Hände, die der Satan schuf
sich nicht mehr unter den Lebenden.
Will wischte über seine Stirn. Er stellte fest, daß seine Hand zitterte. Schon jetzt dachte er darüber nach, wie es möglich gewesen sein konnte, daß einem Harald West so etwas passiert war. Dafür gab es einfach keine Erklärung. West hatte nichts mit Dämonen zu tun gehabt. Er war kein Geisterjäger wie John Sinclair, der Freund des Kommissars, wie sich Will manchmal selbst bezeichnete.
Vielleicht war er, ohne davon Kenntnis gehabt zu haben, jemanden auf die Zehen getreten.
»Dieser Bachara ist mit dem Teufel im Bunde!« So hatte Harald West gesagt. Einfach nur so dahergeredet, die Worte nicht ernst gemeint. Will Mallmann allerdings nahm sie ernst.
Sehr sogar…
Er hörte Degenhardt reden und um Ruhe bitten. Mallmann verstand nicht, was der Mann sagte, bis er direkt angesprochen wurde und hochschreckte.
»Kommissar Mallmann, haben Sie eine Erklärung?«
»Nein.«
»Aber Sie beschäftigen sich doch mit Dingen, die…« Degenhardt räusperte sich, »nicht in den normalen Bereich unserer Arbeit hineinpassen.«
»Schon.«
»Dann werden Sie den Fall übernehmen.«
»Das hatte ich auch vor, Herr Degenhardt.«
Der Hauptabteilungsleiter nickte. Bevor er die Konferenz auflöste, nahm er den Männern das Versprechen ab, über den Vorfall den Mantel des Schweigens zu decken.
»Und Sie bitte ich noch in mein Büro«, sagte er zu Will Mallmann.
»Außerdem lasse ich den Toten abholen und zur Untersuchung bringen. Da wird man ja sehen.«
»Das meine ich auch«, sagte Will.
Die Kollegen gingen. Ein alter Kumpel, er wurde nur Schmitz drei genannt, schlug Will auf die Schulter. »Ehrlich, Will, ich beneide dich nicht um den Job.«
»Ich mich auch nicht.«
Degenhardts Büro lag zwei Etagen höher. Mit dem Lift fuhren er und Will Mallmann hoch. Der Hauptabteilungsleiter zeigte sich noch immer fassungslos. Er schüttelte den Kopf und wischte permanent den Schweiß von seiner Stirn. »Wie ich das den zuständigen Stellen erklären soll, weiß ich nicht.« Fast flehentlich schaute er den Kommissar an. »Tun Sie mir einen Gefallen und lösen Sie den Fall so rasch wie möglich.«
»Ich werde mein Bestes geben.«
»Reicht das?«
»Nein«, gab Will zu. »Aber wie Sie sicherlich wissen, kenne ich Leute, die sich ebenfalls von Berufs wegen mit Fällen wie diesem hier beschäftigen. Man könnte…«
»Sie meinen diesen Engländer.«
»Ja, John Sinclair. Er hat uns schon öfter geholfen.«
»Blamabel für uns, wirklich.«
Will hob die Schultern. »Was wollen Sie, Herr Degenhardt? Man kann nicht in allen Sätteln reiten.«
»Ja, natürlich, aber reden wir in meinem Büro weiter. Ich muß mich erst sammeln.«
Degenhardts Sekretärin erschrak, als sie ihren Chef mit so bleichem Gesicht den Raum betreten sah. Fast wäre ihr die kleine Gießkanne noch aus der Hand gefallen, mit der sie die Blumen begoß.
»Stellen Sie die Pflanzen lieber nach draußen«, schlug Will vor. »Da können Sie das Wasser sparen. Es regnet stark genug.«
Die Sekretärin war eine humorlose Person. »Möchten Sie Kaffee, Herr Degenhardt?« fragte sie, ohne auf die Bemerkung des Kommissars einzugehen.
»Ja, eine Kanne.«
»Und noch eine zweite Tasse«, sagte Will.
Er schloß hinter dem Hauptabteilungsleiter die Tür. Degenhardt hatte bereits am Schreibtisch seinen Platz gefunden. Die Unterschriftenmappe schob er zur Seite und stützte das Kinn in beide Handflächen. »Ich verstehe es nicht«, flüsterte er. »Verdammt, ich verstehe es einfach nicht. Das will nicht in meinen Schädel.«
»Fragen Sie mich mal.«
»Aber es muß doch einen Grund geben!« Degenhardt stierte Will Mallmann an. »Den gibt es auch vielleicht.«
»Und?«
»Woran hat Harald West zuletzt gearbeitet?«
»An der Terroristenfahndung. Wir wollten den letzten Mann dieser Gruppe noch kriegen. Ricardo Bachara.«
»Kein Deutscher?«
»Nein, ein internationaler Terrorist. Wie dieser Carlos. Allerdings nicht so gefährlich. Er stammt aus Spanien und hat sich nach dem Studium sein Geld durch Schnitzen verdient.«
»Was sagten Sie da? Schnitzen?«
»Das kann eine Spur sein.«
Degenhardt schüttelte den Kopf. »Verstehe ich nicht.«
Auch Wills Antwort klang nicht überzeugend. »Okay, ich gebe zu, es klingt unwahrscheinlich, doch Harald West ist zu einer Holzfigur geworden, und ein Schnitzer braucht, um seinen Beruf auszuüben, ebenfalls Holz.«
»Daher die Verbindung. Nein!« Degenhardt wollte daran nicht glauben.
»Das ist mir
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