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Hände, die der Satan schuf

Hände, die der Satan schuf

Titel: Hände, die der Satan schuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alles zu weit hergeholt, wie wollen Sie mir so etwas denn begreiflich machen?«
    »Weiß ich auch noch nicht.«
    »Kommen Sie, Mallmann, den Fall müssen wir anders anpacken. Oder vielmehr Sie.«
    Die Tür wurde geöffnet. Der Duft von frisch gekochtem Kaffee schwang durch das Büro und vertrieb die etwas abgestandene Luft. Die Sekretärin deckte auf. Will bedachte sie mit keinem Blick.
    Er schenkte sich auch selbst ein und redete erst wieder, als er einen Schluck getrunken und die arrogante Frau das Büro verlassen hatte.
    »Wir sollten dennoch bei der Spur bleiben, Herr Degenhardt.«
    Der Blick des Hauptabteilungsleiters wirkte stumpf. Er schaute einer Fliege nach, die summend ihre Kreise um die Kaffeekanne zog. »Ich sehe da keine Verbindung.«
    »Und ich habe keine andere Spur. War da nicht etwas mit dem Bayerischen Wald. Wie mir Kommissar West noch kurz vor seinem Ableben berichtete? Oder täusche ich mich?«
    »Ja, er wollte hin. Angeblich hat ein Polizist diesen Ricardo Bachara dort gesehen.«
    »Wo liegt dieser Ort?« fragte Will. »Und wie heißt er?«
    »Das kann ich Ihnen aus dem Kopf nicht sagen. Da muß ich erst in meinen Unterlagen nachschauen.«
    »Es wäre gut, denn ich möchte so rasch wie möglich fahren und mir den Ort ansehen.«
    »Allein?«
    »Wollen Sie mit?« fragte Will gegen.
    »Nein, ich dachte da an Ihren Freund aus England.«
    »Den informiere ich auf jeden Fall.«
    »Schön!« Degenhardt beugte sich vor und stellte die Sprechverbindung zum Vorraum her. Er forderte die Akte Bachara/West an.
    »Aber die haben Sie, Herr Degenhardt«, flötete die Sekretärin zurück.
    »Wo denn?«
    »Schauen Sie mal in Ihrer Schreibtischschublade nach.«
    »Das werde ich, danke.« Degenhardt grinste. »Manchmal ist man vergeßlich«, sagte er, als er die Unterlagen gefunden hatte. »Ich brauchte sie, weil ich die Reise absegnen sollte.«
    Er schlug die Mappe auf.
    Will beobachtete den Mann. Degenhardt war nervös. Noch nie hatte der Kommissar ihn so aus der Fassung erlebt. Degenhardt atmete schnell und heftig. Manchmal räusperte er sich auch, als er in den dünnen Unterlagen blätterte. »Nein«, sagte er, »tut mir leid. Wenn ich mir das hier anschaue, finde ich wirklich keine Spur. Aber Sie können selbst nachsehen.« Er reichte Will den Hefter rüber.
    Bevor der Kommissar ihn noch anfassen konnte, wurde die Tür aufgestoßen. Die Sekretärin war außer Atem und zudem hochrot angelaufen. »Herr Degenhardt dieser Mann hier…«
    »Mach keinen Ärger, Puppe.« Ein stämmiger Mensch im blauen Kittel hatte das Büro betreten. Vor dem Schreibtisch blieb er stehen und stützte seine Hände auf die Platte. »Sie sind doch Herr Degenhardt, oder?«
    »Ja.«
    »Haben Sie veranlaßt, daß die Leiche abgeholt werden soll?«
    »Auch das.«
    »Und Sie meinten den kleinen Konferenzraum?«
    »Natürlich.« Degenhardt schlug mit der Faust auf den Tisch. »Was soll das Gefrage?«
    »Das kann ich Ihnen sagen. Mein Kollege und ich sind hingekommen und haben keine Leiche gefunden. Wenn eine dagewesen sein sollte, dann hat man sie geklaut.«
    »Das ist unerhört.« Der Hauptabteilungsleiter sprang in die Höhe. »Was erlauben Sie sich!«
    »Das meine ich auch«, sagte die Sekretärin.
    »Ach, halt dich da raus, du frustrierte Vorzimmerpalme«, erwiderte der Knabe locker, und Will Mallmann mußte sich ein Lachen verbeißen. Das gönnte er der arroganten Person.
    Degenhardt knöpfte sein Jackett zu. Mit zügigen Schritten durchquerte der Grauhaarige beide Räume. Im Flur erst holten Will Mallmann und der andere ihn ein.
    »Und Sie haben wirklich nichts gesehen?« fragte der Kommissar.
    »Nein.«
    »Gut.«
    Niemand sprach mehr. Degenhardt stürmte als erster aus dem Fahrstuhl und in den Konferenzraum. Fast wären die beiden anderen gegen ihn gelaufen, so abrupt war er stehengeblieben.
    Der Platz, auf dem der Tote sich hätte befinden müssen, war tatsächlich leer.
    »Habe ich doch gesagt«, meinte der Mann im Kittel. Aus einer Tasche holte er ein Zigarillo und klemmte es zwischen seine dicken Lippen. »Ist nun mal so. Was weg ist, ist weg.«
    Will Mallmann schritt tiefer in den Konferenzraum hinein. Er konnte sich keinen Reim auf die Geschichte machen. Die Lüftung funktionierte nicht gut. Noch immer hing kalter Rauch fahnengleich in der Luft. In seiner blaugrauen Farbe erinnerte er an hauchdünne Leichentücher. Degenhardt stand dort, wo er auch zuvor gesessen hatte. Sein Gesicht war verzogen, er schüttelte den Kopf, mit einer

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