Habgier: Roman (German Edition)
Ihre Ehefrau. Nicht dass ich Sie für einen Leichenfledderer halte, aber Ihnen steht die Versicherungssumme zu, sobald wir ihr Verschwinden aufgeklärt haben. Und was Ihnen zusteht, sollten Sie auch bekommen.«
Decker wartete auf eine Antwort.
»Ich bin mir sicher, Sie würden diese ganze Episode gerne abschließen. Und ich bin hier, um Ihnen dabei zu helfen.«
»Sie wollen mir nicht helfen. Sie wollen mich in eine Falle locken, damit ich etwas sage, was ich besser nicht gesagt hätte.«
»Dann sagen Sie einen Moment lang nichts, sondern hören Sie mir nur zu. Wenn Roseanne nichts Schlimmes in ihrer Wohnung zugestoßen ist und wenn Roseanne nicht bei dem Absturz an Bord war, dann ist ihr vielleicht... ganz vielleicht... etwas Schlimmes in ihrem Auto passiert. Mein Kollege und ich sind das Problem von allen Seiten angegangen. Wir haben all unsere Notizen noch mal von vorne bis hinten durchgeackert, sind von Tür zu Tür gegangen und haben Zeugen noch einmal befragt.«
»Was für Zeugen?«
»Dazu komme ich später. Was ich sagen will, ist, dass wir nonstop am Verschwinden Ihrer Frau dran waren, und es hat sich schlussendlich gelohnt. Für den Tag des Flugzeugabsturzes, den Tag, an dem Roseanne verschwand, gibt es einen Zeugen, der Roseannes Auto vom Parkplatz des Apartmentblocks rasen sah, so gegen sieben Uhr morgens.«
Decker wurde leichenblass, schwieg jedoch weiterhin. Decker wusste nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb, bis Dresden anwaltliche Unterstützung einforderte. Er vermied es, allzu anklagend zu klingen, aber die logische Schlussfolgerung lag auf der Hand.
»Jetzt kommt’s, Ivan: Roseanne saß nicht am Steuer.« Auch das war nicht bewiesen, und auch das brauchte Ivan nicht zu wissen. Decker beugte sich nahe zu ihm vor. »Wir haben nüchtern und abgebrüht ermittelt und dabei herausgefunden, dass Sie das Auto haben neu ausstatten lassen. Keine große Sache, ich akzeptiere Ihre Erklärung dafür. Nur der Vollständigkeit halber – wir haben erfahren, dass Sie Jim Franco sagten, er solle die Originalfußmatten aus Roseannes BMW wegwerfen. Ich glaube, Sie sagten wortwörtlich ›in den Müll schmeißen‹. Erinnern Sie sich daran, das zu Jim Franco gesagt zu haben?«
»Nein.«
»Tja, aber Jimbo erinnert sich an Ihre Worte. Er ist bereit, das unter Eid vor Gericht auszusagen.«
Dresden schwieg.
»Jimbo ist ein Geschäftsmann, Ivan«, fuhr Decker fort, »er wirft nicht gerne Geld zum Fenster raus. Statt sie in den Müll zu schmeißen, hat er die Matten gereinigt und jemandem über eBay verkauft. Ich denke, Sie wissen, wohin das hier führt.« Decker nickte. »Wir haben die Person gefunden, die Matten sichergestellt und auf Blut untersucht. Das Ergebnis war positiv... sehr, sehr positiv. Nachdem der Test positiv ausfiel, bekamen wir die Verfügung für das Auto, um zu sehen, ob nur die Matten mit Blut verschmiert sind oder ob da, wo sie herstammen, noch mehr Blut ist. Wissen Sie, ich muss wirklich herausfinden, was mit Roseanne passiert ist, denn die Steuerzahler geben mir gutes Geld dafür, dass ich meinen Job mache, und das nehme ich ernst. Jetzt will ich Ihnen aus diesem Schlamassel heraushelfen. Haben Sie noch einen Moment Geduld mit mir, okay?«
Wieder antwortete Dresden nicht. Decker bemerkte, dass Dresdens Gesichtsfarbe leicht grünlich geworden war. Er nippte an seinem Kaffee.
»Nach dem Test der Matten stand als Nächstes die Untersuchung des Autos auf Blut hin an. Wir haben den Innenraum komplett freigelegt und in Luminol getaucht, und er erstrahlte leuchtend blau. Was bedeutet, dass die Spurensicherung jede Menge Blutprotein gefunden hat – herausgeschossenes Blut, zusammengeflossenes Blut, verspritztes Blut.«
Dresden begrub den Kopf in seinen Händen. »Mir wird ein bisschen schlecht.«
»Tja, das Ganze ist ziemlich widerwärtig. Ist Ihnen schwindelig?«
»Etwas.«
Decker wandte sich an die Videokamera: »Könnte ich bitte eine Papiertüte, etwas Wasser und ein paar Papiertücher haben?« Eine Minute später wurden die Utensilien geliefert. Decker wies Ivan an, in die Tüte zu atmen, während er ihm die Stirn abwischte. »Versuchen Sie, langsam zu atmen...«
»Lassen Sie mich einfach mal ein paar Sekunden in Ruhe, okay?«
Decker gab nach. Zehn Minuten später hob Dresden den Kopf. Er sah blass und verschwitzt aus. Decker bot ihm ein Glas Wasser an, und der Broker trank es gierig aus. »Geht’s besser?«
»Ich möchte nach Hause.«
»Lassen Sie mich das hier zu Ende bringen,
Weitere Kostenlose Bücher