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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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weil sie so unnatürlich viel davon hatte.
    »Klaus, hast du Annabel gesehen?«, fragte ich mit erhobener Stimme.
    Klaus leckte sich die Lippen und starrte in Serenas Ausschnitt. »Sie ist kurz raus«, murmelte er.
    Ich dachte an die Katastrophe von vor acht Jahren und ballte die Fäuste. Damals war Annabel auch nur kurz rausgegangen, und ehe wir uns umschauen konnten, war Klaus zusammen mit Serena in der Besenkammer verschwunden.
    Wieso musste dieses Weib ausgerechnet heute hier auftauchen? Es sollte der glücklichste Tag in Annabels Leben werden, und ich würde auf keinen Fall zulassen, dass irgendwer ihr das verdarb! Schon gar nicht Serena! Das fehlte noch!
    »Darf der Bräutigam mit einer alten Klassenkameradin tanzen?«, fragte Serena.
    »Ich finde nicht, dass das so eine tolle Idee ist.«
    Ich sprach so laut, dass man es unmöglich überhören konnte, doch soweit es Serena und Klaus betraf, hätte ich ebenso gut eine Ameise sein können, die irgendwo auf dem Boden rumkrabbelte.
    Serena strich sich mit beiden Händen über ihr verboten enges Kleid und erzeugte dabei ein knisterndes Geräusch. »Habe ich dir schon gesagt, dass du im Smoking einfach toll aussiehst?«
    Klaus’ ohnehin schon gerötetes Gesicht nahm die Farbe von gekochtem Hummer an. Die Augen wollten ihm schier aus dem Kopf hüpfen, als Serena unvermittelt mit der Grazie eines zustoßenden Pythons auf ihn zuglitt und den Arm um seine Schulter schlang. Klaus ächzte irgendetwas Zustimmendes, und mit einem Mal waren die beiden auf dem Weg zur Tanzfläche, bevor ich auch nur ein einziges Wort hatte sagen können.
    Ich starrte ihnen hinterher und versuchte, gegen die unguten Vorahnungen anzukämpfen, die plötzlich mit Macht über mich hereinstürzten. Was sollte ich tun? Ich konnte ihn doch schlecht beim Kragen packen und ihn von Serena wegzerren, oder? Sie war immerhin tatsächlich eine alte Klassenkameradin. Und vielleicht waren sie beide der Meinung, dass das, was sich auf der Abifeier in der Besenkammer abgespielt hatte, längst verjährt war, in jeder Weise. Dass dieser eine Akt in der Hitze des Gefechts und in betrunkenem Zustand es nach all den Jahren nicht mehr rechtfertigte, alten Groll zu schüren. Warum sollten sie es nicht längst vergessen haben und wieder Freunde sein, so wie früher? Klaus hätte ihr bestimmt nicht gestattet, hier zu erscheinen, wenn er auch nur einen Hauch eines zweideutigen Gedankens in Bezug auf die Person gehegt hätte, oder?
    Aber wieso hatte er sie dann angestarrt wie das Kaninchen die Schlange? Und wieso musste er unbedingt mit ihr tanzen? Und zwar nicht irgendwas, sondern einen ausgewachsenen Klammerblues!
    »Was ist los?« Mein Vater stand hinter mir, in der einen Hand ein Glas Courvoisier, in der anderen ein mit Lachs belegtes Canapé. »Du siehst so durcheinander aus.«
    »Wirklich?«, fragte ich geistesabwesend.
    Mein Vater folgte meinen Blicken. »Das Kleid steht ihr gut«, befand er anerkennend. »Ich wusste gar nicht, dass sie so tolle Beine hat.« Stirnrunzelnd nahm er einen Schluck von seinem Cognac. »Wieso hat sie auf einmal glatte Haare?«
    »Du hast deine Brille nicht auf«, rügte ich ihn verärgert. »Das ist nicht Annabel, sondern Serena.«
    »Ach«, sagte er. »War die nicht auch mit euch in der Schule? Ich fand damals schon, dass sie ein sehr nettes Mädel ist.«
    Ich hätte ihm sagen können, wie sie wirklich war, aber das hätte im Moment nicht viel geholfen. Etwas musste passieren, und zwar sofort. Sonst passierte noch etwas. Annabel konnte jeden Moment wieder da sein und dann würde es garantiert Tränen geben. Und zwar bestimmt keine Freudentränen.
    Während mein Vater sich angeregt plauschend zu einem Grüppchen von Partygästen gesellte, machte ich mich auf den Weg zur Tanzfläche. Ich würde Klaus schnappen und zu Annabel schleppen, koste es was es wolle.
    Nach drei Schritten tauchte Thomas mitten im Getümmel auf und hielt mich fest. »He, du Schöne der Nacht, wohin des Weges?« Er beugte sich zu mir, um mich zu küssen. Ich schmiegte mich kurz an ihn, doch dann machte ich mich entschlossen los. »Keine Zeit. Ich muss Klaus retten.«
    »Wovor?«
    »Vor dem sicheren Verderben.«
    Ich setzte ihn über die neueste Entwicklung in Kenntnis, woraufhin er die Blicke suchend über die Tanzfläche schweifen ließ. »Ich sehe die beiden nirgends«, meinte er nach ein paar Sekunden achselzuckend. »Bist du sicher, dass sie tanzen wollten?«
    Meine ungute Vorahnung verdichtete sich schlagartig

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