Hades
Haar und den kraftvollen Gliedern, die so viel größer waren als bei einem Menschen. Seine Flügel waren zusammengefaltet. Er schien von innen heraus zu leuchten.
«Nicht schon wieder», hörte ich Molly im Auto aufstöhnen. Sie verbarg den Kopf zwischen den Knien.
Gabriel und Michael begrüßten sich als ebenbürtige Krieger, indem sie respektvoll den Kopf senkten. «Wir haben deine Anweisungen befolgt, Bruder», sagte Gabriel. «Was sollen wir jetzt tun?»
«Ich bin hier, um euch zu helfen», antwortete Michael. «Ich bringe dafür die stärkste Waffe zwischen Himmel und Hölle. Sie kann ein Portal so leicht öffnen wie ein Korkenzieher eine Weinflasche.»
«Danke, dass wir das jetzt schon erfahren», murmelte Xavier gereizt.
«Es ist an mir zu entscheiden, wann die Zeit reif ist», sagte Michael und blickte Xavier streng an. «Der Bund ist zusammengetreten, um diese unvorhergesehene Notlage zu besprechen. Luzifer weiß um die Kräfte des Engels, den er als Geisel hält, und will ihn benutzen, um seine eigenen Ziele zu erreichen.»
Michaels Worte berührten etwas in mir. Wenn er davon wusste, bedeutete das, dass ich die ganze Zeit über nicht allein gewesen war. Der Himmel hatte mich im Auge behalten. Durfte ich hoffen, dass ich nicht völlig verloren war?
«Was hat er vor? Bethany ist keine Marionette», protestierte Ivy.
«Das wissen wir nicht», sagte Michael. «Aber wenn etwas Göttliches in die Hände von Dämonen fällt, bedeutet das Gefahr. Luzifers Ziel ist die Entscheidungsschlacht – Armageddon – und er hofft, dass ihm der Engel dabei Vorteile verschafft. Er glaubt, dass die Kräfte des Himmels Vergeltung üben werden.»
«Welche Rolle spielt Bethany?», fragte Xavier.
«Sie soll der Auslöser sein, wenn du so willst», erklärte Michael. «Die Dämonen möchten den totalen Krieg anzetteln, doch wir werden uns nicht auf dieses Niveau begeben. Auch ohne Blutvergießen werden sie die Macht des Himmels zu spüren bekommen.»
«Ihr hattet immer vor, uns zu helfen, oder?», sagte Xavier plötzlich. «Warum habt ihr das nicht gleich gemacht?»
Michael neigte leicht den Kopf. «Wenn ein Kind sein Spielzeug kaputt macht und ihm die Eltern sofort ein neues kaufen – was hat es dann daraus gelernt?»
«Beth ist kein Spielzeug!», rief Xavier so heftig, dass ihm Gabriel beruhigend die Hand auf die Schulter legte.
«Unterbrich nie einen Engel des Herrn.»
«Der Himmel kann jederzeit eingreifen», fuhr Michael fort. «Aber der Herr wählt den Zeitpunkt. Wir sind lediglich seine Boten. Wenn unser Vater jedes Unrecht der Welt bereinigen würde, würde niemand aus seinen Fehlern lernen. Wir belohnen Glaube und Treue, und du hast beides bewiesen. Außerdem ist deine Reise noch nicht vorüber. Der Himmel hat Pläne mit dir.»
«Pläne mit mir ?», wiederholte Xavier, aber Michael sah ihn nur durchdringend mit seinem machtvollen Blick an.
«Wir sollten die Überraschung nicht kaputt machen.»
Was Michael sagte, traf mich wie ein Schock. Ich hatte bezweifelt, dass meine Rettung für ihn irgendeine Bedeutung haben könnte, und doch kam er jetzt mit schwerem Geschütz aus dem Himmelreich herangeeilt. Luzifer schien ein sehr viel gefährlicheres Spiel zu spielen, als mir bisher klar gewesen war. Michael ging davon aus, dass ein Krieg kurz bevorstand und der Himmel seine Machtstellung beweisen musste. Ich hatte noch immer keine Ahnung, wie er durch das Portal kommen wollte, aber er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein.
«Und das Portal?», erinnerte Ivy ihn sanft. Sie schien keine Zeit mehr verlieren zu wollen. «Wir sind hier nicht ohne Grund.»
«Natürlich», sagte Michael und zog unter seiner schwingenden Robe einen Gegenstand hervor, der so hell und strahlend war, dass Xavier das Gesicht abwenden musste.
Ein riesiges Flammenschwert pulsierte in Michaels Hand, bereit, seine Aufgabe zu erfüllen. Kleine blaue Flammen züngelten von den Rändern, und es wirkte beinahe zu elegant, um der Zerstörung zu dienen. Auf dem goldenen Griff waren Buchstaben in einer Sprache eingraviert, die den Menschen unverständlich war. Die Buchstaben schienen zu tanzen und leuchteten sanft bläulich. Das Schwert war lebendig – als ob es eine eigene Seele hatte.
«Das Michaels-Schwert», sagte Gabriel so ehrfürchtig, wie ich es noch nie von ihm gehört hatte. «Es ist lange her, dass ich es das letzte Mal gesehen habe.»
«Dieses Schwert gibt es wirklich?», fragte Xavier.
«Es ist wirklicher, als du dir
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