Hackschnitzel
unbedingt der typische ›Big Brother‹ zu sein.
Der Unternehmer lächelte vielsagend: »Ein guter Chef muss den Braten eben rechtzeitig riechen. Meistens reicht es schon, dass ich überall reinschauen kann. Keiner weiß, wann und ob ich das mache, aber jeder weiß, wer gegen die Firmeninteressen arbeitet und mich auch nur ein einziges Mal hinter’s Licht führt, der fliegt sofort.«
›Interessante Art der Personalführung‹, dachte der Kommissar. ›Lange Leine gepaart mit großer Keule, das muss ich mir merken.‹
»Gibt es sonst noch jemanden, der überall zugreifen kann?«
Langenbach schien zu überlegen: »Die EDV-Abteilung natürlich, allerdings nur auf die Programme, nicht auf die Daten. Aber da hätten unsere beiden IT-Spezialisten wirklich zu viel zu tun, wenn sie sich auch noch mit einzelnen Dateien befassen würden.«
»Dann muss das eben unser Spezialist tun«, meinte Lindt, denn er sah Jan Sternberg aus der Aufzugstüre treten. »Wenn Sie erlauben, selbstverständlich.«
»Wir haben wirklich nichts zu verbergen«, stimmte der Unternehmer zu.
Ein leises Flackern in seinen Augen entging dem Kommissar aber nicht.
»Wie weit ist die Spurensicherung, Jan?«, begrüßte Oskar Lindt seinen Mitarbeiter.
»Soviel ich weiß, haben die Kollegen genügend DNA-fähiges Material in der Wohnung von Konrad Fink gefunden. Die Proben wurden gleich nach Stuttgart ins LKA gebracht und das Ergebnis soll morgen gegen Mittag kommen.«
Langenbach schaute etwas irritiert. »Welches Ergebnis meinen Sie?«
»Na, den Vergleich, ob die genetischen Codes der Proben aus Finks Wohnung mit denen der zerhäckselten Person übereinstimmen.«
Schaudernd zog der Firmeninhaber die Achseln hoch. »Wenn ich mir vorstelle, wie ein Mensch durch einen solchen Hacker ...«
»Daran sollten wir lieber nicht denken, Herr Langenbach«, versuchte Lindt beruhigend einzuwirken. »In diesem Fall aber fällt es selbst uns schwer, die Emotionen auszublenden.«
Schnell kam er wieder zum Thema: »Wenn Sie einverstanden sind, würden wir das Büro von Herrn Fink hier versiegeln und zumindest so lange nicht durchsuchen, bis wir ein Ergebnis aus Stuttgart haben.«
Langenbach hatte nichts dagegen.
»Nur den Computer hätten wir gerne schon mal näher angeschaut.«
Der Bauunternehmer zögerte. Lindt spürte, dass er überlegte, doch auf einem schriftlichen Durchsuchungsbefehl zu bestehen und fragte deshalb schnell: »Oder sollen wir zum Gericht?«
»Nein, nein«, atmete Langenbach tief durch und strich sich über seine gepflegte, graue Mähne. Dann schrieb er etwas widerwillig einen achtstelligen Code auf einen Zettel und reichte ihn Lindt. »Damit kommen Sie rein. Ich ändere mein Passwort dann wieder, wenn Sie mit i hrer Arbeit fertig sind.«
Jan Sternberg nahm gleich im schwarz gepolsterten Ledersessel hinter der gläsernen Schreibtischplatte Platz und startete den PC.
»Wir möchten Ihre Zeit wirklich nicht länger in Anspruch nehmen. Vielen Dank für die Großzügigkeit«, versuchte Lindt den Unternehmer zum Gehen zu bewegen, denn er ermittelte lieber ohne Zuschauer.
Schweigend und mit sichtlichem Unbehagen im Blick verließ der das Büro seines kaufmännischen Direktors und zog die Glastür hinter sich zu.
»Was hast du vor, Jan?«, fragte Lindt irritiert, als sein Mitarbeiter aus der mitgebrachten Aktenmappe ein gut handtellergroßes Gerät holte und es schnell mit dem Computer von Fink verkabelte.
»Moment noch, Chef, das erkläre ich Ihnen gleich.«
Für den Kommissar war es nichts Neues, dass Sternberg als Technikfreak immer wieder überraschende Ermittlungswege vorschlug, aber was Jan jetzt vorhatte, konnte er nur ahnen.
Ein paar schnelle Fingerbewegungen auf der Tastatur und Sternberg schaute seinen Vorgesetzten zufrieden an.
»So sind wir am schnellsten. Wir brauchen hier höchstens eine Viertelstunde und können dem Langenbach nachher sagen, dass uns beim oberflächlichen Reinschauen nichts Besonderes aufgefallen ist. Aber später in unserem Büro ...«
»Was hast du denn da wieder für einen Apparat? Ist doch bestimmt nicht legal?«
Lindt hatte sich schon an die Spezialtechniken seines Mitarbeiters gewöhnt, wusste aber, dass er es mit der Einhaltung der Dienstvorschriften nicht immer ganz genau nahm. Er ließ ihn trotzdem meistens gewähren, denn auch er selbst war schon oft genug nur durch ›kreatives‹ Vorgehen zum Ziel gekommen.
»Was das ist ...?«, beantwortete Sternberg die Frage seines Chefs. »Na,
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