Hackschnitzel
Büro ging, um aus seinem Schreibtisch Tabak und eine neue Pfeife zu holen. »Um vorwärts zu kommen müssen wir jetzt endlich mal was finden.«
Er setzte sich, nahm auch einen der Ringordner aus Finks Wohnung und begann darin zu blättern.
Die Stunden verstrichen. Paul Wellmann riss im Halbstundentakt die Fenster auf, um Lindts Pfeifenrauch raus und neuen Sauerstoff reinzulassen. Immer öfter musste die Kaffeemaschine eingeschaltet werden, mehr und mehr Material wurde gesichtet, aber alles blieb ohne Erfolg.
Am späten Nachmittag waren die drei Kriminalisten mit ihrer Arbeit fertig.
Draußen in der Dunkelheit blies ein stetig kälter werdender Wind die Regenschauer um die Sandsteinfassade des Polizeipräsidiums und drinnen resümierte Oskar Lindt ziemlich resigniert: »Nichts, gar nichts, keine Spur, kein Anhalt, alles nur belangloses Zeug!«
Jan Sternberg meinte: »Dieser Tag heute war wirklich für die Katz!«
Weder in den Unterlagen, die sie im Firmenbüro beschlagnahmt hatten, noch in seinen privaten Ordnern war irgendein Hinweis darauf zu finden, warum Conny Fink auf so grausame Art und Weise beseitigt worden war.
»Für mich«, überlegte Paul Wellmann, »ist es geradezu auffällig, dass sich unter diesen vielen Papieren überhaupt nichts Wichtiges findet. Lasst uns doch mal zusammenstellen, was fehlt. Vielleicht kommen wir so weiter.«
»Bankunterlagen«, antwortete Jan Sternberg als e rster. »Kein Kontoauszug, keine Scheckkarte, irgendwelche Dokumente über Depots, Sparbücher, nichts dergleichen.«
»Hmm«, brummte sein Vorgesetzter.
»Auch über Finks Eigentumswohnung findet sich nur Nebensächliches. Heizkosten-, Wasser- und Stromabrechnungen der letzten Jahre, aber kein Hinweis, dass ihm die Wohnung überhaupt gehört. Keine Darlehensverträge oder Grundbuchauszüge, noch nicht einmal die Police der Feuerversicherung, rein gar nichts.«
»Hatte er nicht auch eine Ferienwohnung in den Bergen?«, erinnerte sich Paul Wellmann wieder.
»Richtig, im Montafon, das hat uns doch der Langenbach erzählt.«
»Außerdem fehlt nach wie vor diese herausnehmbare Festplatte seines Computers«, warf Jan Sternberg ein.
»Er könnte sie rausgezogen und versteckt haben. Oder er wollte sie mit in den Skiurlaub nehmen.«
Paul Wellmann zweifelte: »Im Gepäck war nichts, einen Tresor in der Wohnung hat die SpuSi auch nicht gefunden, also bleiben noch zwei Möglichkeiten: ein anderes Versteck oder ...«
»Was oder?«
»Oder der Mörder hat die Platte!«
Sternberg gab noch nicht auf: »Kann sein, aber vielleicht hat Fink dieses Teil auch vorsorglich dort untergebracht, wo die ganzen fehlenden Unterlagen sind.«
Lindt überlegte: »Wenn er aber seine ganzen wichtigen Sachen irgendwo gut versteckt hat, etwa in einem Bankschließfach, das wir nicht kennen, dann hat er dafür sicherlich einen triftigen Grund gehabt.«
»Sie meinen, er wurde bedroht?«
»Vielleicht? Oder«, der Kommissar zuckte mit den Schultern, »oder es ist gar nichts versteckt und der Mörder hat einfach alles mitgenommen, was wichtig war.«
»Die ganzen Unterlagen?« Sternberg schaute ungläubig. »Das wäre bestimmt jemandem aufgefallen und außerdem war die Wohnung gar nicht durchwühlt, alles schien an seinem Ort zu sein.«
»Ja, es hat so ausgesehen, als würde nichts fehlen – bis auf die Festplatte«, rieb sich Lindt stirnrunzelnd am Ohr und blies einen feinen Rauchfaden zur Decke.
Sternberg wurde ganz eifrig: »Und wenn auf eben dieser Festplatte alles Wichtige drauf ist? Auch wo die ganzen Dokumente aufbewahrt werden?«
»Das würde zu einem perfekt organisierten Menschen passen«, stimmte ihm Paul Wellmann zu. »Stellt euch doch nur mal vor: Ein Griff und du hast alles, was in deinem Leben von Bedeutung ist, bei dir. Da kann die Wohnung abbrennen oder überschwemmt werden – kein Problem, denn du packst deine Existenz morgens am Handgriff, ziehst sie aus dem Rechner und steckst sie in die Aktentasche.«
»Vielleicht«, spann Sternberg den Gedanken weiter, »hat Fink auch die Dokumente auf den Scanner gelegt und im Computer gespeichert. Das Gerät auf seinem Schreibtisch war kein normaler Drucker, sondern auch zum Kopieren, Faxen und Scannen geeignet.«
»Und alles, was nicht unbedingt ins Bankschließfach musste, ging gleich durch den Reißwolf? Auf dem Papierkorb war tatsächlich einer aufgesteckt.«
»Jetzt reicht’s mir aber mit euren Spekulationen«, machte Oskar Lindt den Hirngespinsten seiner beiden Mitarbeiter ein
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