr schön.«

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel »The Burnt House« bei William Morrow, New York.
    Verlagsgruppe Random House
     
     
    1. Auflage
    Deutsche Erstveröffentlichung Oktober 2008, by btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
    Copyright © 2007 by Plot Line, Inc. Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
    Umschlagmotiv: Christie’s Images/Corbis
UB · Herstellung: BB
    eISBN : 978-3-641-02437-6
     
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