Hackschnitzel
eine externe Computer-Festplatte und zwar das leistungsfähigste Gerät, was es derzeit auf dem Markt gibt. Mit USB und Fire-Wire-Anschluss für besonders schnelle Datenübertragung. Habe ich rasch bei unserer Technik abgestaubt, als mich Paul anrief und sagte, wo ich hinkommen soll. Damit machen wir jetzt im Handumdrehen eine Kopie von Finks Laufwerk und werten später unbemerkt und in aller Ruhe aus.«
»Das können wir aber niemals vor Gericht verwenden.«
»Also, wenn Sie mich fragen, Chef, dann ist sich der Langenbach ganz sicher, dass wir auf die Schnelle im Computer seines kaufmännischen Direktors nichts Brisantes finden. Sonst hätte er uns hier nicht alleine gelassen und sogar noch den Zugangscode verraten. Um versteckte Dateien aufzuspüren und spezielle Passwörter zu knacken, braucht es Zeit und da wir in ein paar Minuten hier wieder abziehen, ist klar, dass wir nicht fündig werden konnten.«
»Hmm«, brummte der Kommissar und kratzte sich reflexartig am Ohr, wie immer, wenn er nicht wusste, ob es richtig war, was er im Moment tat. Eigentlich hatte er bis jetzt den Eindruck, dass Langenbach höchstens Kleinigkeiten zu verbergen hatte und wirklich kooperieren wollte, um das Verschwinden seines obersten Buchhalters aufzuklären. Andererseits konnte der Inhalt des Computers vielleicht trotzdem helfen, weiterzukommen.
Also entschied er sich dafür, seinen ideenreichen Mitarbeiter gewähren zu lassen und abzuwarten.
Sternberg leistete schnelle und perfekte Arbeit. Lindt schirmte das Ganze mit seinem breiten Körper ab. Ein zufällig durch die Verglasung spähender Beobachter konnte sicherlich nicht erkennen, dass gerade die Festplatte des Fink-Computers kopiert wurde.
In gut zehn Minuten war alles fertig, das Büro wurde versiegelt und die beiden Kriminalisten verabschiedeten sich von dem Bauunternehmer, nicht ohne zu versprechen, dass man ihn hinsichtlich der DNA-Analyse immer auf dem Laufenden halten würde.
»Langenbach steht glänzend da«, fasste Jan Sternberg am nächsten Tag die Ergebnisse zusammen. Die Bilanzen aus Finks Computer zeigten eine kerngesunde Baufirma mit hohem Eigenkapitalanteil und einem seit Jahren stetig steigenden Umsatz.
»Ich dachte, die Krise im Bausektor sei überall zu spüren«, schüttelte Oskar Lindt ungläubig den Kopf, aber die Auskünfte, die Paul Wellmann über mehrere Wirtschaftsinformationsdienste eingeholt hatte, bestätigten Sternbergs Aussage.
»Alles absolut sauber, Chef.« In seiner Stimme klang direkt Bewunderung für die bestens strukturierten und klar gegliederten Verzeichnisse und Ordner des durchsuchten PCs. »Alles perfekt und penibel bis in die letzte Kleinigkeit. Falls Fink wirklich nicht mehr lebt, kann ein Nachfolger jederzeit und ohne weitere Einarbeitung weitermachen.«
»Das passt ja dann genau zum übrigen Bild, was wir aus der Wohnung und der Büroeinrichtung über die Person Konrad Fink gewonnen haben«, meinte Lindt nachdenklich. »Aber sagt mal, ist das denn normal?«
Der absolut perfekte Mensch? Den gibt es genauso wenig wie den perfekten Mord, da war sich der Kommissar vollkommen sicher. Irgendwo hatte jeder seine Schwachstellen und je mehr er darüber nachsinnierte, um so klarer wurde ihm, dass er genau in dieser Richtung nachbohren musste, um den Fall lösen zu können.
Die Nachricht aus dem Landeskriminalamt, dass der zerhackte Tote tatsächlich Konrad Fink war, überraschte ihn nicht mehr. Zu viele Indizien hatten schon darauf hingedeutet und der DNA-Vergleich gab jetzt nur noch die letzte Sicherheit.
Fast zeitgleich mit dem LKA meldete sich auch noch ein eben von seinem Tauchurlaub zurückgekommener Karlsruher Zahnarzt. Er hatte sich anhand des per Mail versandten Zahnschemas an Konrad Fink erinnert und die Angaben umgehend mit der Patientenakte verglichen.
»Passt genau, diese Gold-Inlays habe ich eingesetzt«, klang der Dentist ganz aufgeregt und erwartungsvoll aus dem Telefonhörer des Kommissars, doch der musste ihn enttäuschen: »Leider waren Sie einige Tage zu lang auf den Malediven. Unsere Kollegen in Stuttgart haben das Ergebnis der DNA-Analyse schon vor einer halben Stunde geliefert.«
Lindt nahm sich Zeit. Schweigend am Fenster stehend stieß er dicke Qualmwolken aus und legte sich einen Plan für das weitere Vorgehen zurecht.
»Vielleicht müssen wir in den Bereichen suchen, über die wir bis jetzt noch gar nichts wissen«, erriet Paul Wellmann die Gedanken seines Vorgesetzten. »Privatleben zum
Weitere Kostenlose Bücher