Hackschnitzel
Ende. »Selbst wenn ihr recht hättet, wissen wir nicht, wo diese verflixte Festplatte steckt. Beim Mörder oder in einem Versteck von Fink?«
Alle schwiegen, doch der Kommissar fuhr nachdenklich fort: »Wenn er sie aber wirklich versteckt hat, dann müssen wir uns doch fragen, warum? Übertriebenes Sicherheitsbedürfnis? Bedrohung? Oder weil er etwa selbst Dreck am Stecken und irgendwelche krummen Dinger am Laufen hatte?«
Sternberg und Wellmann schauten sich belustigt an. Dann kam wie aus einem Mund: »Und wer ist jetzt am Spekulieren?«
»Ja, aber es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass wir einen Fall hier im Büro auf diese Art lösen.«
»Bank«, sagte Paul Wellmann unvermittelt. »Könnten wir nicht herausbekommen, welches seine Hausbank war und dort die Kontoauszüge einsehen?«
»Wenn sich ein Richter findet, der uns eine Anordnung unterschreibt.«
Der Wunsch erfüllte sich noch am selben Abend. In einem Mordfall war es leicht, den diensthabenden Untersuchungsrichter von der Notwendigkeit einer Kontoeinsicht zu überzeugen.
Sternberg und Wellmann machten sich tags darauf mit der Verfügung umgehend auf den Weg zur Filiale der Dresdner Bank am Karlsruher Marktplatz.
Hilfsbereite Mitarbeiter legten den beiden Kriminalisten alles vor, was mit Fink zu tun hatte.
Die zwei begannen zu stöbern, gut versorgt mit frischem, dampfendem Kaffee aus einer vornehmen Edelstahlkanne und arbeiteten sich Stück für Stück durch die Unterlagen der letzten sieben Jahre.
Stunde um Stunde verstrich. Was Wellmann durchgeschaut hatte, nahm sich Sternberg nochmals vor und umgekehrt genauso, aber der Wunsch, über die aufgelisteten Geldbewegungen wichtige Eckpunkte eines menschlichen Lebens rekonstruieren zu können, erfüllte sich genauso wenig, wie die Hoffnung, ein prallgefülltes Schließfach zu finden.
Alle, ja wirklich alle Buchungen wiesen auf ein völlig normales, unauffälliges Leben eines gut verdienenden Singles hin. Von Gas bis Müllabfuhr, Strom und Versicherungen, Autosteuer, Benzin und Tageszeitung deckten die Ausgaben alle üblichen Bereiche ab. Ein monatliches Gehalt, bei dessen unglaublicher Höhe von über zwölftausend Euro den beiden Beamten fast schwindlig wurde, reichte trotz häufiger großer Barauszahlungen bequem, um stets einen satten Überschuss im Haben anzuzeigen.
»Um Kreditkarten aller Art hat Fink wohl einen weiten Bogen gemacht«, bekam Oskar Lindt später im Präsidium von seinen Kollegen zu hören. »Selbst die EC-Karte wurde nur ganz selten benutzt.«
»Als gelernter Buchhalter schien er dem Plastikgeld nicht sehr zu vertrauen. Aber bis zu 8000 Euro im Monat hat er cash abgehoben.«
Lindt runzelte die Stirn. »Wie viel? Achttausend? Pro Monat? Wofür braucht denn ein alleinstehender Mensch solche Summen an Bargeld?«
»Findest du das viel?«, fragte Paul Wellmann. »Denk doch mal daran, was wir bisher über seinen Lebensstil wissen. Sportwagen, teure Klamotten, Designermöbel. Wenn noch noble Restaurants und luxuriöse Urlaubsreisen dazukommen.«
»Für unsereins schwer vorstellbar, aber trotzdem gefällt mir das nicht.«
Das Klingeln des Telefons unterbrach die Besprechung. Lindt meldete sich.
»Ja, ich erinnere mich. Doch, das würde uns sicherlich weiterhelfen. Wissen Sie auch, wo diese Kollegen heute? Ach, nur noch einer ... per Fax geht’s am schnellsten, prima, vielen Dank!«
Wellmann und Sternberg konnten sich keinen Reim auf die Bruchstücke des Telefonats machen, doch die Erklärung ihres Chefs ließ nicht lange auf sich warten.
»Habe ich mich nicht kürzlich darüber beklagt, dass sich an Finks früherem Arbeitsplatz bei der Stadtverwaltung fast niemand mehr an ihn erinnern konnte?«
»Stimmt, Oskar, lauter Neue überall, hast du noch gesagt. Sogar bei der Personalverwaltung konnte man dir nicht helfen.«
»Richtig, aber das war gerade diese junge Sachbearbeiterin, mit der ich gesprochen hatte. Die Angelegenheit hat ihr wohl doch keine Ruhe gelassen und tief in der Registratur ist sie fündig geworden.«
Das Faxgerät begann, eine Reihe von Blättern auszuspucken.
»Telefonverzeichnis-Stadt Karlsruhe-Tiefbauamt«, las Jan Sternberg stirnrunzelnd. »Komisch, bestimmt ein Irrläufer, das hat ja mit uns hier nichts zu tun. Oder haben Sie darauf gewartet, Chef?«
»Ganz genau darauf. Schau doch mal aufs Datum.«
Sternberg überflog das Blatt. »Wo steht denn, ach hier: Stand 01. 07. 1984.«
»Und jetzt such mal beim Buchstaben
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