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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Hochzeit wie im Märchen. Oder sogar noch schöner, nämlich wie im Film. Genau genommen wie in dem Film Herz über Kopf, in dem Salma Hayeck und Matthew Perry während des Abspanns hoch oben auf einem Bergplateau heiraten, im Hintergrund die grenzenlose, majestätische Weite des Grand Canyon. Und das alles zum Sound von Fools rush in, vom unsterblichen Elvis persönlich zelebriert. Was für eine Kulisse zum Heiraten!
    Die Sache mit dem Grand Canyon hatten wir uns für Annabels Hochzeit natürlich aus dem Kopf schlagen müssen. Ganz davon abgesehen, dass die Flüge für eine Hochzeitsgesellschaft dieser Größenordnung ungefähr einen mittelgroßen Lottogewinn verschlungen hätten, wäre es auch organisatorisch eine zu große Herausforderung gewesen. Heiraten weit draußen in freier Natur ist ja gut und schön und sicher auch ungeheuer romantisch. Aber haben Sie schon mal überlegt, was passiert, wenn jemand mal ein gewisses Örtchen aufsuchen muss? In Herz über Kopf hatte die Filmcrew vermutlich ein paar Mobil-Klos mit auf den Berg geflogen, nur für den Fall der Fälle. Oder es gab möglicherweise doch irgendwo eine versteckte Straße, sodass sie mit voll ausgerüsteten Wohnwagen zum Set kommen konnten und beides, Straße und Wohnwagen, später einfach wieder rausschnitten. Falls irgendwer vor Aufregung oder wegen zu vieler burritos Verdauungsprobleme hatte, bekam niemand was davon mit.
    Annabel gab sich folglich mit einer leicht germanisierten Variante zufrieden, nämlich mit einer Trauung auf dem Drachenfels.
    Bevor Sie jetzt glauben, diese unendliche Hochzeitsgeschichte würde ihren Anfang im Siebengebirge nehmen, liegen Sie falsch, denn gemeint ist nicht der Drachenfels bei Königswinter, sondern eine namensgleiche Lokalität in der Südwestpfalz, in unmittelbarer Nachbarschaft jenes bereits erwähnten Örtchens namens Busenberg.
    Der Drachenfels bei Busenberg war in mehrfacher Hinsicht eine praktische Auswahl. Zum einen war er die einzige akzeptable Bergplateau-ähnliche Gegend weit und breit und zum anderen wohnten wir in einem Nachbarort von Busenberg, wo später auch das große Fest steigen sollte. Außerdem konnte man mit dem Wagen quasi bis vor Ort fahren, und Klos waren auch vorhanden. Direkt unterhalb der Burgruine gab es ein Ausflugslokal, wo man auch parken konnte. Der Felsen ragte herrlich archaisch inmitten der grünen Pfälzer Landschaft empor und die Aussicht auf die umliegende Gegend war wirklich fabelhaft. Es war nicht der Grand Canyon, aber der Unterschied war – zumindest für uns – nicht der Rede wert. Die Dekoration war dieselbe wie im Film, und was an Grandezza fehlte, machten wir durch Stimmung wett. Und die war auf jeden Fall so, dass sie alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte.
    Kein Kunststück, denken Sie? Wenn eine Hochzeit steigt, sind immer alle gut drauf? Irrtum. Einfach bloß heiraten, um in Stimmung zu kommen – das können Sie glatt vergessen. Eine Hochzeit wird nicht von allein zum Traum. Dazu bedarf es Monate langer, harter, konzentrierter Arbeit. Und genau da kam ich ins Spiel.
    *
    Bestimmt erinnern Sie sich noch an den Film The Wedding Planner mit Jennifer Lopez. Mit dieser Vorstellung im Kopf liegen Sie ungefähr richtig. Nicht, dass ich wie
J. Lo. mit dem Headset durch die Kulisse flitzte und unsichtbaren Assistenten Anweisungen zugezischt hätte – Brittas Brautbüro war bis dato noch eine One-woman-Show. Aber davon abgesehen machte ich im Prinzip genau dasselbe. Es gab sogar Leute, die behaupteten, ich hätte auch sonst Ähnlichkeit mit J. Lo., vor allem von hinten. Na gut, das war sicher Ansichtssache, vor allem, wenn Männer mir so was sagten, aber es half nicht gerade, wenn sie im selben Atemzug hinzufügten: Hey, das soll nicht heißen, dass du einen Bratarsch hast, okay?
    Meine Freundin Pauline meinte regelmäßig, es könne meinem Geschäft nicht schaden, wenn ich die Ähnlichkeit mehr kultivierte, doch ich kriegte in engen Kostümen keine Luft. Folglich glänzte ich lieber mit meinen Visitenkärtchen und dezent auf den Einladungs- und Menükarten untergebrachten Hinweisen auf meine Website, denn Werbung ist bekanntlich die halbe Miete. Die Leute heiraten heutzutage mehr denn je, es ist fast wie eine Sucht. Obwohl man schon im Voraus genau weiß, dass irgendwann der Absturz folgt, tut man es trotzdem, frei nach dem Motto: Jede zweite Ehe wird geschieden – wie gut, dass dies unsere erste ist!
    Für Annabel und Klaus war es ebenfalls die erste

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