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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Körper
gespült wurde.
    Langsam kam ich zu mir.
    Gespannt wartete ich auf den bohrenden Schmerz in meiner
Brust, auf die nächste Angstattacke, die signalisierte, dass die Wirkung der
Drogen nachließ.
    Eine Sekunde verging. Zwei.
    Nicht passierte.
    Ich entspannte mich etwas, spürte das kochend heiße
Prasseln auf meiner Haut, fühlte mich sicher, warm, geborgen. Das Beste war,
ich würde das Wasser einfach nie wieder abstellen.
    Das war natürlich genauso verrückt wie mein Verfolgungswahn.
Ich konnte nicht ewig unter der Dusche bleiben, meine Haut war bereits
feuerrot. Ich würde schrumpelig werden wie eine zwei Jahre alte Pflaume in
einer vergessenen Tupperdose.
    Trotzdem blieb ich eine Dreiviertelstunde unter dem heißen
Wasserstrahl stehen. Der Raum war neblig vor Dampf.
    Schließlich stellte ich die Dusche ab und rubbelte meinen
heißen Körper trocken. Erstaunt bemerkte ich die deutlich fühlbaren Rippen und
meine hervorstehenden Beckenknochen. Ich hatte abgenommen. Logisch, ich hatte
viel gekotzt und kaum gegessen in den letzten Wochen.
    Ich nahm mir vor, auf das Herz der dicken Oma Busch
Rücksicht zu nehmen und ihr nichts von meiner Mittagsmahlzeit abzugeben.

    Â 
    Ich machte mir nicht die Mühe, meine Haare zu föhnen
oder wenigstens zu kämmen, sondern schlurfte zurück in mein Zimmer.
    Einer dieser selbstständigen Servierwagen kam mir entgegen.
Surrend hielt das Gerät auf mich zu. Ich wusste nicht, ob ich nach rechts oder
nach links ausweichen sollte. Sah aus, als wollte mich das Ding rammen.
    Doch der Wagen hielt an und motzte mit unfreundlicher
Computerstimme: »Achtung, Achtung! Dies ist ein automatischer Transport!«
    Aha.
    Ich trat zur Seite und das Gerät setzte sich wieder in Bewegung.
    Zurück im Zimmer kroch ich ins Bett und zog mir die Decke
bis ans Kinn.
    Dann wartete ich.
    Nach einer Weile begannen meine Hände zu zittern. Ich
rollte mich fest in die Bettdecke ein und wartete weiter.
    Schwester Gundel wuchtete meine Zimmergenossin in einen
Rollstuhl, wobei die winzige Krankenschwester beinahe unter Oma Buschs
Speckbergen begraben worden wäre. Gundel schob die Dicke ächzend hinaus und
brachte sie nach einer Weile frisch geduscht zurück.
    Gegen neun huschte eine spitzmausgesichtige Ärztin mit
dunklem Dutt herein – unschwer zu identifizieren am obligatorischen Kittel und
einem auffälligen, vergoldeten Stethoskop, das wie eine Medaille auf ihrem
unsichtbaren Busen blinkte. Verfolgt wurde sie von Schwester Gundel und einem
höchstens sechzehnjährigen Krankenpflegeschüler mit Pubertätspickeln und einer
blond gesträhnten, haargelverkleisterten Igelfrisur. Der Junge schob einen Aktenwagen
vor sich her, aus dem Schwester Gundel der Ärztin die Akten anreichen durfte.
    Ich überlegte, was die Ärztin wohl daran hinderte, selbst
zu schieben und die richtige Akte herauszusuchen.
    Zumindest mischte sich dieser Wagen nicht in das Gespräch
ein.
    Die drei bauten sich vor dem Bett von Oma Busch auf.
    Â»Ah, Frau Busch! Wie es gehen heute?«, kauderwelschte die
Ärztin mit starkem russischem Akzent drauflos.
    Frau Busch hangelte nach dem über dem Bett baumelnden
Galgen und kämpfte ein paar Sekunden mit ihren Fettfalten, bevor sie sich
hochgewuchtet hatte. Die Anstrengung färbte ihr Gesicht dunkelrot.
    Â»Ich schon sehen«, nickte die Ärztin. »Wie die Blutdruck,
Schwester?«
    Â»Hundertsiebzig zu hundertzehn in Ruhe, Ruhepuls hundert«,
informierte Gundel sofort.
    Â»Ah, wir müssen die Medikamente mehr geben. Mehr von die
Digitalis und die Betadrenol.«
    Â»Mehr Digitalis?«, vergewisserte sich Gundel.
    Â»Die Puls ist noch immer nicht niedrig.«
    Schwester Gundel notierte die Anweisung mit ihrer Würde-die-Augenbrauen-zusammenziehen-wenn-ich-welche-hätte-Miene.
    Â»Und wir gehen von die Heparin zu Markurin.«
    Â»Markumar«, korrigierte Gundel, ohne von ihren Notizen
aufzusehen.
    Â»Ah, Markumar«, papageite die Ärztin. »Auf Wiedersehen,
Frau Busch.«
    Im nächsten Moment stand sie vor meinem Bett.
    Â»Ah, Frau … !« Die Ärztin stockte und nahm Gundel die
Akte aus der Hand.
    Ich runzelte die Stirn.
    Die Ärztin blätterte eine Weile.
    Ziegler, dachte ich mit einem Blick auf den Pappdeckel
des Ordners, auf dem mein Name in Großbuchstaben zu lesen war.
    Â»Ziegler«, half Gundel der Russin weiter und deutete mit
einem

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