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Hades und das zwoelfte Maedchen

Hades und das zwoelfte Maedchen

Titel: Hades und das zwoelfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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des Rats und sich jetzt in seine Richtung ausstreckten. Wie konnte ihm das vorher entgangen sein? War sie wirklich so gut, dass sie selbst ihre stärksten Empfindungen derart tief verbergen konnte?
    Es spielte keine Rolle, wie sie es hatte geheim halten können. Was eine Rolle spielte, war die Art, auf die sie ihn ansah, wie sie mit Hoffnung in den Augen und einem fast unmerklichen Lächeln auf den Lippen auf seine Antwort wartete. Es war so lange her, dass er sie so gesehen hatte – als sähe sie endlich etwas Gutes auf der Welt, das sie für sich haben wollte.
    Und es versetzte ihn in pures Entsetzen.
    Selbst wenn es für ihn infrage käme, mit ihr zusammen zu sein; selbst wenn er über seine erdrückende Liebe zu Persephone hinwegkäme, würde sein Bruder ihm niemals verzeihen. Zeus – Walter – so zu demütigen … Für ihn käme es einer Kriegserklärung gleich, und er würde bis zum Ende aller Zeiten kämpfen, um seinen Besitz zurückzugewinnen.
    Doch das war alles, was Calliope für Walter darstellte – ein Besitztum. Eine Trophäe. Ein angeleintes Haustier, von dem er glaubte, er hätte es gezähmt. Doch hier saß sie, ihrem Käfig entflohen und verzweifelt auf der Suche nach Freiheit. Und Hades konnte sie ihr nicht geben.
    Er wollte es. Nicht weil er sie auf dieselbe Weise liebte, wie sie ihn offensichtlich liebte, und sicherlich nicht, weil er einen Krieg anzetteln wollte. Sondern weil niemand ein Leben verdiente, wie Calliope es hatte leben müssen. Niemand verdiente es, seine Identität so zu verlieren wie sie, begraben unter dem Stolz ihres Ehemanns, ausgelöscht in seinem ewig andauernden Zorn. Nachdem er Persephone so lange bei sich behalten und ihr die gierig herbeigesehnte Freiheit verwehrt hatte, war die Vorstellung, Calliope genau das zu schenken, was er seiner Frau vorenthalten hatte, nur zu verlockend. Wiedergutmachung, zumindest auf seine bescheidene Weise. Eine Chance, sich – und auch Persephone – zu beweisen, dass er kein Monster war. Selbst wenn er wusste, dass es eine Lüge war.
    Doch das reichte nicht aus. Es war nicht genug, um in Calliope die falsche Hoffnung zu wecken, er könnte sie eines Tages lieben; es war nicht genug, um sie so hinzuhalten, wie Zeus es getan hatte. Es war nicht genug, um einen Krieg zu beginnen, den der Rat niemals austragen könnte. Es war nicht genug, um die Existenz der Menschheit aufs Spiel zu setzen und jede Regel zu brechen, die er sich seit Persephones Tod auferlegt hatte.
    Es war nicht genug, um sein Herz zu riskieren, so selbstsüchtig dieses dumme Ding auch sein mochte. Und es war nicht genug, um sich eine neue Chance zu gestatten, sein Glück zu finden. Calliope mochte es verdient haben, aber er definitiv nicht, und darüber würde er niemals hinwegsehen können, sosehr er es auch versuchen mochte.
    „Ich bin geschmeichelt“, antwortete er also leise und war nicht mehr in der Lage, ihr in die Augen zu sehen. Sie würde sofort wissen, was diese Worte bedeuteten, doch er brachte es nicht über sich, ihr auch nur die geringste Hoffnung zu machen. Es wäre nur eine weitere Grausamkeit gewesen. „Aber du bist die Frau meines Bruders, und es gibt bestimmte Grenzen, die ich nicht übertreten kann.“
    Statt empört oder verletzt aufzuspringen, schloss Calliope die Finger fester um seine Hand. „Bitte“, flüsterte sie. Seit Langem hatte sie nicht mehr so sehr wie ein junges Mädchen geklungen. „Ich erkläre Walter alles – ich mache ihm unzweifelhaft klar, dass es nicht deine Idee war. Es ist bloß – ich kann dort nicht länger leben. Ich liebe dich. Ich liebe dich bereits länger, als ich irgendjemand sonst geliebt habe, und alles, worum ich dich bitte, ist eine Chance.“
    „Das ist eine Chance, die ich dir nicht geben kann“, beharrte er und sah auf ihre verschränkten Hände hinab. Eine ganze Welt von Was-wäre-wenn, zusammengefasst in einer einzigen Geste. „Es gibt keine Worte dafür, wie leid es mir tut, aber du hast etwas Besseres verdient als ein Leben in meiner Welt. An meiner Seite. Ich könnte dich nicht lieben, nicht so, wie du mich liebst, und lieber würde ich vergehen, als zuzusehen, wie dieser Ort dich langsam erdrückt, wie er es mit Persephone …“
    „Persephone?“, unterbrach sie ihn mit erstickter Stimme. „Tust du es ihretwegen? Weil sie dich nicht geliebt hat?“
    „Teilweise“, räumte er ein, und sie berührte ihn am Kinn, zwang ihn, sie anzusehen. Mittlerweile hätte er Tränen erwartet bei all der

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