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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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erneut aufzulauern. Sicher, Gabriel und Ivy waren in Alarmbereitschaft, aber Jake brauchte Xavier nur irgendwann allein und in einem schwachen Moment anzutreffen. Und er würde warten, egal ob Tage oder Wochen, denn irgendwann würde sein Tag kommen. Noch bevor ich alles bis zum Ende durchdacht hatte, wusste ich, was ich zu tun hatte. Xaviers Worte kamen mir in den Sinn: «Beth, eine Beziehung besteht nicht nur aus körperlicher Anziehung … Ich liebe dich, weil du du bist, und nicht, weil du mir etwas bietest.» Wäre Xavier also damit einverstanden gewesen, dass ich auf Jakes Handel einging? Ich wusste es nicht, und ich wünschte, ich hätte jemanden um Rat fragen können. Doch die Vorstellung, mit Jake zu schlafen (so schrecklich sie auch war), konnte ich leichter ertragen als die Aussicht, Xavier zu verlieren. Tatsächlich hätte ich alles getan, was man von mir verlangte, damit er in Sicherheit war.
    «Einverstanden», sagte ich unter Tränen. «Du hast gewonnen. Ich bin in deiner Hand.»
    «Gut», sagte Jake. «Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Ich schicke Hanna hoch, sie soll dir helfen, dich vorzubereiten. Ich möchte unseren Pakt noch heute Nacht beschließen – nur für den Fall, dass du es dir wieder anders überlegst.»

    Hanna kam mit kreidebleichem Gesicht zu mir. «O Beth», sagte sie sanft und legte einen Kleidersack vor mir ab. Überrascht stellte ich fest, dass sie mich zum ersten Mal bei meinem Namen nannte. «Ich wünschte, es wäre niemals so weit gekommen.»
    «Woher weißt du Bescheid?», fragte ich automatisch.
    «Hier spricht sich alles schnell rum. Tut mir leid.»
    «Ist schon gut, Hanna», sagte ich und schluckte heftig. «Ich habe nichts anderes von Jake erwartet.»
    «Ich hoffe, dass Sie nach all dem … irgendwann … wieder mit Xavier vereint sein werden», sagte sie. «Er muss wirklich etwas Besonderes sein.»
    «Ja.»
    Nur der Gedanke an Xavier würde mich während der Tortur davon abhalten zusammenzubrechen. Wenn er meinetwegen sterben würde, wäre das für mich schlimmer, als für alle Zeiten in der Hölle zu schmoren.
    «Kommen Sie», sagte Hanna und tätschelte mich sanft am Rücken. «Jake erwartet Sie in einer Stunde.» Sie öffnete die Kleidertasche und zog etwas heraus, das wie ein langes Brautkleid aussah.
    «Soll ich das etwa anziehen?», fragte ich niedergeschlagen. Schon ohne große Theatralik war das Ganze schlimm genug für mich.
    «Der Prinz hat dieses Kleid extra ausgesucht», sagte Hanna. «Sie wissen doch, wie er ist. Wenn Sie es nicht anziehen, ist er beleidigt.»
    «Glaubst du, ich tue das Richtige, Hanna?», fragte ich plötzlich und glättete zwanghaft die Falten in der Bettdecke. Auch wenn mein Kopf bereit war, suchte ich noch nach Zustimmung, damit ich mich nicht ganz so alleingelassen fühlte.
    «Spielt es eine Rolle, was ich denke?» Hanna sammelte geschäftig unsichtbare Fusseln von dem Kleid; ganz offensichtlich versuchte sie der Frage auszuweichen. Ich wusste, sie wollte nie, dass ihre Meinung irgendetwas zählte, vor lauter Angst, dadurch in Schwierigkeiten zu geraten.
    «Bitte», sagte ich. «Ich will es wirklich wissen.»
    Hanna hielt seufzend in der Bewegung inne. In ihre großen braunen Augen trat ein trauriger Ausdruck. «Auch ich habe einmal einen Pakt mit Jake geschlossen», sagte sie schließlich. «Und er hat mich betrogen. Dämonen würden alles sagen, um das zu bekommen, was sie wollen.»
    «Du glaubst also, dass er lügt? Dass er Xavier so oder so etwas antun wird?»
    «Es spielt keine Rolle», sagte Hanna. «Was Sie vorhaben, wird Sie für immer verfolgen. Aber wenn Sie es nicht tun, werden Sie es sich niemals verzeihen. Für Sie ist es wichtig, alles getan zu haben, was in Ihrer Macht steht, um Xavier zu retten.»
    «Danke, Hanna.»
    Hanna nickte und half mir in das jungfräulich weiße Kleid und die Seidenschuhe. Anschließend band sie mir kleine Perlen in das Haar. Dass Jake ausgerechnet dieses Kleid ausgesucht hatte, zeigte seinen verdrehten Sinn für Ironie. Vermutlich glaubte er inzwischen selbst an eine romantische Vereinigung und hatte vergessen, dass es sich um nichts als eine geschäftliche Vereinbarung handelte. Das Kleid war eng wie ein Korsett, fiel schwingend zu Boden und hatte ein offenes Dekolleté, das meine alabasterweiße Haut zeigte. Ohne Zweifel war es das richtige Kleid für diese Gelegenheit … nur am falschen Ort und vor allem mit dem falschen Mann.
    Als Hanna meine Perlenkette schloss, betrat Tucker

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