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Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Titel: Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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Sein Gesicht war rot angelaufen.
    »Das geht nicht so einfach. Der Trank muss für jeden neu g e mischt werden.«
    »Ich habe d ir doch gesagt, d u sollst diesen Fernsteuerungsmist durchziehen. Dann hätten wir jetzt nicht den Laden voll K a putter.«
    »Was du meinst«, sagte Franco, »sind Quangas. Puppenrituale.«
    Diese Männer waren keine Freunde , das konnte man sehen. Vielleicht waren sie es mal gewesen, aber jetzt verbanden sie Dinge, die ihrer Freundschaft nicht besonders gut taten.
    Ich fragte mich, was die beiden da besprachen. War das eine Art Code oder so?
    »Puppenrituale – toll. Interessiert mich nicht! Von mir aus kannst du die ganze Muppet-Show mobilisieren, wenn es hier weiterhilft!«, erwiderte der Graue.
    Franco blickte auf.
    »Entweder wir machen es auf meine Art , oder wir lassen es. Quangas würden nicht funktionieren.«
    »Wie können es nicht mehr lassen, Kumpel«, sagte der Chef mit einer Geste auf die Weggetretenen, »und ich bezahle dich ordentlich, oder?«
    »Es geht nicht um das Geld«, sagte Franco. »Das weißt du.«
     
    Ich lauschte angespannt . J e mehr sie redeten, umso weniger kapierte ich. Während ich hinter meiner Flauschrolle kauerte, redeten diese Männer abstruses Zeug . I ch wollte wirklich ve r schwinden, aber die Gefahr, von ihnen dabei entdeckt zu we r den, war zu groß.
    Würde ich es trotzdem schaffen, bis zur Tür zu kommen, musste ich immer noch durch den schmalen, düsteren Gang. Auf den Gitterplatten am Boden lautlos zu gehen, war schlecht möglich. Nicht, wenn man wie ich angetrunken, nervös und müde war. Es gab nur einen Weg:
    W arten, bis die Männer gingen, zum Rolltor schleichen, es e i nen Spalt öffnen – und weg.
    Dummerweise redeten die beiden, als hätten sie alle Zeit der Welt. Der Grauhaarige hatte einen Fuß auf ein schmieriges Dampfstrahlgerät gesetzt.; der Mann mit der Nadel lehnte mit t lerweile neben einem der Erstarrten an der Wand. Das konnte noch Stunden dauern.
    Ich für meinen Teil wünschte mir zu diesem Zeitpunkt schon, ich hätte diesen Ort nie betreten. Es war ein klassischer Fall von »völlig falscher Kerl zu völlig falscher Zeit am verdammt noch mal völlig falschen Platz«. Mir kam es nicht recht vor, diese Männer zu belauschen – nicht aus Höflichkeit, sondern zum Selbstschutz.
    Selbst aus den wenigen Sätzen der beiden war hervorgegangen, das s man nichts mit den Geschehnissen in dieser Tankstelle zu tun haben sollte. Warten war sicher meine Stärke gewesen – zumindest zu jener Zeit – aber ich bezweifelte, dass ich die restliche Nacht überstehen würde, verborgen hinter einem Ding, das aussah wie ein gigantischer Pfeifenreiniger, während ich ein merkwürdiges Gespräch merkwürdiger Männer b e lauschte.
    Ich fragte mich, was passieren würde, wenn ich pinkeln musste.
    Das würde sicher sehr interessant werden. Oh ja.
     
    »Du hast uns in die Scheiße reingeritten . Du holst uns wieder raus. Und glaub ja nicht, ich würde noch einen von denen ze r sägen, in Mülltüten verpacken und verbuddeln. – Wenn die Figuren hier weder sprechen noch vernünftig laufen können, bezahle ich sie dir ab jetzt nicht mehr. Das siehst du sicher ein, oder?«
    Der dunkle Mann erhob sich. Er sah dem Boss der Tankstelle direkt ins Gesicht, wobei er ruhig und gelassen wirkte, aber seine Stimme verriet Härte, als er sprach.
    »Ich diene niemandem außer Papa Legba«, sagte er, »nicht d e i nem Gott, nicht d ir.«
    »Fang nicht wieder damit an«, erwiderte der andere und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. »Wenn wir hier am laufenden Meter irgendwelche Leichen produzieren, wird uns Papa Di n genskirchen bestimmt nicht rausr eißen. Ich hab ja nichts gegen d eine Götter, aber so geht’s kaum weiter!«
    »Ich bin Priester, kein Bestatter«, sagte Franco. »Du brauchst gesunde Menschen.«
    Er blickte zu den offensichtlich nicht ganz so gesunden Mä n nern an der Wand , dann drehte er sich plötzlich um, als wäre ihm noch etwas eingefallen.
    »Wenn d u noch einmal meinen Gott beleidigst«, sagte er, » töte ich d ich.«
    »Nicht aufregen«, sagte der Boss. »Es geht hier nur ums G e schäft. Ich werde jemanden finden . I ch weiß auch schon , wen.«
    Dann kehrte Schweigen ein.
    Ich presste mich fest in meine Deckung und lauschte ang e strengt, ohne etwas sehen zu können, konnte aber nur das Gluckern eines weiteren Schlucks aus der Bierflasche hören. Dann fiel mir etwas auf: I ch hatte, als ich den Chef beobacht e te, nie

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