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Hände, die der Satan schuf

Hände, die der Satan schuf

Titel: Hände, die der Satan schuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wohl nicht geschehen, denn einen Tag später war die kleine Figur verschwunden, die Bachara von seinem Todfeind geschnitzt hatte. Er wußte genau, wo sie gelegen hatte.
    Auf der Werkbank.
    Wer hatte sie weggenommen? Bachara war es nicht gewesen, also ein anderer. Möglicherweise der Teufel. Die Hälfte des Tages war mit der Sucherei vergangen, so daß sich seine neue Arbeit verzögert hatte. Nun endlich begann er.
    Ein wenig vornübergebeugt hockte er auf dem Schemel. In seiner rechten Hand hielt er das scharfe Messer, in der linken das Stück Holz. Es war sehr weich, das Holz ließ sich gut bearbeiten, und als er das Messer von oben nach unten zog, fielen bereits die ersten langen Späne auf seinen Schoß, die er wegblies.
    In der nächtlichen Stille arbeitete er am liebsten. Nur wenn der Wind durch die Kronen der Bäume strich, entstanden Geräusche. Hin und wieder vernahm er auch den Schrei eines Waldvogels. Etwas paßte nicht in die nächtliche Ruhe. Die scharfen Ohren des Mannes hatten ein anderes Geräusch vernommen. Es war ein seltsames Knacken gewesen.
    Nicht im Raum, nicht verursacht durch das Feuer, dessen warmer Atem über seinen Rücken strich.
    Nein, draußen hatte er das Geräusch gehört.
    Da kam jemand.
    Ricardo Bachara konnte man viel nachsagen, nur eines hatte er nicht. Angst. Wer mit dem Teufel taktierte, dem war dieses Gefühl fremd. Was konnte ihm schon passieren, wo die Hölle doch schützend ihre Arme um ihn gelegt hatte?
    Ricardo legte Messer und Holz beiseite. Er drückte sich in die Höhe und schaute sich um. Sein Blick glitt zum Fenster, wanderte weiter und blieb auf der Außentür haften.
    Da rührte sich nichts.
    Er griff zur Jacke, streifte sie über und steckte noch ein kleines Handbeil in den Gürtel, bevor er seine Arbeitshütte verließ. So völlig wehrlos wollte er nicht sein.
    Wie immer quietschte die Tür in den Angeln, wenn er sie öffnete. Zunächst schob er seinen Kopf über die Schwelle und starrte in die Dunkelheit, die sich wie ein gewaltiger Sack über das Land gelegt hatte. Von den Bergen war nichts zu sehen. Der nahe Wald verschwamm zu einem stockfinsteren, konturenlosen Schatten.
    Neben der Tür, und zwar noch innen, befand sich ein Regal, wo auch eine lichtstarke Taschenlampe lag.
    Die nahm Bachara an sich. Der Lichtkegel war sehr breit. Er schnitt eine regelrechte Schneise in die Finsternis und schwebte über dem schmalen Weg, der direkt auf den Wald zuführte.
    Die Bäume wurden von der breiten Lichtlanze erfaßt. Genau an den Stellen schimmerten ihre Stämme in einem fahlen Farbton. Wenn er die Lampe höher schwenkte, erinnerten ihn die Äste und Zweige an starre Totenarme, die sich anklagend nach allen Seiten in den düsteren Himmel reckten und eine Schicht aus dichtem Laub besaßen. Hier existierte noch ein gesunder Mischwald. An einigen Stellen war er so dicht, daß es nur Tiere schafften, ihn zu durchqueren. Menschen würden irgendwann im Gestrüpp des Unterholzes hängenbleiben. Am Waldrand entdeckte er keine Bewegung. Auch nicht in der Nähe, als er die Lampe schwenkte. Dafür sah er jedoch etwas anderes. Im hellen Licht, das über den Boden wanderte, erkannte er auf dem weichen Boden frische Eindrücke.
    Spuren!
    Ricardo Bachara dachte nach. Er war diesen Weg in der letzten Zeit nicht gegangen. Es mußte also ein anderer gewesen sein. Aber Besuch hatte er, außer vom Teufel, nicht bekommen.
    Wer also trieb sich hier herum?
    Der Schnitzer wußte es nicht. Er wollte es aber wissen und ging näher an die Spuren heran.
    Genau leuchtete er sie ab.
    Für die nächste Zeit wurde er sehr nachdenklich, denn er hatte etwas entdeckt, das überhaupt nicht in seine Überlegungen hineinpassen wollte. Die Spuren waren ihm fremd und kamen ihm dennoch sehr bekannt vor.
    Fußspuren.
    Und sie besaßen Umrisse, die steif und auch starr wirkten. Sogar hölzern…
    Ricardo Bachara begann zu überlegen. Er kannte die Spuren. Schließlich hatte er indirekt dafür gesorgt, als er die Figur seines Todfeindes geschnitzt hatte. Nur eben waren sie nicht so groß. Und die Spuren sahen frisch aus…
    Als wäre erst vor Minuten hier jemand entlanggegangen. Es lag auf der Hand, wie die Lösung aussehen konnte, aber der Mann wollte nicht daran glauben, weil sie ihm einfach zu phantastisch erschien. Dennoch mußte er damit rechnen.
    Und er hörte wieder die Schritte.
    Sie waren dort aufgeklungen, wo sich auch sein Haus befand, und genau dahin mußte er leuchten.
    Der Schnitzer schwenkte seine

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