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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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Wüste, ob in die Wälder hinein oder aus ihnen hinaus, ob die Berge hinauf oder herunter, stets ist es Kara Ben Nemsi unmöglich, ohne Eure Hilfe zurechtzukommen. Ein schöner Held!«
    »Wie wahr du sprichst, Effendi. Wirklich wird mein Sihdi erst durch mich zum Helden, doch nur, weil er in jeder Lage auf meinen Schutz bauen kann, weil ich über ihn wache und Tag und Nacht kein Auge von ihm wende, weil ich ihn mit Sicherheit umgebe wie die Glucke das Küken – nur deshalb konnte er zum Helden werden. Über mich selbst wacht ja Allah, sonst wären wir beide verloren, mein Sihdi und ich; wie erst du selbst. Der Barmherzige ist es, wie du in meinem Morgengebet hören konntest, der den Blutklumpen zu Fleisch und das Fleisch zu Gebein schuf, und der das Gebein – – – «
    » Stop it, please! Ich habe es vernommen, verehrter kleiner Sir, schon so viele, unzählige, endlose Male vernommen! Nur noch dies: Wenn Kara Ben Nemsi durch Eure Hilfe zum Helden wurde, weshalb preist Ihr ihn überhaupt? Man sollte glauben, Euch allein gebührt der Ruhm, welcher – – – «
    Ruhm!
    Bei diesem süßesten aller Worte geschah es, daß Halef regelrecht verwurzelte. Unter seinem riesigen, auf das Härchen genau gebürsteten Schnurrbart bleckten zwei eindrucksvolle Zahnreihen hervor. Eifrig schnalzte seine äußerst bewegliche Zunge bei dem Worte »Ruhm«, und dem Engländer wurde eine Antwort zuteil, die so ganz den zuvor gehörten Suren entsprach.
    »Zu meinen Tugenden, Effendi, zählt zuvorderst die Bescheidenheit; das wirst du anerkennen. Deshalb preise ich auch nicht mich, sondern allein meinen Sihdi; alles Lob der Welt streue ich auf ihn und begnüge mich mit nur einem winzigen Rest. Von Feuer zu Feuer, von Oase zu Oase trage ich seinen Namen, dem der meine ohnehin vorauseilt. Von dir, Effendi, hat freilich noch niemand gehört. Während ich meinen Platz gefunden habe und berühmt bin, bist du immer noch ein Suchender. Wie es sich
ziemt, nennst du mich Ihr, und ich sage du. Es drückt sich darin ein weiterer, wesentlicher Unterschied aus: Du irrst in deinem Gotte, während ich, in Allah, ein Rechtgläubiger bin.«
    Wie um Halefs Schwärmerei zu bekräftigen, entfaltete über seinen Worten die Sonne ihre Kraft. Gleich den Verhältnissen in den Tropen kommt und geht der Tag in der Sahara mit den kürzesten Übergängen. Kaum eine halbe Stunde nach dem Aufbruch war die Kälte der Nacht vergessen. Die erste Hitze drückte herab und machte, daß die Männer nun öfter in Schweigen fielen. Still trotteten sie ihres Wegs, nur gelegentlich auf ihren Tieren reitend, um abwechselnd diese und sich selbst zu schonen.
    Als der Schotter fast überwunden war und man im Schatten eines viele Meilen langen, zinnengekrönten Massivs dahinzog, saßen Halef und Sir Edward wieder auf. In gemächlichem Wogen ging es voran, so daß Halef wieder gesprächig wurde. Auf seinem feingliedrigen Reitkamel thronend und sein Lasttier locker am Zügel führend, bestand er darauf, daß der Engländer nicht neben ihm ritt, sondern weiter hinter ihm blieb. Seine Erklärung klang ganz uneigennützig:
    »Siehst du, Effendi? Einem jeden Räuber, der unseren Weg queren könnte, biete ich meine Brust, nur um die deine zu schützen. Verlange ich darum nur einen Piaster mehr als zwischen uns vereinbart? Nein, denn du warst großzügig, als du meinen Lohn in eben der Höhe bemaßest, wie ich forderte. Sogar im voraus wolltest du meinen Preis entrichten, was ich, wie du hoffentlich noch weißt, zurückgewiesen habe. Nun hast du jeden Tag Gelegenheit, dich von der Richtigkeit deiner Wahl zu überzeugen: Dem richtigen Manne hast du dich anvertraut!«
    »Verehrter kleiner Sir, wenn Ihr Euch nur bequemen wolltet, Euch selbst weniger zu loben, dafür mich als Euren Zahlmeister endlich zu jenen Höhlen mit den Wandbildern zu führen, von denen Ihr mir erzählt habt – oder war alles nur fabuliert? Mein Wort darauf: Wenn wir erst da sind, sollt Ihr zur Gänze von meiner Großzügigkeit profitieren.«

    »Effendi, treibe kein Spiel mit mir! Warum scheust du dich, deinen Beutel bereits jetzt zu öffnen? Geize etwa ich? Nichts anderes tue ich, als dich, neben den versprochenen Höhlen, auch zu jenen Menschen zu führen, die deiner Stellung entsprechen.«
    »So? Hegte ich diesen Wunsch? In der Tat steht es in meinem Plane, die herausragenden Persönlichkeiten der hiesigen Politik und Religion zu treffen, also den Padischah zu Mekka oder den Imam von Medina.«
    »Aber wo denkst

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