Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hackschnitzel

Hackschnitzel

Titel: Hackschnitzel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
Vom Netzwerk:
es herausfinden. Schnell gab er ihm per Handy den Auftrag.
    Dann die Schulzeit: Gute Noten in der Realschule, Abschluss Mittlere Reife mit Belobigung.
    Warum war er denn nicht weiter zur Schule gegangen?
    Abitur-Studium?
    Stattdessen Lehre als Einzelhandelskaufmann in einer großen Baustoffhandlung im Hagsfelder Industriegebiet. Kaufmann? Sollte er vielleicht den kleinen Laden übernehmen? Anfang der s iebziger Jahre ahnte man noch nichts vom kommenden Sterben der Tante-Emma-Läden.
    Fink schien ehrgeizig gewesen zu sein. Mit einem hervorragenden Lehrabschluss konnte er im Betrieb bleiben, doch es hatte ihm wohl nicht genügt.
    Was macht ein Einzelhandelskaufmann dort? Verkäufer war ihm anscheinend zu wenig.
    ›... suchte ich nach einer Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln‹, las der Kommissar.
    In mehreren Abendkursen bildete er sich zum Bilanzbuchhalter fort. ›Passt genau zu seiner peniblen und akribischen Art‹, nickte Lindt.
    Im Karlsruher Tiefbauamt fand er eine Stelle in der Abrechnungsabteilung. Wieso ging er nicht in die freie Wirtschaft? Gerade zu dieser Zeit wurde man doch meistens ausgelacht, wenn man sich mit den mickrigen Gehältern im öffentlichen Dienst zufrieden gab. Was steckte dahinter? Sicherer Arbeitsplatz?
    Irgendwann hat er es dann wohl doch gemerkt, konstatierte der Kommissar, dass man trotz bester Beurteilungen als städtischer Angestellter ein armer Tropf bleibt. Fast genau an seinem dreißigsten Geburtstag war Konrad Fink zu Langenbach gewechselt.
    Wieso? Vielleicht wollte er eine Familie gründen?
    Es müsste die Zeit gewesen sein, als er mit seiner Freundin in der Südstadt zusammenlebte. Hatte Marie ihm die Augen geöffnet, was das Einkommen anbelangte?
    Lindt musste diese Frau finden. Zudem nahm er sich vor, auch im s tädtischen Tiefbauamt nach ›Conny‹ Fink zu fragen. Bestimmt konnte sich noch jemand an den Mann erinnern.
     
    Der Kommissar war gerade auf die B 3 eingebogen, um von Ettlingen in Richtung Durlach zu fahren, als sich Jan Sternberg meldete. Mutter und Vater von Fink waren schon verstorben, aber eine seiner drei Schwestern lebte im elterlichen Anwesen. Lindt konnte sich die Adresse merken und erreichte nach gut zehn Minuten das Ziel.
     
    Mit einem einzigen Blick auf das Haus erfasste er auch das Schicksal seiner Bewohner. ›Anton Fink-Kolonialwaren‹ – verblichene, ehemals dunkelbraune Emaille-Lettern zwischen bröckelndem Putz. An zwei Schaufenstern und der früheren Ladentüre waren verwitterte Holzrollläden herabgelassen. Die Farbe blätterte ab. Das Geschäft war sicherlich schon jahrelang geschlossen. Lindt schaute sich um. Nicht gerade eine 1A-Lage.
    Die Haustüre lag seitlich im Hof. Sechs Klingelknöpfe in der Sandsteinumrandung. Fink war der einzige deutsche Name, den er lesen konnte und ein deutlicher Geruch nach orientalischer Küche drang durch die Ritzen.
    Er klingelte und legte sich nebenbei einige passende Worte zurecht, wie er die schlechte Nachricht vom Tod des Bruders überbringen wollte.
    Im Hochparterre öffnete sich ein Doppelfenster. Ein Lockenwicklerkopf erschien.
    »Was wolle’ Sie?« klang es unwirsch zu Lindt herunter.
    Der Kommissar holte kurz Luft und betrachtete die Farbkombination von brombeerfarbenem Rollkragenpullover unter hellgrün geblümter Kittelschürze, die er am Fenster zu sehen bekam.
    »Sind Sie Frau Fink? Anneliese Fink?«
    »Wer will das wissen?«
    Lindt zeigte seinen Dienstausweis. »Kripo Karlsruhe.«
    »Ja, und? Ist wieder was mit denen da oben?«
    Mit einem Kopfruck zeigte sie zu den höherliegenden Stockwerken. »Ich hab damit nichts zu tun. In der Lage hier kriegt man halt keine anderen Mieter!«
    »Nein, ich wollte eigentlich zu Ihnen. Sind sie Anneliese Fink?«
    »Ja, die bin ich, aber was soll ich angestellt haben?«
    »Hoffentlich nichts, aber sind Sie die Schwester von Konrad Fink?«
    »Der Konrad?« Der Kommissar bemerkte, wie die Frau zusammenzuckte und ihn völlig konsterniert anblickte, als hätte sie mit dieser Frage nun überhaupt nicht gerechnet.
    »Den hab ich das letzte Mal bei der Beerdigung von unserer Mutter gesehen und das war vor sieben Jahren. Was ist mit dem?«
    »Könnte ich vielleicht kurz reinkommen?«
    Eine Todesnachricht vom Hof aus zu einem Fenster hoch zu rufen, war dem Kommissar nun doch etwas zu profan.
    »Wenn’s unbedingt sein muss, aber passen Sie auf«, entfernte sich die Frau vom Fenster und drückte auf den Türöffner.
    Den Grund für ihre Warnung erkannte Lindt sofort,

Weitere Kostenlose Bücher